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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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nippte an seinem Drink. »Trotzdem haben wir es nicht gemacht.«
    »Aber wir hätten es tun können .«
    »Hätten wir nicht. Weil du nämlich nie genug Geld hattest.«
    »Irgendwas ist halt immer.« John sah in sein Glas. »Seit Mexiko passen sie so gut auf mich auf, dass ich manchmal denke, ich lebe im Gefängnis.«
    »Tja. Nichts ist umsonst. Nicht mal grenzenloser Reichtum.«
    Sanfte Kühle ging von den Fenstern aus. Die Themse glitzerte frostig in der Ferne. Man sah weit unten Autos fahren und Spaziergänger, Paare meist, kurz in den dunstigen Lichtkegeln der Straßenbeleuchtung auftauchen und ein paar Schritte weiter wieder mit der Nacht verschmelzen.
    »Wie geht es weiter?«, wollte John wissen.
    Paul hob die Augenbrauen. »Wie meinst du das?«
    »Wir vergessen die Prophezeiung. Wir begraben alle Ambitionen, den Lauf der Welt zu beeinflussen. Wir machen business as usual , kaufen, verkaufen, stellen ein, entlassen, zählen Geld.« John drehte sein Glas in den Händen. »Und dann?«
    Paul lehnte sich zurück. »Nichts ›und dann‹. Das kann man sein Leben lang so treiben.«
    »Aber was macht das für einen Sinn?«
    »Du bist kein Unternehmer, das merkt man deutlich. Es geht nicht ums Geldzählen, es geht darum, etwas zu gestalten. So ein Konzern ist in ständiger Entwicklung. Permanent passiert irgendwo etwas, verändern sich die Bedingungen, muss man reagieren oder vorausschauend handeln. So läuft das Spiel. Es ist ein Spiel, wie Baseball. Letztendlich spielt man es, weil es Spaß macht.«
    John betrachtete den letzten Rest in seinem Glas, kippte ihn schließlich hinab und bestellte mit einer Geste einen neuen Drink. »Wann warst du das letzte Mal bei einem Baseball-Spiel?«
    »Oh.« Paul überlegte. »Das ist lang her. Ich glaube, das letzte Mal waren wir zusammen bei den New York Yankees. Bevor ich nach Harvard gegangen bin.« Er schüttelte den Kopf. »Aber du kannst mich schlagen, ich weiß nicht mal mehr, gegen wen sie gespielt haben.«
    »Ich auch nicht.« Der Kellner kam, stellte ihm seinen neuen Drink hin und nahm das alte Glas mit. Paul bestellte noch einmal dasselbe. »Ich hab die Ligaspiele eine Zeit lang verfolgt, aber dann hatte ich eine Weile keinen Fernseher und bin völlig rausgekommen.«
    »Ging mir so ähnlich. Prüfungsvorbereitungen.«
    John nickte, lachte trocken auf. »Ist das nicht grässlich? Wie schnell man jeden Sinn für die wahren Werte verliert?«
    »Geradezu tragisch.« Pauls neuer Drink kam. Er nahm ihn mit dankendem Nicken entgegen, trank einen Schluck und wartete, bis der Mann wieder weg war. »Weißt du«, sagte er dann, »was jetzt passieren wird, ist einfach, dass mit dir eine neue Finanzdynastie entsteht. Eine Familie wie die Rockefeller, die Rothschildts oder die Medici. Oder die Fugger meinetwegen. Irgendwann wirst du doch noch eine Frau finden, die Geld und Luxus erträgt, wirst einen Haufen Kinder haben, die umsorgt aufwachsen, die besten Schulen der Welt besuchen und nach und nach ins Geschäft einsteigen –«
    »Jetzt klingst du wie McCaine. Der hatte es auch dauernd damit, dass ich eine Dynastie gründen soll.«
    »Na ja, nicht alles, was er gesagt hat, war dumm. Nach dem, was du erzählt hast, und dem, was ich in der Zeitung lese, scheint er erst seit neuestem durchzudrehen.« Paul schob sein Glas auf dem Tisch umher. »So läuft das einfach, weißt du? In Harvard konnte man das gut beobachten, all die Berufssöhne und -töchter… Zu deinen Lebzeiten wird dein Vermögen wachsen, deine Kinder werden es stabil halten, und mit der Generation deiner Enkel wird es beginnen, abzunehmen. So geht es allen großen Vermögen. Aber eine Billion Dollar, das wird für viele Generationen reichen, egal wie verschwenderisch sie sind.«
    John trank einen Schluck und hatte Lust, sich heute richtig voll laufen zu lassen. »Klingt großartig. Vielleicht müssen sie ja irgendwann ein paar Millionen für den letzten Eimer sauberes Wasser verschwenden, wer weiß?«
    »Hey«, meinte Paul. »Du kannst auch Geld stiften, wenn dir das besser gefällt. Der alte Rockefeller hat das gemacht, als ihn endlich die Sinnkrise überkam, und seine Stiftungen sind heute aus Medizin, Bildung und Wissenschaft nicht mehr wegzudenken.«
    »Am besten suche ich mir jemanden mit einer Vision. Der legt eine halbe Million Dollar fünfhundert Jahre lang an, und ein armes Schwein im Jahr 2500 erbt dann eine Trillion Dollar. Oder was immer dann die Währung sein wird.« Er kippte den Drink vollends hinab,

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