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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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auf wirtschaftlichem Gebiet vollzieht. Programmierer aus Indien, Ingenieure aus Korea, Regisseure aus Argentinien, Ärzte aus Ägypten – dass es überall auf der Welt fähige Menschen gibt, ist keine Theorie mehr: Wir erleben es. Alte Vorurteile verblassen, gegenseitiger Respekt entsteht. Man redet miteinander, nicht weil man muss, sondern weil man will. Wir reden von einer immer umfassenderen globalen Vernetzung, die Frieden attraktiver macht und wahrscheinlicher als Krieg, was alleine schon Rechtfertigung genug wäre. Wenn wir von Globalisierung reden, reden wir, um es in einem Satz zu sagen, von einem Prozess, der das Potenzial hätte, die großen Probleme der ganzen Menschheit zu lösen.«
    Der Generalsekretär nickte wohlwollend. »Sie reden von meinem Lebensinhalt«, meinte er.
    »Die dunkle Seite der Globalisierung«, sagte John Fontanelli, »ist, dass sich Konzerne entwickelt haben, die in der Lage sind, Nationalstaaten gegeneinander auszuspielen, um sie zu ruinösen Zugeständnissen zu zwingen. Ich weiß das, weil ich es selber oft genug gemacht habe. Ich habe Regierungen unter Druck gesetzt, Abgeordnete bestochen, ich habe mit Investitionen gelockt oder mit dem Abzug von Arbeitsplätzen gedroht, um zu bekommen, was ich wollte: Schürfrechte und andere Lizenzen, gewinnträchtige Monopole oder Bedingungen, die mir erlaubt haben, Konkurrenten auszuschalten. Manchmal habe ich nationale Industrien einfach vernichtet, um den Markt für mich alleine zu haben. Mit dem Ergebnis, dass keine Chancengleichheit mehr herrscht, nicht einmal annähernd. Gegen einen Konzern wie Fontanelli Enterprises anzutreten ist für ein normales Unternehmen wie ein Schachspiel gegen einen Gegner, der mit fünfzehn Damen zugleich spielen darf.« Er hob die Hände in einer Geste der Entschuldigung. »Ich bin darauf nicht stolz. Ich sage nur, wie es war. Ich habe unter dem Einfluss meines damaligen Geschäftsführers gehandelt, nichtsdestotrotz bin ich dafür verantwortlich. Alle Verträge, Briefe und sonstigen Dokumente tragen meine Unterschrift.«
    »Niemand macht Ihnen einen Vorwurf«, sagte Annan.
    John nickte. »Ja. Aber genau das ist doch das Problem, oder? Dass es niemanden gibt, der mir einen Vorwurf machen könnte. Es gibt kein Gesetz mehr, das mich wirklich bindet. Ich kann tun und lassen, was ich will.« John beugte sich vor. »Wir haben ein Wort für Organisationen, die tun, was sie wollen, ohne sich um Gesetze zu kümmern. Ein Wort, das aus dem Italienischen kommt: Mafia .«
     
    Am 12. Juli 1998 gewann die französische Nationalmannschaft die Fußball-Weltmeisterschaft mit einem überzeugenden Sieg gegen die favorisierte Mannschaft aus Brasilien. Interessant war, dass viele Spieler des Teams aus ehemaligen französischen Kolonien in Übersee oder Nordafrika stammten. In der Zeit nach der Weltmeisterschaft war zu beobachten, dass die rechtsgerichteten Parteien Frankreichs ihre bisherigen, von Rassismus geprägten Kampagnen weitgehend einstellten.
     
    »Es sollte unübersehbar sein«, fuhr John fort. »Wir erzwingen überall, dass Löhne sinken und Sozialleistungen gekürzt werden. Dagegen steigen unsere Gewinne mit zweistelligen Zuwachsraten, von den Börsenkursen ganz zu schweigen. Ich meine, es liegt auf der Hand, dass Regierungen, denen es wirklich um das Wohl ihrer Bevölkerung zu tun ist, solche Entwicklungen nicht unterstützen dürften. Aber in Wahrheit haben sie keine Wahl. Auch wenn viele Regierungschefs noch in der Illusion leben, zumindest in zentralen Fragen souverän entscheiden zu können: Sie können es nicht, und Konzerne wie der meine profitieren davon.«
    Der Mann an der Spitze der Vereinten Nationen nickte sorgenvoll.
    »Wenn ich sage ›profitieren‹, meine ich, dass Geld verdient wird. Diesem Ziel wird alles geopfert, alles unterworfen. Selbst Fontanelli Enterprises hat, wie ich feststellen musste, allen edlen Absichtserklärungen zum Trotz überall da, wo man es ungestraft tun konnte, giftige Abwässer ungeklärt in Flüsse geleitet, Industrieabfall auf Müllhalden gekippt, die Luft verpestet, Arbeitsschutzbestimmungen ignoriert, Umweltschutzauflagen missachtet und Gesundheitsvorschriften umgangen. Und warum? Weil, wenn wir es nicht tun, es andere tun. In einigen Fällen habe ich es unterbunden, mit dem Resultat, dass unsere Konkurrenten billiger anbieten konnten und unser Anteil an dem jeweiligen Markt zurückging, bis wir die Sparte einstellen mussten.« John streckte eine Hand aus, die Handfläche

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