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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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verschärft wird. Gut möglich, dass der Reisbauer plötzlich für seinen Reis weniger Geld bekommt und in Not gerät, nur weil in Japan eine Bank Pleite gegangen ist oder die Wirtschaft in Brasilien ins Stottern kommt.« Fontanelli deutete mit gegeneinander gestellten Händen eine Art Wall auf dem Tisch an. »Die Tobin-Steuer wäre das, was ein Damm gegen eine Sturmflut ist. Sie würde die Regionen bis zu einem gewissen Grad voneinander abgrenzen, sodass die jeweiligen Notenbanken das Zinsniveau in ihren Ländern wieder so steuern könnten, dass es der eigenen Wirtschaftslage angemessen ist. Wobei es sich nur um eine Art Schwelle handelt, nicht um eine Mauer – Regierungen könnten also auch weiterhin keineswegs machen, was sie wollen.«
    »Aber es hieße weniger Freiheit im Devisenhandel, oder?«
    »Wieso denn? Die Freiheit des Devisenhandels ist in keiner Weise eingeschränkt. Nach wie vor kann man jede konvertible Währung in jeder gewünschten Menge in jede andere tauschen – es kostet eben nur etwas.«
    »Aber würde sich das lohnen? Ich meine, wenn so viel Geld unterwegs ist, wie Sie vorhin gesagt haben – man braucht doch sicher Legionen von Computern, um das alles zu kontrollieren?«
    »Sicher. Aber alle diese Computer gibt es schon, anders wäre der weltweite Handel überhaupt nicht zu bewältigen. Man muss nur ihre Software anpassen. Es wäre eine der am einfachsten einzuführenden Steuern.«
    Der Talkmaster wiegte den Kopf. »Ich weiß nicht. Wenn es so einfach ist, wie es klingt, warum hat man es dann nicht schon längst gemacht?«
    »Weil die, die es treffen soll, die Staaten gegeneinander ausspielen. Denn wenn nur ein einziger Finanzplatz auf der Welt von der Steuer befreit ist, würde er den gesamten Devisenhandel an sich ziehen. Sie kann nur funktionieren, wenn sie weltweit einheitlich eingeführt wird.«
    »Und wie rettet sie unsere Zukunft?«
    »Sie ist nur ein erster, kleiner Schritt. Es gibt weitere Konzepte, die zu prüfen sind – ein Übergang zu ökologisch orientierten Steuern etwa.«
    Larry King wandte sich der Kamera zu. »Das alles diskutieren wir nach der Werbung. Bleiben Sie dran.«
     
    Der Generalsekretär der Vereinten Nationen blickte seinen Besucher ausgesprochen skeptisch an.
    »Ich habe eine Organisation gegründet, die dieser Tage ihre Arbeit aufnimmt«, erklärte John Fontanelli. »Es handelt sich um eine unabhängige Stiftung, ausgestattet mit einem Kapital von einhundert Milliarden Dollar, die in den kommenden Monaten eine weltweite Abstimmung organisieren wird, ein Referendum darüber, ob die Menschheit eine solche Institution mit globaler Kompetenz wünscht. Der Name der Organisation lautet We The People, und sie wird ihren Sitz in Wallstreet Nummer 40 haben.« Nun war es heraus. Der ganze wahnwitzige Plan. »Gewählt werden soll ein World Speaker, ein Vertreter der Völker, um das Handeln der nationalen Regierungen in Fragen von globaler Tragweite zu koordinieren.« John hob die Hand, als wolle er einem Einwand zuvorkommen. »Der Stimmzettel wird selbstverständlich auch die Möglichkeit vorsehen, gegen eine solche Einrichtung zu stimmen.«
    Kofi Annan beugte sich vor, stützte die Unterarme auf die Lehnen und sah John an. »Das ist tollkühn.« Es klang, als habe er eigentlich etwas weitaus Undiplomatischeres sagen wollen. Er schüttelte den Kopf. »Das ist absolut… tollkühn«, wiederholte er, als fiele ihm kein anderes Wort dafür ein.
    John hatte sich die ganze Zeit, seit sie das Gebäude betreten, eigentlich schon seit dem Moment, als sie das Flugzeug betreten hatten, gegen den Moment der Ablehnung zu wappnen versucht. Nun merkte er zu seiner grenzenlosen Verblüffung, dass ihm genau aus dieser Ablehnung heraus Kraft zuwuchs, als hätte etwas in ihm nur auf einen Gegner gewartet, um zu erstarken und aufzublühen. Er lächelte. »Aus irgendeinem Grund sagt das jeder. Zweifeln Sie daran, dass sich ein solches Referendum durchführen lässt?«
    »Mit hundert Milliarden Dollar im Hintergrund? Ich wollte, ich hätte nur eine davon. Nein, ich bezweifle nicht, dass Sie eine solche Wahl durchführen können. Ich bezweifle nur, dass etwas dabei herauskommen wird. Was bringt Sie zu der Annahme, dass die Regierungen auf das hören werden, was der World Speaker sagt?«
    »Dass er oder sie das Votum der gesamten Menschheit hinter sich haben wird.«
    Der Generalsekretär wollte etwas erwidern, hielt aber im Ansatz inne, sah eine Weile blicklos ins Leere und nickte endlich

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