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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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klopfte sich die Hose ab und ging weiter, hinab zum Hafen, wo das Motorboot wartete.
     
    »Ich werde Sie verlassen«, erklärte Patricia deBeers, als er an Bord kam. Sie saß auf einem der cremeweißen Sofas im Salon, Zeitschriften und leere Kaffeetassen um sich herum, und schwenkte einen Brief.
    »Ist heute gekommen. Ein Casting in Hollywood; darauf warte ich schon lange.«
    »Glückwunsch«, sagte John.
    »Ich habe den Kapitän gebeten, mich heute Nachmittag mit dem Hubschrauber nach Cebu bringen zu lassen. War das in Ordnung? Von dort aus besorgt mir meine Agentur einen Flug nach Los Angeles.«
    Er ließ sich in einen der Sessel fallen. »Ich wusste gar nicht, dass es in Cebu einen Flughafen gibt.«
    »Mactan-Cebu International Airport. Ich schätze aber, der Flug wird über Manila gehen. Man muss sowieso machen, dass man hier wegkommt. Haben Sie das gehört, mit diesen Bränden in Malaysia und Indonesien? Vorhin war ein Bericht im Fernsehen, grauenhaft. In Kuala Lumpur sieht es aus wie nach einem Atomkrieg. Die Leute tragen Atemschutzmasken, und der Rauch ist so dicht, dass man nicht mal mehr die Hochhäuser sieht, geschweige denn die Sonne.«
    John sah aus dem Fenster. Der Himmel im Westen war ölig grau; es wurde jeden Tag schlimmer. »Ja«, sagte er. »Ich habe davon gehört.«
    Der Steward tauchte auf. John bat ihn, ihm seine Post ebenfalls zu bringen.
    Patricia deBeers betrachtete den Brief in ihrer Hand nachdenklich. »Wie funktioniert das eigentlich? Woher weiß Ihre Poststelle so weit im Voraus, wohin sie die Post nachschicken muss?«
    »Die landläufigste Theorie ist, dass wir aus Versehen einen Hellseher eingestellt haben«, sagte John und nahm den Stapel Briefe entgegen, den ihm der Steward reichte. Ein großer, brauner Umschlag fiel ihm besonders auf. Dem Absender nach kam er aus Rom, aber der Name sagte ihm nichts.
    »Einen Hellseher. Interessant. Wäre es nicht besser, den zu Ihren Börsenmaklern zu versetzen?«
    »Ich weiß nicht«, meinte John. »Was wäre dann mit meiner Post?« Er riss den Umschlag mit dem Zeigefinger auf. Ein Stapel Papiere, die zusammengeheftet waren, Fotokopien eines mit der Schreibmaschine geschriebenen Textes. In Italienisch. Er zog den Begleitbrief heraus, erfreulicherweise in Englisch.
    Er stammte von dem Chefredakteur der Schülerzeitung, für die Lorenzo geschrieben hatte. Der zweite Teil seines Artikels sei aufgetaucht und läge in Kopie bei. Wider Erwarten, schrieb er, trifft die Schuld an dieser Verzögerung nicht die italienische Post. Lorenzos Brief war hinter einen unserer Aktenschränke gerutscht; dort haben wir ihn entdeckt, als es uns neulich die Spende eines ortsansässigen Kaufhauses ermöglichte, unser Büro mit neuen Möbeln auszustatten. Ich habe die Schule inzwischen erfolgreich verlassen, nicht ohne jedoch meinen Nachfolger im Amt dahingehend zu instruieren, der großzügigen Spende Ihrerseits entgegenzusehen, die Sie uns für diesen Fall zugesagt hatten.
     
    Natürlich gab es kein italienisches Wörterbuch an Bord. Also schrieb er alle Wörter auf, die ihm unbekannt waren oder die er im Zusammenhang nicht verstand, faxte die Liste mit Bitte um Übersetzung an sein Sekretariat und ging hinauf an Deck, um Patricia zu verabschieden.
    Sie gab ihm zum Abschied einen Kuss, Benigno nur die Hand.
    »Was soll ich denn machen?«, rief er, während die Turbine des Hubschraubers anlief. »Ich bin das siebte von acht Kindern. Wenn es damals Geburtenkontrolle gegeben hätte, gäbe es mich überhaupt nicht!«
    »Tolles Argument«, erwiderte Patricia. »Ich habe eine Freundin, die es nicht gäbe, wenn ihre Mutter nicht vergewaltigt worden wäre. Ich frag sie bei Gelegenheit, ob sie Vergewaltigung gut findet.« Damit stieg sie ein, und die Maschine hob ab, in den Himmel, den die Rauchwolken inzwischen zur Hälfte erobert hatten.
    Als er hinunterkam, war das Fax vom Übersetzungsbüro bereits da. Er nahm es, schnappte sich Block und Kugelschreiber und verzog sich in seine Kabine.
     
    Im ersten Teil haben wir herausgefunden, dass nicht die Technik oder die Wissenschaft schuld sind an der Misere der Welt, sondern die Industrialisierung, sprich, die Wirtschaft. Und obwohl unser Lebensstandard den jedes mittelalterlichen Potentaten locker in den Schatten stellt, haben wir alle nur eines im Kopf: Wachstum! Immer mehr und mehr Wirtschaftswachstum, die Vorräte der Erde noch schneller aufbrauchen, die Müllhalden immer höher auftürmen.
    Aber warum eigentlich? Das ist die

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