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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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grinste.
    »Selbstverständlich. Aber interessant ist, dass bereits der heutige Stand der Züchtung Sorten hervorbringt, die so genannte Hybride sind, also unfruchtbare Kreuzungen nahe verwandter Arten. Einfach gesagt, läuft das Geschäft so, dass Sie Samen kaufen, aus dem wunderbares Getreide oder Gemüse wächst, das aber seinerseits keine Samen mehr hervorbringt oder wenn, dann Samen, die ihrerseits nicht mehr keimfähig sind.«
    »Man kann sich also nicht selbstständig machen, sondern muss für jede Ernte neues Saatgut kaufen«, erkannte John staunend.
    »Eine Eigenschaft, die man gentechnisch erzeugtem Saatgut natürlich auch einpflanzen kann«, nickte McCaine. »Und das bedeutet, wenn wir es richtig machen, absolute Kontrolle.«
    John ließ sich in einen der Sessel fallen, legte die Arme über dem Kopf zusammen und sah beeindruckt zu McCaine hoch. »Das ist genial. Die Staaten werden tun müssen, was wir wollen, weil sie Angst haben müssen, dass wir ihnen sonst kein Saatgut mehr liefern.«
    »Obwohl wir natürlich nie offen damit drohen werden.«
    »Natürlich nicht. Wann fangen wir an?«
    »Ich habe schon angefangen. Leider sind die Börsenwerte dieser Gentechnikfirmen, gelinde gesagt, exorbitant. Wir werden nicht umhinkommen, ein paar Beteiligungen abzustoßen. Und wir müssen uns mal wieder darauf gefasst machen, böses Blut zu erzeugen. Das heißt, die Medien sollten wir alle behalten, um das abdämpfen zu können.«
    »Böses Blut? Wer kann etwas dagegen haben, dass wir besseres Saatgut entwickeln?«
    »Gen-Ingenieure sind rar, und zurzeit arbeiten viele in der medizinischen Forschung. Wir werden ein paar Forschungsprojekte kippen müssen, um an geeignete Leute zu kommen.« McCaine rieb sich die Nase. »Ich denke vor allem an die AIDS-Forschung.«
     
    Ursula musterte John über den prachtvoll gedeckten Esstisch hinweg. Er war aufgekratzt aus London zurückgekommen, hatte etwas von einem genialen Plan erwähnt, die Erfüllung der Prophezeiung voranzubringen, und wirkte so euphorisch wie jemand, der unter Drogen stand.
    »Gefällt es dir eigentlich, hier zu wohnen?«, fragte sie ihn, als das Gespräch sich endlich etwas zu entspannen begann und gerade keiner der Kellner im Raum war.
    Er fuhrwerkte an seinem Nachtisch herum. »Wieso? Ein Schloss, ist doch toll? Wie im Märchen.«
    »Wie im Märchen, genau. Ich habe es mir heute mal angesehen.«
    »Sag bloß, ein Tag hat dafür gereicht? Ich bin enttäuscht.«
    Sie seufzte. »Hast du es dir schon einmal angesehen? Warst du schon in jedem Zimmer?«
    »War ich schon in jedem Zimmer?« Er sah hoch, zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
    »John, ich habe Flure gefunden, in denen auf jeder Türklinke Staub liegt. Es gibt Dutzende von Zimmern, in denen überhaupt nichts ist – völlig leer.«
    Er begriff nicht. Sie hätte ihn schütteln mögen. »Staub auf den Türklinken?«, sagte er und runzelte die Stirn. »Das ist ja allerhand. Wofür bezahle ich all diese Leute eigentlich?«
    »Du bezahlst sie dafür, dass sie ein Schloss bewirtschaften, das viel zu groß für dich ist«, sagte Ursula finster.
    John schleckte den Löffel hingebungsvoll ab. »Weißt du, wo ‘s mir wirklich gut gefallen hat?«, fragte er dann und gestikulierte damit herum. »In meinem Haus in Portec­to. Das muss ich dir mal zeigen. Das ist wirklich schön. Im Süden. Italien. Und es ist nicht zu groß. Gerade richtig.«
    »Und warum wohnst du dann nicht dort? Wenn es dir dort so gefällt?«
    Er sah sie an wie ein Dummchen. »Weil meine Zentrale hier in London ist. Und weil, wenn man es genau betrachtet, das Haus in Portec­to nicht standesgemäß ist.«
    »Nicht standesgemäß. Verstehe. Und wer bestimmt das, was standesgemäß ist und was nicht?«
    John hob sein Glas und betrachtete den goldgelben Wein darin. »Schau, ich bin der reichste Mann der Welt. Man muss das sehen. Es ist psychologisch wichtig, die Leute zu beeindrucken.«
    »Wieso ist das wichtig? Dass du der reichste Mann der Welt bist, weiß inzwischen jedes Schulkind; das musst du niemandem mehr beweisen. Und davon abgesehen, wer sieht dich denn hier? Die nächste Straße ist drei Kilometer entfernt.«
    Er sah sie geduldig an. »Der Premierminister zum Beispiel war einmal hier. Nicht Blair, der vorige, Major. Er war beeindruckt, glaub mir. Und das war wichtig.« Er seufzte entsagungsvoll. »Das gehört alles zu McCaines Plan. Ich hab mich auch erst daran gewöhnen müssen. Hey, ich bin der Sohn eines Schuhmachers aus

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