Eine Billion Dollar
die Schultern und sah immer noch aus wie ein schlecht gelaunter Boxer. »John«, sagte er langsam, den Unterkiefer vorschiebend, »ich glaube, es wird Zeit, dass ich einmal etwas klarstelle. Mein Tag hat vierundzwanzig Stunden, und ich kann zu jedem Zeitpunkt immer nur an einem Ort sein. Ich arbeite Tag und Nacht – während Sie, anbei bemerkt, durch die Südsee schippern, die schönsten Frauen der Welt vögeln und mit Ihren Bodyguards Räuber und Gendarm spielen. Was ich Sie übrigens dringend bitten möchte, niemals wieder zu tun. Sie haben keine Vorstellung, in welche Gefahr Sie sich und unser ganzes Vorhaben gebracht haben. Alles andere war in Ordnung – ich hatte Sie darum gebeten, es hat unserer Sache gedient, und abgesehen davon sind Sie der Erbe, was Ihnen Vorrechte gibt, die ich Ihnen nicht streitig machen will. Aber«, fuhr er mit einer Stimme wie Axthiebe fort, »von Kreuzfahrten und Sexorgien allein entsteht keine Weltmacht, wie wir sie hier errichten. Jemand muss die Arbeit tun, jemand, der es kann. Die Leute von Callum Consulting können es. Sie sind meine Augen und Ohren, meine Hände und Münder überall in der Welt. Sie tun, was getan werden muss, und sie arbeiten so hart, wie es erforderlich ist. Es ist viel Geld, was wir ihnen zahlen, ja – aber sie sind jeden Penny davon wert.«
John starrte Löcher in das Papier in seiner Hand und hatte das sichere Gefühl, Ohren so rot wie Straßenlaternen zu haben. Sein Puls raste. So war er nicht mehr zusammengestaucht worden, seit er die Schule verlassen hatte. »Schon gut«, murmelte er. »Es war nur eine Frage. Es ging nur darum, zu verstehen…« Er hielt inne, sah hoch. »Wenn die so gut sind – wäre es nicht sinnvoller, sie einfach aufzukaufen?«
McCaine ließ die Schultern sinken, gönnte ihm ein nachsichtiges Lächeln. »Manche Firmen«, sagte er, »kann man nicht kaufen, John. Nicht einmal wir.«
»Wirklich?«, wunderte John sich.
»Abgesehen davon habe ich natürlich die Zeit genutzt, in der Sie mit Miss deBeers zusammen die Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Das, was Sie da sehen, ist nur ein Spitzenwert. Es würde sich nicht lohnen, die Firma zu kaufen. Man kauft ja auch keine Kuh, wenn man nur ein Glas Milch braucht.«
»Hmm«, machte John unschlüssig. »Na ja. War nur eine Frage.«
»Fragen Sie. Aber nur, wenn Sie Antworten vertragen können.«
Darauf wusste John nichts zu sagen, und so nickte er nur und ging wieder. Im Hinausgehen drehte er sich noch einmal um und sagte: »Übrigens habe ich nicht mit Patricia deBeers geschlafen.«
McCaine hob nur abschätzig die Augenbrauen. »Dann kann ich Ihnen auch nicht helfen.«
Und dann sagte Ursula, als er vor ihr kniete, eine Rose in der linken und das Etui mit dem zweiundzwanzigtausend Pfund teuren Verlobungsring in der rechten Hand: »Ich kann das nicht tun, John. Ich kann dich nicht heiraten.«
Er starrte sie an und hatte das Gefühl, gerade von einem zweiundzwanzigtausend Pfund schweren Sandsack getroffen worden zu sein.
»Was?«, krächzte er.
Ihre Augen schwammen. Das Kerzenlicht spiegelte sich in anschwellenden Tränen. »Ich kann nicht, John.«
»Aber… wieso denn nicht?« Er hatte sich alle Mühe gegeben, wirklich. Dieses besondere Abendessen organisiert, das Menü ausgesucht, ein Streichquartett engagiert, das in historischen Kostümen romantische Weisen spielte, nichts an der Dekoration des kleinen Speisesaals dem Zufall überlassen, alles sollte perfekt sein für diesen Moment. Und den Ring hatte er besorgt. Einen ganzen Strauß Rosen, aus denen er die schönste ausgewählt hatte. Er verstand die Welt nicht mehr. »Liebst du mich denn nicht?«
»Doch, sicher. Das macht es ja so schwer«, erwiderte sie. »Komm, steh wieder auf.«
Er blieb knien. »Gefällt dir der Ring nicht?«, fragte er blöde.
»Unsinn, der Ring ist wunderbar.«
»Dann sag mir, warum nicht.«
Sie schob den Stuhl zurück, setzte sich zu ihm auf den Boden und umarmte ihn, und so saßen sie eben gemeinsam auf dem Teppich neben dem Tisch und schluchzten einander an. »Ich liebe dich, John. Seit ich dich das erste Mal berührt habe, ist mir, als ob ich dich schon immer kennen würde. Als ob dein Herz und mein Herz im Takt schlagen. Als hätte ich dich einst verloren und endlich wiedergefunden. Aber wenn ich mir vorstelle, dich zu heiraten«, sagte sie mit brechender Stimme, »dreht sich mir der Magen um.«
Er sah sie mit verschleiertem Blick an, wollte flüchten und zugleich, dass sie ihn nie
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