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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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wird. Ich sage auch nicht, dass es mit einem Schlag passieren muss. Aber passieren muss es.«
    »Ihr Vorschlag hieße«, stellte Smith fest, »beispielsweise die Subventionen für den Bergbau zu streichen und stattdessen saftige Steuern auf Kohle zu erheben. Oder? Aber das Resultat wären Tausende von Arbeitslosen.«
    »Wenn sich nichts verändern würde, könnten wir es lassen«, sagte John.
    Der Premierminister Ihrer Majestät sagte nichts, aber er war sichtlich nicht amüsiert. Er blickte starr vor sich hin und schien sich zu wünschen, anderswo zu sein.
    In das betretene Schweigen hinein wurde der nächste Gang serviert, eine Lachspastete an Rieslingsoße. Was für eine verrückte Umgebung, um über die Not der Welt zu sprechen, dachte John beim Anblick des fantasievoll dekorierten Tellers, den eine geübte Hand schwungvoll vor ihm absetzte.
    »Ich finde, Mister Fontanelli hat Recht«, meldete sich Lord Rawburne zu Wort. Er griff nach Gabel und Fischmesser. »Wir sind hier unter uns, wir sind alle einigermaßen intelligente Menschen, wir brauchen uns also nichts vorzumachen. Wenn Sie sich den Wirtschaftsprozess anschauen, werden Sie immer feststellen, dass sich eine Grenze ausmachen lässt, an der etwas aus der Natur entnommen wird – ein Rohstoff, ein Naturprodukt –, und eine andere Grenze, an der wieder etwas an die Natur übergeben wird – Abfall, in der Regel. Alles, was dazwischen geschieht, ist sozusagen eine interne Angelegenheit der Menschen. Es ist die Existenz dieser beiden Grenzen, die das Umweltproblem schafft. Wir bedienen uns aus Ressourcen, die nicht unbegrenzt sind, und das, was wir abgeben, kann gleichfalls nicht in unbegrenztem Umfang aufgenommen werden. Das wissen wir alle seit langem, ohne dass dieses Wissen Konsequenzen gezeigt hätte. Mister Fontanellis Vorschlag trifft genau den Kern des Problems: Solange es sich für die Wirtschaft nicht finanziell negativ auswirkt, die Umwelt zu belasten, und positiv, sie zu schonen, ist es ihr unmöglich, entsprechend zu handeln. Ich sage mit Absicht unmöglich. Es dennoch erwarten, wie es viele Idealisten immer tun, heißt zu erwarten, dass die Wirtschaft unwirtschaftlich handelt. Die Spielregeln sehen Rücksicht auf die Umwelt nicht vor. Aber wir können die Spielregeln ändern. Das ist nicht einmal etwas Besonderes; wir tun es dauernd. Wir ändern das Bankenrecht, das Versicherungswesen, das Börsenrecht, das Steuerrecht – alles Spielregeln für das wirtschaftliche Geschehen. Genauso einfach können wir die Spielregel einführen, dass Umweltbelastung Geld kostet. Dann würde das, was wir bislang mit moralischen Appellen vergeblich angestrebt haben, wie von selbst passieren, allein durch die Dynamik der Marktkräfte. Und es geht nur so. Einen anderen Weg gibt es nicht.«
    David Moody hatte während Rawburnes Rede angefangen, den Kopf zu schütteln, und er schien überhaupt nicht mehr damit aufhören zu wollen. »Das ist alles zweifellos gut gemeint«, sagte er, »wenn auch nicht besonders originell. Der Ruf nach staatlicher Kontrolle eben. Aber tatsächlich geht es der Umwelt heute in den Ländern am besten, die einen freien Markt haben, während sie in den ehemaligen Planwirtschaftsländern ruiniert ist.«
    Rawburne beugte sich vor und richtete die Spitze seines Fischmessers auf den Amerikaner, als sei es ein Degen. »Eine Spielregel ist nicht dasselbe wie Planwirtschaft, das wissen Sie genau, Mister Moody. Der Staat muss Spielregeln festlegen. Dazu ist er da. Ihr freier Markt würde nicht funktionieren ohne die Spielregeln, die der Staat geschaffen hat – wir reden von Dingen wie dem Aktiengesetz, der Bankenaufsicht, dem Vertragsrecht und so weiter. Und in den Staaten, die die Einhaltung von Spielregeln nicht zu erzwingen imstande sind, funktioniert Ihr freier Markt ebenfalls nicht. Die berühmten Rahmenbedingungen, deren Fehlen man immer beklagt, wenn man erklärt, warum man nicht in Russland investieren will.«
    John hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen, um die Animosität zwischen den beiden, die er zu spüren glaubte, nicht eskalieren zu lassen. »Ich bin alles andere als ein Fachmann in Wirtschaftsfragen«, erklärte er. »Ich habe mir bloß die Frage gestellt, wie unsere Wirtschaft aussehen würde, wenn die Erde, die Natur, eine Firma wäre? Wenn wir alles, was wir brauchen, von dieser Firma kaufen müssten? Wirklich alles – nicht nur Rohstoffe, sondern auch Wasser, Luft, Grund und Boden?«
    Wir werden eines Tages diese Firma

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