Eine Billion Dollar
von einer eigenartigen Grausamkeit erfüllt, von der sie selber nicht wusste, woher sie kam. »Ich meine, du hast doch weder Betriebswirtschaft studiert noch –«
»Das muss ich auch nicht«, unterbrach John sie. »Ich bin so schweinereich, dass ich überhaupt nichts können oder wissen muss. Trotzdem gehört mir die halbe Welt. Das ist ja das Verrückte.«
Sie hatte unwillkürlich den Atem angehalten. »Das«, sagte sie vorsichtig, »klingt nicht, als ob du sonderlich glücklich damit wärst.«
»Bin ich auch nicht.« Sein Blick ging starr geradeaus. »Vor drei Jahren war ich noch Pizza-Ausfahrer. Man braucht Zeit, sich in diese Situation hineinzufinden. Das geht nicht von heute auf morgen.« Er machte eine vage Geste. »Klar, McCaine hat das alles studiert, kann alles, hat den großen Plan und so weiter. Meine einzige Entscheidung war, ihn machen zu lassen.«
Sie langte zu ihm hinüber, legte ihm die Hand auf den Arm. »Ist doch okay«, meinte sie leise.
Er sah sie an. »Aber das wird jetzt anders«, erklärte er. »Ich werde mich in Zukunft verstärkt um die ganzen Details kümmern.«
Es war wieder wie immer, nur besser. Es fühlte sich besser an, zur Arbeit zu gehen, wenn man eine wunderbare Nacht hinter sich hatte und eine wunderbare Frau zu Hause wusste. John grüßte jeden, der ihm begegnete, mit strahlendem Lächeln, spürte, während der Aufzug ihn emportrug, das grandiose Gefühl von Siegesgewissheit zurückkehren, marschierte in McCaines Büro und rief: »Und? Haben wir einen Plan?«
McCaine hatte gerade telefonieren wollen, legte den Hörer aber wieder beiseite und sah ihn stirnrunzelnd an. »Einen Plan? Wir hatten schon immer einen Plan.«
John schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine Professor Collins. Inzwischen müsste er mit seinen Berechnungen fertig sein, oder?«
»Oh, das«, nickte McCaine langsam. »Ja, klar. Ich war letzten Freitag bei ihm draußen. Er ist fertig mit der ersten Phase. Wir haben bis nach Mitternacht die Ergebnisse diskutiert.«
»Und?«
McCaine schichtete bedächtig die Stapel auf seinem Tisch um, ohne dass man das Gefühl gehabt hätte, er suche etwas Bestimmtes. »Eigenartige Sache mit diesen Computern. Sie bringen natürlich keine Ideen hervor. Aber wenn man sie sturheil alle möglichen Kombinationen beliebiger Ausgangswerte durchrechnen lässt, tun sie das völlig leidenschaftslos, ohne jedes Vorurteil. Sie denken nicht: ›Ach, das bringt sowieso nichts!‹ – sie kauen die Zahlen durch und spucken das Ergebnis aus. Und manchmal finden sie auf diese Weise etwas, das gegen jede Erwartung ist – und stoßen einen damit auf Ideen, auf die man anders nie gekommen wäre.« Er sah hoch, musterte John, schien nach Worten zu suchen. »Erinnern Sie sich an die ersten Tage hier in London? Wie ich Ihnen sagte, eines Tages würden die amerikanischen Getreidesilos eine größere Macht darstellen als die Flugzeugträger der US Navy? Genau das ist der Ansatzpunkt.«
»Die Silos oder die Flugzeugträger?«
»Beides. Im Grunde ist es ganz einfach. Die Bevölkerungszahlen wachsen, die Fläche nutzbaren Ackerlandes schrumpft. Was ist die logische Folgerung? Alle Welt ist gezwungen, den Ertrag je Fläche zu steigern. Aber mit herkömmlichen Methoden ist nicht mehr viel zu holen. Was bleibt also?«
John verschränkte die Arme vor der Brust. »Hunger, würde ich sagen.«
»Das – oder Gentechnik.«
»Gentechnik?« Er blinzelte verdutzt. »Sie haben immer gesagt, das sei für uns ein uninteressantes Gebiet.«
»Seit letzten Freitag nicht mehr. Seit letzten Freitag ist es das interessanteste Gebiet überhaupt.« McCaine lächelte maliziös. »Auf gentechnischem Wege wird man Pflanzensorten erzeugen können, die wesentlich ertragreicher sind und zugleich widerstandsfähiger gegen Krankheiten, Schädlinge und andere negative Umwelteinflüsse als alles, was normale Züchtung hervorbringen könnte.« Er hob dozierend den Zeigefinger. »Und vor allem: Den entsprechenden genetischen Code kann man sich patentieren lassen. Das heißt, niemand außer uns darf diese Pflanzen herstellen. Und niemand wird auf Dauer auf unser Saatgut verzichten können, einfach weil ihn das Ertragsproblem dazu zwingt. Klingt das wie eine günstige Position für uns?«
John nickte. »Günstig ist gar kein Ausdruck.«
»Es kommt noch besser. Der Markt für Saatgut wird heute schon von einigen wenigen Herstellern beherrscht…«
»… die wir aufkaufen werden…«, warf John ein und
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