Eine Billion Dollar
und entstieg in ausgebeulten Tweedklamotten, als käme er gerade von einem Jagdausflug. Um Formen und Konventionen schien er sich einen Teufel zu scheren.
Lord Peter Rawburne war es auch, der den Abend in Bewegung brachte. »Heraus mit der Sprache, Mister Fontanelli«, sagte er, während die Vorspeisenteller abgetragen wurden. »Sie haben uns doch nicht eingeladen, um sich die Zeit zu vertreiben, habe ich Recht?«
John legte die Serviette beiseite, sah in die Runde und spürte das Wühlen im Bauch, das ihn seit Tagen nicht schlafen ließ. Hoffentlich wirkte er nicht so lächerlich unsicher, wie er sich fühlte. Er hatte seine Ansprache hundertmal geübt, vor dem Spiegel, vor der Videokamera, bis er den Eindruck gehabt hatte, das, was zu sagen war, einigermaßen locker herüberbringen zu können und so, dass es so aussah, als habe er es nicht hundertmal geübt. Nun musste ihm bloß noch der Übergang gelingen.
»Das würde ich niemals wagen«, versuchte er zu scherzen, aber niemand lachte. Das würde wohl nicht so einfach werden. »Ich habe«, begann er also so, wie er es einstudiert hatte, »nach einer Gelegenheit gesucht, ein paar Dinge richtig zu stellen. Dinge, die meine Firma betreffen. Fontanelli Enterprises wird in der Öffentlichkeit als gewöhnliches Investment eines großen Vermögens gesehen, mit dem Ziel, Gewinne zu erwirtschaften.« John machte eine kleine Handbewegung, um an die Umgebung zu erinnern, in der sie sich befanden. »Sie werden mir sicher zustimmen, dass ungefähr das Letzte, was ich brauche, noch mehr Geld ist.«
Das Einzige, was Sie ihnen verschweigen müssen, ist, dass wir quasi die Weltherrschaft anstreben, hatte McCaine gemahnt. Geben Sie sich bescheiden.
»Ich kenne einige Leute, auf die das ebenfalls zutrifft«, wandte Miss Holden ein. »Trotzdem hören sie nicht auf damit. Ich habe einen von ihnen einmal gefragt, warum er immer noch mehr Geld verdienen wolle, obwohl er es doch nicht mehr brauche. Er sagte: ›lch tue es nicht, weil ich es brauche , sondern weil ich es kann .‹«
»Aber ich kann es doch nicht!« Das war John spontan herausgerutscht. Er räusperte sich. »Was ich damit meine, ist, dass mir sicher niemand nachsagen wird, ich sei der geborene Geschäftsmann.«
»Aber offensichtlich lernen Sie schnell«, sagte David Moody. »Sie investieren ziemlich clever, und Sie investieren weltweit. Ich glaube, die einzigen Länder, in denen Sie nichts gekauft haben, sind der Irak und Nordkorea, und das einzige Land, in dem Sie keine Vertretung haben, ist die Antarktis.«
»Ich habe clevere Mitarbeiter. Abgesehen davon kann man ein so großes Vermögen nicht in ein einziges Land, nicht einmal in einen einzigen Kontinent investieren, ohne Monopole zu schaffen.«
»Vielleicht nicht einmal in einen einzigen Planeten«, spottete Alain Smith.
John wurde heiß. Der Herausgeber der Sun lag, ohne es zu ahnen, verdammt nah an der Wahrheit. »Ich empfinde mein Vermögen in erster Linie als Verpflichtung«, sagte John langsam. »Ich will nicht noch mehr Geld anhäufen, sondern der Menschheit damit dienen…«
»Also doch«, warf Lord Rawburne ein. »Die Prophezeiung Ihres Urahns treibt Sie um.«
»Warum verteilen Sie Ihr Geld dann nicht unter den Armen?«, wollte Smith wissen. »Zumindest einen Teil davon.«
John sah ihn an. »Weil ich glaube, dass damit niemandem wirklich gedient wäre.«
»Der Obdachlose unter der Themsebrücke wird das anders sehen.«
»Er irrt sich«, sagte John. Er war selber überrascht, wie bestimmt ihm das über die Lippen ging, und noch überraschter, als er sah, dass es wirkte. Alain Smith verstummte und nickte, als zöge er ernsthaft in Erwägung, John könne Recht haben. Auch niemand sonst erhob Einspruch, und so kehrte er zu seiner vorbereiteten Rede zurück. Plötzlich hatte er das Gefühl, sie zu Ende bringen zu können, ohne vorher zu sterben. »Was ich sagen wollte, ist, dass mein Hauptaugenmerk dem Umweltschutz gilt. Wir sind dabei, Umweltschutzrichtlinien einzuführen, die überall im Konzern Gültigkeit haben werden, und zwar auch in Ländern und Situationen, wo uns dies wirtschaftliche Nachteile bringt. Sie haben vielleicht von unseren Anstrengungen gehört, den Transport von Rohöl sicherer zu machen. Das kostet Geld, aber ich will tun, was ich kann, um zu verhindern, dass einem Schiff, das in meinem Auftrag fährt, so etwas zustößt wie der Sea Empress. Was wir im Moment durchführen, sind Maßnahmen, die sich rasch umsetzen lassen – der
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