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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sich einen Ruf aufgebaut hat und bereits Beziehungen zu wichtigen Regierungen hat.«
    »Wir dachten an Sie«, fügte John hinzu.
    Kofi Annan hob zuerst erstaunt die Augenbrauen, dann die Hände, abwehrend. »O nein. Ich bin dafür nicht geeignet.« Er schüttelte den Kopf. »Nein. Danke.«
    »Warum nicht? Sie –«
    »Weil ich Diplomat bin. Ein Vermittler zwischen verschiedenen Positionen. Ein Verwalter.« Er breitete die Hände aus. »Reden wir nicht darum herum. Sie haben im Grunde vor, einen Weltpräsidenten zu wählen. Und man würde mich als Weltpräsident nicht akzeptieren.«
    »Aber niemand ist dieser Position näher als Sie.«
    »Eben nicht.« Der Generalsekretär schüttelte den Kopf. »Schon aus Gründen politischer Integrität wäre ich der Letzte, der für dieses Amt kandidieren dürfte. Ich müsste mich fragen lassen, ob ich Ihr Vorhaben unterstütze, um selber Karriere zu machen.«
    Paul Siegel räusperte sich. »Um ehrlich zu sein, wir haben zuerst Michail Gorbatschow gefragt«, sagte er. »Er hat abgewinkt, weil seine Frau schwer krank ist und er sich um sie kümmern will. Er war es, der Sie vorgeschlagen hat.«
    »Ich fühle mich geehrt, auch wenn ich ablehnen muss.«
    John spürte tiefe Erschöpfung, die sich seiner von einem Moment zum anderen bemächtigt zu haben schien. Konnte das ein Problem werden? Nein, das konnte unmöglich ein Problem werden. Visionen scheiterten nicht an solchen Lappalien. Er strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, und sein Arm fühlte sich an wie ein ausgewrungener Lappen.
    »Aber«, fuhr Kofi Annan da fort, »ich kann Ihnen jemanden vorschlagen. Jemand, den ich sehr bewundere und der für dieses Amt geeignet wäre wie kein Zweiter.«

47
    Noch während ihr Flugzeug über dem Atlantik war, gingen die entsprechenden Mitteilungen an die Presseagenturen, wurden die ersten Informationssendungen, die das globale Referendum ankündigten, weltweit ausgestrahlt. Und schon auf dem Weg von London Heathrow nach London City klingelte das Telefon in Johns Jackett.
    »John?«, brüllte es aus dem Hörer. »Sind Sie jetzt vollkommen wahnsinnig geworden?«
    Er musste das Gerät vom Ohr nehmen. »Malcolm? Sind Sie das?«
    »Ja, verdammt noch mal. Sagen Sie, haben Sie überhaupt nichts begriffen? Eine weltweite Abstimmung? Ungebildete, ahnungslose Leute entscheiden lassen, was geschehen soll? Ich fasse es nicht. Jahrelang erkläre ich Ihnen, wie die Welt funktioniert, und kaum bin ich weg, fangen Sie die große Märchenstunde an. Was glauben Sie denn, wofür sich ein Bauer von den Reisfeldern Jakartas oder ein Minenarbeiter in Peru entscheiden wird, wenn Sie ihn fragen, wie er leben will? Für Verzicht und Bescheidenheit?«
    »Das frage ich ihn doch gar nicht«, erwiderte John kühl.
    »John, wenn die Menschheit über ihren Lebensstil abstimmen darf, dann können Sie die Erde zupflastern mit Vorstädten voller Villen, Swimming Pools und Einkaufszentren. Das wird das Ende sein, das ist Ihnen hoffentlich klar?«
    »Ich bin zuversichtlich, dass den meisten Gerechtigkeit und eine Zukunft für ihre Kinder wichtiger sein wird als ein Swimming Pool.«
    McCaine gab einen Laut von sich, als versuche er, gleichzeitig zu schreien und nach Luft zu schnappen. »Sie sind ein Träumer, John!«
    »Das hat meine Mutter auch immer gesagt«, erwiderte John. »Ich denke, deshalb hat das Schicksal mich zum Erben gemacht und nicht Sie. Leben Sie wohl, Malcolm.« Er unterbrach die Verbindung, rief sein Sekretariat an und ordnete an, dass Anrufe von McCaine nicht mehr an ihn, sondern in die Rechtsabteilung durchzustellen seien.
     
    Das Musikstück, das aus seinem Wohnzimmer dröhnte, und das mit einer Lautstärke, die einem schon im Flur fast den Kopf wegblies, kam John vage bekannt vor.
     
    Unborn children
    want your money
    and their screaming
    never stops.
    House on fire,
    god is leaving,
    you’re not important
    anymore.
    Wasted future, wasted future,
    all you offer me are tears…
     
    Der scheppernde Sound, der schwindsüchtige Gesang – das war Marvins CD, ohne Zweifel. Aber hatte er die nicht damals gleich weggeworfen?
    Als er ins Wohnzimmer kam, stand Francesca mitten im Raum, die Augen geschlossen, die Arme um sich gelegt, als umarme sie sich selber, und wiegte sich hingebungsvoll in den wummernden Klängen der Bassgitarre. John starrte sie an wie das achte und neunte Weltwunder zugleich: Diese dumpfe Kakophonie elektrischer Instrumente schien ihr wahrhaftig zu gefallen!
    Trotzdem schreckte sie

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