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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Hauptfrage: Warum rackern sich denn eigentlich alle ab wie blöde?
    Normalerweise sagt man darauf, dass wir Menschen eben gierig sind und nie genug bekommen können. Eine Antwort, die den Vorzug hat, einfach, und den Nachteil, falsch zu sein. Denn schaut euch doch um, mit wie wenig die meisten zufrieden sind. Fette Pommes, Bier und Fußball – damit sind viele schon glücklich. Es mag ein paar Gierhälse geben, aber die Mehrzahl der Leute ist mit so wenig zufrieden, dass es einem grausen kann.
    Nein, guckt genauer hin. Falls ihr noch mit euren Eltern redet, redet mit ihnen. Sie werden euch erzählen, dass sie sich deshalb so ins Zeug legen, weil sie es müssen. Weil, egal wie man sich abrackert, man das Gefühl hat, nie hinterherzukommen mit allem, was man zu zahlen hat. Selbst wenn das Einkommen steigt, die Ausgaben steigen noch stärker, die Preise, die Steuern, die Gebühren, alles. Wie Alice im Wunderland muss man so schnell rennen, wie man kann, nur um da zu bleiben, wo man ist.
    Und das, Freunde, Römer, Landsleute, liegt an einem dummen, kleinen Konstruktionsfehler unseres Wirtschaftssystems. Eine Lappalie eigentlich, aber vergesst nicht – diese Lappalie ist dabei, unseren Planeten zu zerstören. Kleine Ursache, große Wirkung.
    Dass irgendetwas nicht stimmt, dass der Fehler im System liegt, das Gefühl plagt die Menschen schon lange. Man hat den Fehler zuerst im Geld selbst gesucht. Junge, was ist auf Geld schon geschimpft worden. Keine Religion und kein Moralapostel, der es nicht verflucht hat – aber im Klingelbeutel haben sie es doch immer gern genommen. Trotzdem, Freunde, am Geld liegt es nicht. Wir könnten das jetzt lang und breit diskutieren, wenn der Platz und eure Leselust dazu reichen würde; da beides nicht der Fall ist, hier nur das Endresultat: Geld an sich ist eine tolle Erfindung, und es ist unschuldig.
    Der nächste Verdächtige waren immer die Zinsen. Wie ihr euch aus dem Mathematikunterricht erinnert, ist die Zinsrechnung nicht einfach und führt mitunter zu überraschenden Ergebnissen, weil sich das Ganze über den Zinseszins, also den Zins auf die Zinsen, rasch in unanschauliche Dimensionen potenziert. Den meisten Menschen sind Zinsen von daher eher unheimlich, aber im Grunde sind die Zusammenhänge einfach. Wenn einer einem anderen Geld leiht, will er was davon haben, und eine gute Lösung ist, dass ihm der andere sozusagen Miete zahlt für das geliehene Geld, wie man Miete zahlt für einen Leihwagen. Und die Miete für Geld heißt Zins. Klar, wenn sich einer viel borgt, kann ihn das ordentlich ins Schwitzen bringen, wenn er sich das vorher nicht gut überlegt. Und einer, der viel Geld hat, mehr als er braucht, der kann gut verleihen und eine Menge Miete beziehungsweise Zins dafür kassieren, womöglich so viel, dass er außer Geldverleihen überhaupt nichts anderes mehr tun muss.
    Das war unseren meist eher nicht so schlauen Vorfahren ein Dorn im Auge – vielleicht waren sie auch einfach nur neidisch –, jedenfalls war das Verbot, Zinsen zu nehmen, immer wieder ein Thema in der Geschichte. Weil die Juden es durften und die christliche Kirche es verbot, gab es allerlei hässliche Massaker, und, o seltsame Eintracht, auch in den Statuten der Faschisten nahm das Verbot des Zinsnehmens einen prominenten Platz ein, begründet damit, dass ein arbeitsloses Einkommen unmoralisch und verwerflich sei.
    Trotzdem sind selbst in Zeiten kirchlicher Zinsverbote immer Zinsen gezahlt worden, weil es immer die Notwendigkeit gab, sich Geld zu leihen. Für manche Dinge braucht man einfach einen ganzen Batzen Geld auf einmal, damit man sie überhaupt tun kann.
    Es wäre zum Beispiel Unsinn, sein ganzes Leben lang zu sparen, um sich erst mit achtzig ein Haus zu bauen. Besser, man baut es früher und spart sozusagen nachträglich, selbst wenn es dadurch mehr kostet. Oder jemand, der sich selbstständig machen will, als Handwerker etwa: Er braucht seine Maschinen und Werkzeuge von Beginn an, damit er überhaupt arbeiten und Geld verdienen kann, also ist es sinnvoll, er leiht sich das nötige Geld und zahlt es in Raten zurück. Wollte man das verbieten, müsste er arm bleiben.
    Trotzdem wird es schon warm. Im Geflecht von Geld und Zinsen liegt der Konstruktionsfehler verborgen. Wir kommen gleich dazu.
    Zunächst möchte ich euch in Erinnerung rufen, dass im normalen Leben das Geld ein Kreislauf ist. Ihr kauft euch beim Laden um die Ecke eine Cola. Euer Geld wandert in die Kasse, und der Inhaber des Ladens

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