Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
jedenfalls wollte er Geld, so viel verstand sie –, da tauchten die beiden Männer wie von Zauberhand rechts und links von ihm auf und… na ja, entfernten ihn rasch, unauffällig und wirkungsvoll.
    Nach diesem Vorfall wurde sie so nachdenklich, dass sie sich kaum noch auf die dargebotenen Parfüms, Modellkleider und Schmuckstücke konzentrieren konnte und sich bald zurückbringen ließ.
    Bei einem dieser Stadtbummel durchstöberte sie die größten Buchhandlungen und fand schließlich einen großen Bildband über das Mittelalter, der einen guten Kunstdruck des Porträts von Jakob Fugger dem Reichen enthielt, das Albrecht Dürer gemalt hatte. Sie kaufte den Band, trennte das Bild, das einen ernsten, in schmuckloses Schwarz gekleideten Mann mit strengem, wachem Blick zeigte, heraus, ließ es in einer entsprechenden Werkstatt rahmen und hängte es im Schlafzimmer unübersehbar an die Wand.
    »Eröffnest du jetzt eine Ahnengalerie?«, wunderte sich John am Abend.
    Ursula schüttelte den Kopf. »Das soll der Erinnerung dienen.«
    »Der Erinnerung? Woran? An Jakob Fugger?«
    »Daran, dass er sein ganzes Leben lang ein Drahtzieher war. Dass er alles daran gesetzt hat, andere dazu zu bringen, in seinem Sinn zu handeln.«
    John sah sie an. Ärger blitzte in seinen Augen auf, als er begriff. »Du hast eine originelle Art, einen schönen Abend zu verderben«, murrte er und drehte sich beiseite.
     
    John ließ sich in großem Stil Unterlagen aus der Buchhaltung bringen, studierte sie eingehend, rechnete Zusammenhänge nach und schreckte nicht davor zurück, den entsprechenden Sachbearbeiter zu sich zu zitieren und zu unklaren Fragen Rede und Antwort zu verlangen. Wenn er allein war, wagte er es, die Wirtschaftsbücher hervorzuziehen, die er in seinem Schreibtisch sorgfältig unter Verschluss hielt, und erst wenn ihm die auch nicht weiterhalfen, pilgerte er hinüber zu McCaine.
    Das heißt, das erste Mal platzte er hinein mit der Frage: »Seit wann besitzen wir Anteile an Rüstungsfirmen?«
    »Bitte?« McCaine sah unleidig von seiner Arbeit hoch. »Ach so, das. Das ist nichts von Bedeutung. Geparktes Geld.«
    John wedelte mit der Auswertung. »Das sind Milliarden. Bei einem Hersteller von Maschinengewehrmunition, panzerbrechenden Geschossen und Sprengstoffen aller Art.«
    »Wir wissen von einem bevorstehenden Großauftrag aus dem arabischen Raum. Den Kursgewinn nehmen wir mit.« McCaine hob die Hände wie jemand, der sich ergeben will. »Das geht alles über einen Strohmann, und der wird das danach in Gentechnikwerte umschichten. Wir müssen vorsichtig agieren, sonst treiben wir die Kurse unnötig in die Höhe.«
    John blinzelte verwirrt, dunkel die Zusammenhänge ahnend. »Ach so«, sagte er, und als McCaine Anstalten machte, sich wieder seinen Unterlagen zuzuwenden, zog er sich mit verhaltenem Dank zurück.
    Aber am nächsten Tag fand sich schon wieder ein Punkt, der ihm derartige Rätsel aufgab, dass er erneut zu McCaine hinüber musste.
    »Haben Sie einen Moment Zeit?«, fragte er höflich.
    McCaine saß vor einem seiner Computer und starrte auf eine Wüste von Zahlen. Ein Anblick, von dem er sich offensichtlich nur schwer lösen konnte. »Wieder was entdeckt?«, fragte er knapp, in Gedanken ganz woanders.
    »Ja, kann man wohl sagen.« John sah auf das Blatt hinunter, das er in Händen hielt. »Nach dieser Aufstellung hier haben wir einer Firma namens Callum Consulting allein im letzten Jahr über dreihundert Millionen Pfund an Beraterhonoraren gezahlt.« John sah ungläubig auf. »Was um alles in der Welt ist das für eine Firma?«
    »Eine Unternehmensberatung«, erwiderte McCaine unwillig. »Das sagt doch der Name.«
    »Eine Unternehmensberatung?«, echote John. »Wozu brauchen wir eine Unternehmensberatung? Noch dazu zu solchen Honoraren? Das sind ja… das ist fast eine Milliarde Dollar?«
    McCaine stieß einen explosionsartigen Seufzer aus, drehte sich mit seinem Sessel von dem Bildschirm weg und stand auf. Es war eine ruckartige, bedrohlich wirkende Bewegung, wie ein Boxer, der zur ersten Runde aus seiner Ecke kommt. »Diese Leute haben für uns gearbeitet. Überall auf der Welt. Hoch qualifizierte Leute, die besten, die man für Geld und gute Worte bekommen kann. Und genau solche Leute brauche ich für das, was wir vorhaben. Weil ich nämlich nicht alles allein machen kann, verstehen Sie?«
    »Ja, aber ich bitte Sie, Malcolm – eine Milliarde Dollar an Beraterhonoraren! Das ist doch Irrsinn!«
    McCaine schüttelte

Weitere Kostenlose Bücher