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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Fontanelli-Vermögens über fünfhundert Jahre hinweg nehmen würde.
    Und sie stammte nicht von Giacomo Fontanelli.
    »Fabiana?« Sie sah sich nach der jungen Geschichtsstudentin um, von der man ihr versprochen hatte, dass sie sich bei allen Übersetzungsproblemen an sie wenden könne.
    Fabiana hatte prachtvolles schwarzes Haar bis zum Hintern, etwas teigige Gesichtszüge zwar, aber Kurven an den richtigen Stellen, und Ursula fand sie vor einem Karteikasten sitzen und sich hingebungsvoll die Nägel lackieren. »Ciao, Ursula«, strahlte sie gelassen. »Haben Sie etwas gefunden?«
    Ursula legte die letzte Seite des Briefes vor sie hin und deutete auf den Brieftext unter den Berechnungen. »Was heißt das?«
    Fabiana beugte sich, gleichmäßig ihre Nägel bepustend, über das fast fünfhundert Jahre alte Dokument und betrachtete die dürr gekritzelten Zeilen. »Das heißt, hmm…« Sie runzelte die Stirn, vergaß zu pusten. »Ich würde das übersetzen als: ›Du siehst also, wie durch die Gesetze der Mathematik mein Werk Unsterblichkeit erlangen wird.‹ Merkwürdiger Satz, oder?« Sie las ihn noch einmal. »Doch, steht aber so da. Unterschrift Jacopo.«
    »Was?« Ursula durchfuhr es wie ein elektrischer Stromschlag. Sie sah genauer hin. Die Unterschrift war ihr auf den ersten Blick wie unentzifferbares Krikelkrakel vorgekommen, doch jetzt, wo sie es sagte… »Jacopo?«
    »Steht so da«, erklärte das Mädchen unbeeindruckt.
    »Ich glaube«, meinte Ursula Valen schwach, »ich muss mich erst einmal setzen.«
     
    John sah es in den Augen des Bankangestellten aufblitzen, als er sich vorstellte. Ohne Zweifel konnte der Mann mit seinem Namen etwas anfangen, kannte auch sein Gesicht, gab sich aber alle Mühe, nicht übermäßig beeindruckt zu erscheinen. »Angenehm«, sagte er und nannte seinen Namen, der auch auf dem Namensschild am Revers seines konservativ geschnittenen Anzugs stand: »Labarientos.« Er wies auf die beiden Stühle vor seinem Schreibtisch. »Bitte, was kann ich für Sie tun?«
    Die Bank war klein, ihre Geschäftsräume waren angenehm klimatisiert, und es war wenig los. Auf John, der mittlerweile alles gesehen hatte, was Banken sich jemals in Sachen Protz und Prunk hatten einfallen lassen, wirkten die Räume und ihre Ausstattung ziemlich schlicht, um nicht zu sagen billig. Balabagan wagte kaum, sich anders als demütig gekrümmt auf die Vorderkante des Stuhls zu setzen.
    John war sich nicht sicher gewesen, wie er am besten vorgehen sollte, um dem ganzen weit verzweigten Komplott, mit dem er es hier offenbar zu tun hatte, wirksam auf die Schliche zu kommen. Er hatte auf dem Weg hierher erwogen, die Bank einfach zu kaufen, um problemlos ihre Bücher einsehen zu können, aber dann hatte er sich gesagt, dass ihm diese Möglichkeit immer noch blieb und er vielleicht am besten zuerst einmal mit der Tür ins Haus fiel, um zu sehen, was dann geschah.
    Er lehnte sich zurück, raumgreifend, die Beine übereinander geschlagen, die Hände locker ineinander auf dem Schoß, genau die Kniffe anwendend, die McCaine ihm beigebracht hatte, um in Besprechungen wichtig und beeindruckend zu wirken, und sagte: »Ich möchte wissen, wie Sie dazu kommen, Mister Balabagan hier für seine Kredite einen Zinssatz von 27 Prozent zu berechnen.«
    Nun blinzelte er aber nervös, der Herr Labarientos. »Es gehört nicht zu unseren Gepflogenheiten«, erwiderte er zögerlich, »die Kreditangelegenheiten eines Kunden mit Wildfremden zu erörtern.«
    John nickte. »Bei solchen Wucherzinsen glaube ich Ihnen aufs Wort, dass Sie das lieber unter vier Augen abmachen. Aber Herr Balabagan ist hier – bitte, Sie können ihn fragen, ob er damit einverstanden ist.«
    Der Fischhändler nickte so hastig, als wolle er verhindern, angesprochen zu werden.
    »Nun gut«, meinte der Bankangestellte und wandte sich seinem Computer zu, drückte ein paar Tasten, wartete. Es dauerte seine Zeit, aber schließlich hatte er die Zahlen auf dem Schirm. »Wir haben Herrn Balabagan vor zehn Jahren ein Darlehen gewährt, das ist richtig. Es diente damals der Ablösung mehrerer anderer, fällig gestellter Kredite. Interessieren Sie die genauen Beträge oder was sonst?«
    »Mich interessieren die Zinsen. 27 Prozent, ist das richtig?«
    »Das ist korrekt.«
    John beugte sich vor. »Eines frage ich mich: Wie viel hat Herr Balabagan denn inzwischen schon getilgt? Ungefähr?«
    Labarientos warf dem Fischhändler einen unsicheren Blick zu, tippte auf seiner Tastatur herum,

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