Eine Billion Dollar
anbot, und zog sein Scheckbuch heraus und einen Kugelschreiber, der, obwohl er nicht so aussah, mehr gekostet hatte als alles, was sein Gastgeber besaß. »Wie viel Schulden haben Sie?«, fragte er.
Balabagan bekam große Augen. »O nein«, würgte er hervor. »Das ist… das kann ich nicht…«
John sah ihn nur an, fühlte sich taub und wund im Inneren und sagte: »Mister Balabagan, ich bin der reichste Mann der Welt. Sie haben mir geholfen, jetzt will ich Ihnen helfen. Und Sie brauchen Hilfe, denn aus eigenen Kräften werden Sie diesen Kredit niemals zurückzahlen können. Also?«
Der Fischaufkäufer starrte vor sich hin, in seinem Gesicht arbeitete es, bis endlich eine Seite in ihm siegte, der Instinkt des Überlebens vielleicht. Er nannte leise eine Summe, und John schrieb, ohne sich die Mühe zu machen, sie in Dollar umzurechnen, den doppelten Betrag hin, riss den Scheck heraus und schob ihn ihm hin. »Wäre schön, wenn Sie es einrichten könnten, kein Dynamit mehr zu verkaufen«, sagte er.
»Aber –«, begann Balabagan.
»Leben Sie wohl«, sagte John und stand auf. »Grüßen Sie Ihre Frau. Und danke für die Cola.«
Damit ging er. Es roch wieder nach Rauch, der Himmel im Westen war von grauen Schlieren überzogen, weil sie in Indonesien die Wälder abfackelten, weil sie auch dort für ihn arbeiteten, seine Untertanen, die nichts davon wussten, dass sie ihm tributpflichtig waren. Überall auf der Welt war es so, überall rackerten sich Männer und Frauen ab, schwitzten, strengten sich an, verrichteten gefährliche, schwierige oder langweilige Arbeiten, und ohne dass sie es durchschauten, arbeiteten sie einen Gutteil ihrer Zeit für ihn, trugen bei zum steten Anwachsen seines Vermögens, machten ihn reicher und reicher, ohne dass er etwas dazu tun musste.
Denn, das war ihm heute Morgen elend klar geworden, es waren ja nicht nur diejenigen seine Untertanen, seine Leibeigenen, seine Sklaven, die selber Schulden hatten. Die Maschinerie des Geldes arbeitete viel raffinierter. Marvin und er hatten Miete gezahlt an Miss Pearson, die Besitzerin des Hauses, aber die konnte das Geld in Wirklichkeit nicht behalten, sondern musste es an die Bank weitergeben, um das Darlehen abzuzahlen, mit dem sie das Haus gekauft hatte. ›Kapitalkosten‹ hieß das Wort, das er in zahllosen Kalkulationen gesehen hatte, ohne sich etwas dabei zu denken. Mit allem, was man kaufte, bezahlte man die Kredite des Herstellers mit. Einen gewaltigen Anteil der Steuern, die einem abgezogen wurden, verschlangen die Zinsen für die Schulden des Staates. Und all dieses Geld landete, auf welch verschlungenen Wegen auch immer, letzten Endes bei ihm. Nun, nicht alles, aber immer mehr und mehr davon. Das größte Vermögen besaß in diesem System die größte Anziehungskraft, war wie ein Magnet, der durch das, was er ansaugte, an Stärke noch beständig zunahm. Wie McCaine gesagt hatte: Eines Tages konnte ihm die ganze Welt gehören.
John blieb stehen, schaute über die Bucht und die Landschaft, die so paradiesisch aussah und die nach Rauch und Abfällen roch. War er, war sein Geld nicht letzten Endes schuld an der Krise? Wäre alles anders gekommen, wenn nicht durch die Jahrhunderte dieses riesige Vermögen mit seinem unersättlichen Hunger nach Zinsertrag auf allem gelastet hätte wie ein Albdruck? Wie ein Moloch, dem alle Welt beständig hatte Opfer bringen müssen, sodass zu wenig geblieben war für die Bedürfnisse der Menschen und der Natur?
Und wenn dem so war – er musste das nachprüfen, nachrechnen, musste darüber nachdenken, bis er sich sicher war –, war es am Ende das, was er zu tun hatte, um die Prophezeiung zu erfüllen: das Vermögen zu vernichten?
Was für ein Gedanke. So paradox, dass er beinahe bestechend überzeugend klang. Kein Wunder, dass die Vacchis niemals dahinter gekommen waren, worin die Lösung bestand. Das Vermögen vernichten hieß, die gewaltige Last einer ertragshungrigen, zinsgierigen Billion Dollar von der Welt nehmen. War es das? Sah so die Antwort aus?
Er sah einen großen Platz vor sich, eine weite Ebene, in einer der Wüsten im Westen der USA vielleicht. Sie würden Straßen brauchen. Sicher würden Schaulustige kommen wollen, um das mit anzusehen. Eine Billion Dollar in Scheinen, wie viele Lastwagen voll das wohl waren? Sicher einige. Was für ein Bild. Es würde Geschichte machen, dieses Bild, wie Lastwagen um Lastwagen Geld ablud, massenhaft gebündelte Dollarnoten, die zu einem Scheiterhaufen
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