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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Zimmer und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Himmel, John, das ist unwürdig. Ich kann das nicht mit ansehen. Hören Sie verdammt noch mal auf, sich leid zu tun.«
    John zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb.
    »Dort draußen ist wirkliches Leid«, fauchte McCaine und wies auf die Phalanx seiner Fernsehempfänger. »Auf allen Kanälen wird es uns frei Haus geliefert, und niemand begreift, dass das ein Blick in die Zukunft ist, den wir bekommen, in unsere Zukunft – wenn wir beide, Sie und ich, John, uns nicht zusammenreißen und tun, was getan werden muss. Verstehen Sie? Wir können es uns nicht erlauben, dazusitzen und unsere Wunden zu lecken und uns leid zu tun. Wir müssen handeln. Jeder Tag zählt. Und darum schlucken Sie ‘s runter. Es gibt viel zu tun.«
    »Viel zu tun?«, echote John. »Was denn?«
    McCaine stampfte durch den Raum, hielt vor seiner Weltkarte an und klatschte mit der Hand auf Mittelamerika. »Mexico City. Hier findet kommende Woche das erste vorbereitende Treffen für die nächste Umweltkonferenz statt, ein Fachtreffen der nationalen Arbeitsgruppen. Sie müssen daran teilnehmen.«
    »Ich?« John musterte die Karte entsetzt. Sein einziger Bezug zu Mexico waren bisher Tacos aus dem Schnellrestaurant gewesen, wenn er mal keine Pizzen mehr hatte sehen können. »Aber ich bin doch kein Fachmann für irgendwas.«
    »Aber Sie sind John Salvatore Fontanelli. Sie sind der Stifter des Gäa -Preises. Man wird aufmerksam zuhören, wenn Sie etwas zu sagen haben. Und Sie werden viel über die Lage der Welt erfahren, wenn Sie zuhören.«
    John rieb sich das Gesicht mit den flachen Händen. »Nach Mexico? Ich soll nach Mexico?«
    McCaine verschränkte die Arme. »Zumindest wird es Sie auf andere Gedanken bringen.«
     
    McCaine begleitete ihn zum Flughafen und briefte ihn unterwegs für die Gespräche in Mexico City. Der Stapel der Unterlagen war ansehnlich – Ordner, ringgebundene wissenschaftliche Studien aus aller Welt, Disketten, Entschließungsanträge, Übersetzungen und Synopsen. Die neun Stunden Flug würden gerade ausreichen, alles einmal durchzublättern.
    Wie üblich wurde ihr Wagen aufs Rollfeld durchgewunken, wo die Moneyforce One schon bereitstand. Es stank nach Kerosin und verbranntem Gummi, als sie ausstiegen, der Boden war feucht vom Regen in der Nacht, und ein scharfer Wind pfiff über das endlose, ebene Areal.
    »Es wird ein Spagat«, schrie McCaine gegen das fauchende Röhren der warmlaufenden Triebwerke an. »Auf der einen Seite müssen wir anstreben, dass Grundlagen für global verbindliche Regelungen zum Klimaschutz zustande kommen, aber auf der anderen Seite darf es uns im Moment nichts kosten. Darauf zielt das Konzept der Schadstoffbörse, verstehen Sie?«
    Eine Hand voll Männer und Frauen in Borduniformen kamen die Gangway herabgeeilt, um die Kisten mit den Unterlagen auszuladen und an Bord zu bringen. Der Pilot kam ebenfalls herab, ein Klemmbrett mit Checklisten unterm Arm, schüttelte ihnen die Hand und erklärte, es sei höchste Zeit zu starten. »Wenn wir unser zugewiesenes Startfenster verpassen, kann es Stunden dauern, bis wir ein neues bekommen. EUROCONTROL hat mal wieder absolut Land unter.«
    »Ja, ja«, rief McCaine ungehalten. »Einen Moment noch.«
    »Wieso darf es uns nichts kosten?«, wollte John wissen.
    McCaine schien seinem Blick auszuweichen, musterte stattdessen den Horizont. »Ich hab’s Ihnen doch erklärt. Wir bauen den ganzen Konzern um für die neue Strategie. Wenn wir uns in dieser Phase verpflichten, überall Abgasreinigung einzubauen, dann kostet uns das den finanziellen Spielraum, der über Sieg oder Niederlage entscheiden kann.«
    Mit einem Mal kam John alles so unwirklich vor. Als stünden sie auf einer Bühne und führten ein Stück absurden Theaters auf. Er spürte etwas langsam seine Brust hochsteigen, das ein Anfall unbeherrschten Lachens sein mochte oder ein Brechreiz oder beides. »Wann tun wir eigentlich mal wirklich etwas?«, überschrie er den Motorenlärm. »Wir kaufen immer nur, häufen Macht und Einfluss an, aber wir tun nichts damit. Im Gegenteil, wir machen alles nur noch schlimmer!«
    McCaine sah ihn mit einem geradezu mörderischen Blick an. Ganz klar, er war vom vorgesehenen Text abgewichen. Eine Todsünde für einen Schauspieler, oder? »Sie sehen da etwas völlig falsch«, rief McCaine. »Aber ich fürchte, die Zeit reicht nicht, das jetzt auszudiskutieren. Lassen Sie uns darüber reden, wenn Sie zurückkommen.«
    In

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