Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
nicht ausreichen, den Zusammenbruch zu verhindern. Es liegt nicht in Ihrer Macht, einfach gesagt.«
    »Oh, danke«, sagte McCaine.
    »Damit ist nicht gesagt, dass man nicht durch weitergehende Einflussnahmen, wie sie etwa durch internationale Zusammenarbeit –«
    Der Professor hielt inne, als sein Besucher bei diesen Worten den Kopf in den Nacken legte und einen gellenden Laut ausstieß, der halb Aufschrei, halb Gelächter war.
    »Internationale Zusammenarbeit!«, grölte McCaine. »Professor, auf welchem Planeten leben Sie? Wann und wo hat es jemals eine wirksame internationale Zusammenarbeit gegeben? Haben Sie dafür Präzedenzfälle? Ich habe nur Präzedenzfälle für Katastrophen. All die Umweltkonferenzen, die samt und sonders wirkungslos geblieben sind… Nein, kommen Sie mir nicht damit. Das ist wirklich albern.«
    »Wir haben hier die präzisesten, fundiertesten Hochrechnungen, die jemals erstellt worden sind. Wir könnten während einer internationalen Konferenz die Auswirkungen jedes vorgeschlagenen Aktionsprogramms berechnen und den Delegierten noch am selben Tag vorlegen.«
    McCaine schüttelte nur schnaubend den Kopf. »Vergessen Sie das.«
    »Wir könnten über eine Veröffentlichung der -«
    »Es wird nichts veröffentlicht.«
    »Sie sind der Boss.« Collins hagere Gestalt schien in sich zusammenzusacken. »Aber wenn nicht rasch und entschlossen äußerst gravierende Dinge geschehen, kann ich Ihnen nichts mehr anbieten als Hungersnöte und Seuchen jenseits jeder Vorstellung und am Ende eine öde, verpestete, ausgelaugte Erde, auf der zu leben sich nicht mehr lohnen wird.«
     
    Sie warteten vor dem Haus auf sie, in dem Ursulas Eltern ihre kleine Dreizimmerwohnung mit Balkon hatten. Wie aus dem Boden gewachsen stand Marco plötzlich vor ihnen und sagte: »Guten Tag, Mister Fontanelli«, wobei er sich Mühe gab, es nicht vorwurfsvoll klingen zu lassen. Ganz gelang es ihm nicht. Die anderen Männer, die aus einem parkenden Auto stiegen, schauten finster drein und sagten nichts.
    Valens wohnten im vierten Stock, einen Aufzug gab es nicht. Sie standen erwartungsvoll in der Tür, als Ursula und John die düsteren Treppen hochgekeucht kamen, zwei bescheiden und bieder aussehende Leute, deren Gesichter beim Anblick ihrer Tochter aufzuleuchten schienen. Sie begrüßten sie, und Ursulas Mutter sagte zwar »Welcome«, beeilte sich aber hinzuzufügen, »I don’t speak English«, doch das musste sie mehrmals sagen, ehe John verstand, was sie ihm mitteilen wollte.
    Ihr Vater sprach ein paar Brocken Englisch; die Computerfirma, die früher sein Kunde gewesen und heute sein Arbeitgeber war, war die deutsche Niederlassung eines amerikanischen Konzerns, da hatte er sich ein wenig Englisch aneignen müssen. In der Schule habe er nur Russisch gelernt, erzählte er, aber davon könne er nichts mehr. Er lachte viel beim Reden und begrüßte John, als kennten sie sich schon ewige Zeiten. Bei Tisch legte er immer wieder das Besteck beiseite, um sich beiläufig die Handgelenke zu massieren, was, wie John von Ursula wusste, mit seinem Rheuma zu tun hatte.
    Ursula selbst sah ihrer Mutter sehr ähnlich, die man für ihre ältere Schwester hätte halten können ohne das großmütterliche Blümchenkleid, das sie trug, und die graue Kittelschürze darüber. Sie musste die Übersetzerin spielen, weil ihre Mutter viel über John wissen wollte, seine Eltern, seine Geschwister, ob er sich Kinder wünsche und wie viele. Als John daraufhin »zehn« sagte, weigerte sie sich, weiter zu dolmetschen. Aber ihr Vater hatte es verstanden und verriet seiner Frau, was John gesagt hatte, worauf das Gelächter groß war und Ursula rot anlief.
    »Hier bin ich aufgewachsen«, sagte Ursula, als sie vom Balkon auf den Kinderspielplatz hinuntersahen. »Da, immer noch die alte Schaukel. Die habe ich geliebt. Und dort hinten bei den Mülltonnen wollte mich ein Junge küssen, als ich elf war.«
    »Unpassender Ort.«
    »Fand ich auch.«
    Die Wohnung war klein und eng und zudem mit Möbeln und allerlei Krimskrams vollgestellt. Ursulas ehemaliges Kinderzimmer wurde von einer mit Hingabe gestalteten Modelleisenbahnanlage beansprucht, die ihnen ihr Vater begeistert vorführte, während ihre Mutter in der Küche letzte Hand an das Abendessen legte. Vor dem Essen gab es Sekt, der nach einer Märchenfigur benannt war – John verstand nicht ganz, welche, und auch nicht, was sie mit Sekt zu tun haben sollte, aber der Sekt selbst schmeckte gut -, und nach dem

Weitere Kostenlose Bücher