Eine Billion Dollar
kluge Paul Siegel, der Harvard mit summa cum laude abgeschlossen hatte und intelligent war wie kein anderer, hatte ihn ermahnt: Du musst dein Geld für dich arbeiten lassen.
Aber Geld arbeitet nicht. Nur Menschen arbeiten.
Wäre es anders: Was hinderte einen daran, genug Geld zu drucken, um jeden zum Millionär zu machen? Nichts. Nur wäre dann niemand da, der einem die Brötchen für das Millionärsfrühstück backt, niemand, der das Getreide für die Brötchen anbaut und erntet und mahlt, nichts dergleichen.
Geld arbeitet nicht. Arbeiten müssen immer Menschen.
Und Geld vermehrt sich nicht. Jeden Dollar, jeden einzelnen Cent, um den ein Konto anwächst, hat irgendjemand erarbeitet. Jemand, der Schulden hat und deshalb von dem Geld, das er verdient, abgeben muss an den, bei dem er diese Schulden hat.
Schulden, das hieß, Miete zahlen für Geld. Schulden und Zinsen waren ein riesiger, raffinierter Mechanismus, der Geld von denen, die wenig davon besaßen, zu denen transportierte, die viel davon besaßen. Dieser Transport erfolgte in homöopathisch kleinen Dosen, die den meisten nicht wehtaten, und mit mathematischer, kalkulierbarer Präzision.
So war sein Vermögen entstanden. Bis auf das Kapital, mit dem alles begonnen hatte, jene lächerlichen zehntausend Dollar, war jeder einzelne der tausend Milliarden Dollars von anderen Menschen erwirtschaftet worden. John sah vor seinem inneren Auge ein ungeheures Geflecht, ein Blutgefäßsystem, dessen große Venen verzweigten in kleine Venen und diese in noch feinere Venen und diese schließlich in haardünne Kapillaren, die sich über den ganzen Erdball erstreckten, in jedes Land, jede Stadt, jedes Dorf, in das Leben jedes einzelnen Menschen, der auf Erden lebte, doch es war kein Blut, das in diesen Gefäßen floss, sondern Geld, Cents und Zehntelcents in den Kapillaren, von wo aus sie zusammenflössen zu Quarters in den größeren Adern und zu Dollars in den noch größeren und zu Hundertern und Tausendern und Millionen und sich schließlich vereinigten zu diesem ungeheuren Strom von Geld, der sich fortwährend und an Stärke beständig zunehmend auf seine Konten ergoss, vierzig Milliarden Dollar pro Jahr, über hundert Millionen Dollar an jedem einzelnen Tag, den Gott werden ließ.
Er war dem Spinnennetz gefolgt, um die Spinne zu finden, und siehe da: Er war es selbst. Er hatte die Futterkette untersucht und festgestellt: Er selbst stand an ihrem Ende. Er war der Boss aller Bosse. Er war der letzte Ausbeuter. Er war der Erbe des Fontanelli-Vermögens und hatte geglaubt, die Lösung zu sein für die Probleme der Welt. In Wirklichkeit war er deren Ursache.
»Halten Sie an«, keuchte er. Der Wagen stoppte. Er stolperte hinaus und übergab sich, als müsse er alles loswerden, was er in den letzten zwei Jahren gegessen hatte.
34
Irgendwie hatten sie ihn zurück an Bord gebracht. Irgendwie hatte er die Nacht überstanden und den Morgen, und dann begehrte er wieder an Land zu gehen, weil noch etwas zu erledigen war. Sie brachten ihn mit dem Motorboot nach Tuay, wo immer noch der Wagen stand, und fragten, ob der noch gebraucht würde. Nein, schüttelte er den Kopf, ihr könnt ihn wieder einladen. Sie sagten etwas davon, dass die PROPHECY zu groß sei, um anzulegen, und er nickte nur, alles tat ihm weh innen, ja, sie sei wirklich zu groß, viel zu groß für einen Menschen. Und während sie sich daranmachten, das Auto auf das Motorboot zu bugsieren, ging er schweren Schritts die Straße hoch, die nur aus festgetretener Erde mit ein paar Steinen darin bestand und zum Marktplatz führte, der immerhin asphaltiert war, ließ sich erdrücken vom Anblick der übergroßen Kirche, verharrte mit einem Gefühl in der Kehle, als sitze da ein Schrei, der sich nicht lösen könne, und ging schließlich hinüber zum Haus des Fischaufkäufers.
Joseph Balabagan hockte auf einer Kiste und sah einem Jungen zu, der am Motor des Mopeds herumschraubte. Als er John kommen sah, sprang er auf und kam ihm entgegen. Er habe im Krankenhaus angerufen, seiner Frau gehe es gut, und heute Abend werde er wieder hinfahren, zur Not mit dem Bus, falls das Moped nicht repariert sei bis dahin, und er danke ihm nochmals für alles, was er getan habe.
John ging mit ihm mit, nickte dem Jungen zu, der ihn fröhlich anlächelte, die Finger schwarz vom Öl. Der Fischhändler schickte eine seiner Töchter Gläser holen und holte zwei Flaschen Cola aus einer Eiskiste. John setzte sich auf den Stuhl, den er ihm
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