Eine Billion Dollar
Plastikkiste, wie man sie zum Transportieren von Gemüse verwendete. »Ist das deine Kiste? Entschuldige, ich habe sie hoffentlich nicht kaputt –«
»Nein, Sir, Mister Fontanelli«, winkte der Junge ab. »Das ist nicht meine Kiste. Ich habe Sie nur hier sitzen sehen und, na ja, ich wollte mit Ihnen reden.« Er streckte ihm die Hand hin und lächelte strahlend. »Mein Name ist Manuel Melgar, Sir. Es ist mir eine Ehre.«
»Na, in dem Fall…« John schüttelte ihm die Hand und besah ihn sich genauer. Manuel Melgar war schlank, beinahe drahtig zu nennen, trug sein schwarzes Haar lässig gescheitelt, eine saubere Blue Jeans, die aussah, als wäre sie sein ganzer Stolz, und ein blaues T-Shirt mit dem Aufdruck Bon Jovi und Keep The Faith. John musste lächeln, als er das las; ein Lächeln, das wehtat in seiner Brust. »Hallo, Manuel. Wie geht’s?«
»Danke, gut, Sir«, erwiderte er stolz. Er hatte, obwohl er ruhig dastand, etwas Wieselflinkes an sich. Als würde er nicht oft ruhig dastehen.
»Schön«, sagte John. »Freut mich zu hören.«
Manuel rieb sich den Nasenflügel, schien zu überlegen. »Sir – haben Sie möglicherweise gerade einen Moment Zeit? Ich habe mir etwas überlegt und würde gern wissen, was Sie darüber denken.« Nun wippte er doch nervös hin und her. »Entschuldigung, falls ich Sie beim Nachdenken gestört habe oder so. Ich dachte nur, wo Sie schon einmal gerade da sind…«
»Schon in Ordnung«, nickte John. Keep The Faith. »Ich habe Zeit.«
Manuel lächelte teils angespannt, teils begeistert. »Also, mir ist aufgefallen, dass bei den Fischern relativ viel Fisch verdirbt, ehe sie ihn verkaufen können. Bestimmt ein Viertel, wenn nicht ein Drittel. Das kommt daher, dass es ein weiter Weg ist bis zum Fischhändler; die meisten gehen los, wenn sie von der Fahrt morgens zurückkommen, aber da liegen die Fische vom Abend vorher schon die ganze Nacht herum. Kein Wunder, dass viel kaputtgeht.«
John nickte. »Leuchtet ein.«
»Wenn jetzt jemand«, sagte Manuel, »ein Tricycle kaufen würde –«
»Entschuldigung«, unterbrach John. »Was, bitte, ist ein Tricycle?«
»Ein Motorrad mit drei Rädern. Also, ein normales Motorrad mit einem Beiwagen. Sie waren doch gestern in Lomiao; dort fahren viele davon herum als Taxis.«
John fragte sich beiläufig, woher der Junge wusste, dass sie am Tag zuvor in Lomiao gewesen waren, und nickte. Ja, er erinnerte sich, etliche dieser quietschbunten, mit jeder Menge Aufklebern und jeder Menge sinnloser Zusatzscheinwerfer bestückten Gefährte herumknattern gesehen zu haben. »Die nennt man Tricycles. Das wusste ich nicht.«
»Wir nennen sie so; ich weiß nicht, wie man sie anderswo nennt.«
»Ich glaube, anderswo gibt es die gar nicht.«
Manuel stutzte, ein wenig aus dem Konzept gebracht, fing sich aber wieder. »Ich könnte so ein Tricycle kaufen. Gebraucht, ein günstiges Angebot. Und ich würde den Beiwagen so umbauen, dass man ihn mit Eis füllen kann. Ein Freund hilft mir dabei, der in einer Werkstatt in Lomiao arbeitet. Damit würde ich jeden Tag die Fischerdörfer abfahren und den Fisch abholen, wenn er noch frisch ist. Das kostet zwar etwas Benzin, aber es würde sich lohnen, weil nicht mehr so viel verdirbt; ich habe es mir genau ausgerechnet.« Er sah ihn erwartungsvoll an. »Halten Sie das für eine gute Geschäftsidee, Mister Fontanelli?«
John musterte den Jungen verdutzt. »Klingt ziemlich gut, ja. Woher bekommst du das Eis?«
»Von Mister Balabagan. Er hätte gern, dass ich den Fisch für ihn holen fahre, und er würde mir dafür das Eis umsonst geben, aber darauf lasse ich mich nicht ein.«
»Warum nicht?«
Manuel lächelte schlau. »Man muss selbstständig bleiben, wenn man es zu etwas bringen will. Wenn ich für ihn fahre, fahre ich in zehn Jahren immer noch für ihn, und er macht den Gewinn. Nein, ich kaufe den Fischern den Fisch ab, und ich verkaufe ihn an Mister Balabagan weiter. Ich kaufe bei ihm auch das Eis, und sobald ich kann, kaufe ich ein Kälteaggregat für den Wagen.«
»Aber es ist riskanter so.«
»Andere verlieren ihr Geld beim Würfeln; da mache ich lieber etwas Vernünftiges. Außerdem gibt es noch andere Fischaufkäufer an der Küste, und ich will an den verkaufen können, der am besten zahlt. Wenn einer kurz vor dem Abholtermin wenig in den Kisten hat, lohnt es sich für ihn, mehr zu zahlen, weil er mit mehr Fisch pro Fuhre einen besseren Preis bekommt.«
»Gut überlegt.« John war beeindruckt.
»Und ich
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