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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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generelle Einsatz von Umweltschutzpapier für die Verwaltung beispielsweise, Abfalltrennung und Recycling, Verzicht auf Treibgase, die die Ozonschicht gefährden, und so weiter. Leider sind das zumeist Maßnahmen von eher symbolischem Wert. Demnächst werden wir weitergehende Projekte starten, die zum Beispiel die umweltfreundliche Konstruktion von Produkten betreffen, Einzelheiten der Verarbeitung und so weiter. Aber wir haben noch ehrgeizigere Pläne. Nur«, sagte John und sah den Premierminister an, »bedürfen sie der Hilfe der Politik.«
    Major machte große Augen, oder vielleicht sah das durch seine große Brille nur so aus. »Ich habe mich schon gefragt, wozu ich eingeladen wurde«, meinte er trocken.
    John holte tief Luft. Das Flattern im Bauch war immer noch da. Weitermachen, nicht irritieren lassen! »Die Fontanelli-Gruppe wird in Zukunft, wie ich glaube sagen zu können, eine bedeutende Rolle in der Weltwirtschaft spielen. Das ermutigt mich, bestimmte wirtschaftspolitische Änderungen anzuregen, von denen ich glaube, dass sie auf lange Sicht allen Menschen zugute kommen werden. Ich würde eine entsprechende Politik unterstützen, auch unter Inkaufnahme wirtschaftlicher Einbußen, in der Hoffnung, dass Fontanelli Enterprises damit ein Beispiel setzt, dem andere folgen.«
    Er blickte in verblüffte Gesichter.
    Alain Smith, der am unteren Ende der Tafel saß, griff nach seinem Weinglas, und John hörte ihn murmeln: »Jetzt wird’s lustig.«
    Das Gesicht des Premierministers war eine steinerne Maske. »Ihre Kooperationsbereitschaft nehme ich erfreut zur Kenntnis«, sagte er in äußerst unerfreutem Tonfall. »Trotzdem muss ich darauf hinweisen, dass in einer Demokratie der korrekte Weg, politische Änderungen zu erreichen, über das Parlament führen muss, nicht über private Vereinbarungen beim Abendessen.«
    Viktoria Holden beugte sich vor, die Perlen ihrer Kette streiften unbeabsichtigt ihren Teller und erzeugten ein klingelndes Geräusch. »Mister Fontanelli, würden Sie uns erklären, welche wirtschaftspolitischen Änderungen Ihnen konkret vorschweben?«
    John sah sie dankbar an. Miss Holden wird trotz ihrer bald achtzig Jahre vermutlich der fortschrittlichste und offenste Geist an Ihrer Tafel sein, hatte McCaine prophezeit. Und was sie sagt, hat mehr Gewicht, als die Auflage ihres Blattes vermuten lassen würde.
    »Ich bin, wie gesagt, ein Neuling in der Geschäftswelt«, erklärte er ihr und den anderen. »Vielleicht staune ich deshalb noch über viele Dinge, an die sich andere, die in dieser Welt aufgewachsen sind, gewöhnt haben. Ich frage mich zum Beispiel, wie es sein kann, dass es sich lohnt, Nordseekrabben nach Marokko zu transportieren, um sie pulen zu lassen? Wie kann es sein, dass man Äpfel aus Neuseeland einfliegen und dennoch billiger anbieten kann als einheimische Äpfel?« Jetzt war er wieder im Fahrwasser seiner Rede, und endlich in dem Teil, der ihm am meisten aus der Seele sprach. »Oder allgemein gefragt: Wie kann das für die Umwelt Schädlichere das wirtschaftlich Lohnendere sein? Doch nur, weil der Preis, den ein Unternehmen für etwas zahlen muss – in diesem Fall für den Transport –, nicht den wirklichen Kosten entspricht. Würde alles so viel kosten, wie es die Umwelt belastet, gäbe es kein Umweltproblem. Denn was wir Menschen gut können, ist, Kosten zu vermeiden. Darin sind wir alle sehr findig. Die Geschichte der Industrialisierung ist eine einzige Geschichte der Kostensenkung für Güter des täglichen Lebens. Warum machen wir uns nicht diese Erfindungskraft nutzbar, um eine nachhaltigere Bewirtschaftung der Erde zu entwickeln? Warum erzwingen wir nicht, dass der Faktor Umweltbelastung in allen Kalkulationen berücksichtigt werden muss? Warum richten wir es nicht so ein, dass Umweltbelastung einfach Geld kostet?«
    Eine endlos lange Sekunde war es so still, als habe er etwas unfassbar Peinliches gesagt.
    »Wenn Sie den Transport verteuern, drehen Sie dem Welthandel den Hals zu«, sagte David Moody schließlich und lehnte sich zurück. »Die Wirtschaft ist von guten Transportbedingungen abhängig.«
    Dieser Einwand war vorhersehbar gewesen. Sogar er war darauf gekommen, als er zusammen mit McCaine diese Überlegungen ausgearbeitet hatte. »Es geht nicht einfach um Transportkosten. Die Wirtschaft hat sich so entwickelt, wie sie ist, weil die Transporte billig waren. Nicht umgekehrt. Es ist mir schon klar, dass die Umsetzung meines Vorschlags gravierende Konsequenzen haben

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