Eine Billion Dollar
und anderen Getreidesorten auf dem niedrigsten Stand seit zwei Jahrzehnten sind? In den Nachrichten kommt das natürlich nicht vor, die berichten lieber über irgendwelche Scharmützel in Bosnien-Herzegowina. Und die Prognosen für die diesjährigen Ernten sind schlecht, was heißt, die Vorräte werden nächstes Jahr vermutlich unter die Marke von fünfzig Tagen des Weltverbrauchs sinken. Und während die Bevölkerung wächst, schrumpft weltweit die landwirtschaftlich nutzbare Fläche, durch Erosion, Versalzung, Versteppung, Zersiedelung. Allein auf Java werden derzeit jedes Jahr zwanzigtausend Hektar mit Straßen, Siedlungen und Fabriken zugebaut, eine Fläche, die über dreihunderttausend Menschen ernähren könnte – während die Bevölkerung Indonesiens um drei Millionen pro Jahr wächst. Warum, glauben Sie, legen die USA so großen Wert darauf, der größte Getreide-Exporteur der Welt zu sein und zu bleiben? Weil das Macht bedeutet. Bald werden die amerikanischen Getreidesilos eine größere Macht darstellen als die Flugzeugträger der US Navy.«
»Heißt das, Sie wollen den Regierungen irgendwann mit dem Entzug von Nahrungsmitteln drohen?«, fragte John.
»Nein. Man droht nicht. Man sorgt nur dafür, dass dem anderen klar ist, was man tun könnte , und dann sagt man, was man von ihm will. Das genügt schon.« McCaine lächelte undurchdringlich. »Keine Sorge. Sie werden bald merken, wie das funktioniert.«
Eine Woche später unterschrieb John eine Zahlungsanweisung über einen ehrfurchtgebietenden Betrag in Britischen Pfund für einen ehrfurchtgebietenden Büroturm in der City of London, der zuvor der National Bank of Westminster gehört hatte. Deren Schild wurde gerade abmontiert, als sie das erste Mal als rechtmäßige neue Besitzer ankamen. »Es trifft keine Armen«, meinte McCaine leichthin, »die haben noch fünf weitere Wolkenkratzer hier in der Gegend, die meisten größer als dieser.«
Selbst leergeräumt atmete das Gebäude noch immer Macht, Reichtum und jahrhundertealte Geschichte. Hallenden Schrittes wanderten sie durch riesige, stuckverzierte Räume, über uraltes, solides Parkett, schauten aus hohen Fenstern hinaus auf die Stadt.
McCaine zeigte sich hochbefriedigt über den Kauf, mit dem sie ihr Hauptquartier, wie er sich ausdrückte, »mitten in Feindesland hineingepflanzt« hätten. »Schauen Sie hinaus, John«, forderte er, als sie im obersten Stockwerk angelangt waren. »Das ist die City of London, ein unabhängiger, selbstverwalteter Stadtbezirk mit eigener Verfassung, eigener Polizei, beinahe ein souveräner Staat. Dort drüben ist die Bank von England, dort ist Lloyd’s of London, die Londoner Aktienbörse befindet sich hier, buchstäblich jedes bedeutende Handelshaus der Welt unterhält hier ein Büro. Nirgendwo auf Erden werden Sie eine reichere Quadratmeile finden. Dies ist wirklich und wahrhaftig der Vatikan des Geldes – und wir sind mitten darin.«
John betrachtete die Skyline Londons, den dunkel mäandernden Lauf der Themse, dachte an die vielen Nullen auf dem Scheck, den er unterschrieben hatte, und war nicht ganz so beeindruckt.
»Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte er.
Vermutlich hätte man McCaine mitten in der Nacht wecken können und er wäre trotzdem imstande gewesen, zu allen Details seiner Vorhaben Auskunft zu geben. »Wir stellen Leute ein«, erklärte er ohne Zögern und ohne den Blick von der Aussicht zu nehmen, die in der Tat bemerkenswert war. »Analysten, die alle Firmen der Welt unter die Lupe nehmen, um festzustellen, welche wir davon brauchen. Verwaltungsfachleute, die eine Organisation aufbauen können. Rechtsanwälte, die alles wasserdicht absichern. Und so weiter. Wir können einige Leute aus meiner alten Firma übernehmen, aber das reicht nicht. Ich habe in allen wichtigen Zeitungen Stellenanzeigen geschaltet, die morgen erscheinen, und außerdem etliche Personalberater beauftragt, gute Führungskräfte zu finden.«
»Personalberater?«, echote John.
Er hatte nur laut überlegt, um was für einen Beruf es sich dabei genau handeln mochte, aber McCaine schien seine Bemerkung als Sorge um die damit verbundenen Kosten zu verstehen, denn er beeilte sich zu erklären: »Der Erfolg jedes Unternehmens steht und fällt mit seinen Mitarbeitern. Man könnte meinen, das sei das bestgehütete Geheimnis der Wirtschaft, aber in Wirklichkeit wird es überhaupt nicht gehütet. Überall kann man es nachlesen, aber kaum jemand versteht es. Vor allem diejenigen,
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