Eine Billion Dollar
nachdenklich. »Das ist zweifellos eine starke moralische Position«, gab er zu. Er sah hoch, sah John an. »Wie wollen Sie den Vorwurf entkräften, die Stimmen manipuliert zu haben?«
»Alles, bis auf den Vorgang der Stimmabgabe selbst, wird in völliger Offenheit vor sich gehen. In jedem Wahllokal werden Wahlbeobachter zugelassen sein, die Stimmen werden nach Schließung öffentlich ausgezählt. Wir werden normale Stimmzettel zum Ankreuzen verwenden – keine Computer, keine sonstigen Maschinen, die man manipulieren könnte. Selbst die Finanzen der Organisation We The People selbst werden radikal offen gelegt. Da es nichts gibt, was man verbergen müsste, wird jeder, der es wünscht, per Internet oder persönlich Einblick nehmen können in alle Kontobewegungen und Buchungsbelege.«
Eine lange Pause entstand, eine Pause wie das Einatmen eines mythologischen Untiers.
»We The People«, wiederholte Annan nachdenklich.
»Ja«, nickte John Fontanelli. »Die Menschen, die vor neun Jahren in Leipzig und anderen Städten Ostdeutschlands auf die Straße gegangen sind, haben gerufen: ›Wir sind das Volk.‹ Das ist es, worum es hier geht.«
»Das hat noch nie jemand versucht«, sagte der Generalsekretär dann.
»Darum wird es Zeit, dass es jemand tut«, erwiderte John.
Name der Stiftung: We The People Organisation.
Sitz: Wallstreet 40, New York, NY, USA.
Stiftungszweck: Organisation und Durchführung von weltweiten Abstimmungen, Wahlen und Referenden.
Stiftungskapital: Das Stiftungskapital beträgt 100 Milliarden US-Dollar. Stiftungsgeber ist John Salvatore Fontanelli. Die Höhe des Stiftungskapitals wurde so gewählt, dass alle zu erwartenden Aufwendungen in voller Höhe aus Kapitalerträgen bestritten werden können.
Geschäftsführer: Lionel Hillman.
Hauptaufgabenbereiche: Einrichten von Wahllokalen (insgesamt ca. 5,1 Millionen) in allen Ländern der Erde. Anwerbung und Ausbildung von regional ansässigen Wahlhelfern. Registrierung der Wähler. Führen von Wählerlisten. Entgegennahme von Kandidaturen, öffentliche Bekanntmachung der Kandidaten. Druck und Bereitstellung der Stimmzettel. Ankündigung und Durchführung der Abstimmungen. Veröffentlichung der Ergebnisse.
Offenlegung: Sämtliche Unterlagen, Kontobewegungen, Buchungen und sonstigen Vorgänge in der Stiftung sind öffentlich. Über die Website der Stiftung (www.WeThePeople.org) sind alle Konten ständig einsehbar. Interessierte Bürger können jederzeit in alle Unterlagen Einsicht nehmen; telefonische Voranmeldung wird erbeten.
Ausnahmen von der Offenlegung: Die Wählerlisten sind nicht allgemein zugänglich. Auf Anfrage kann jeder Bürger jedoch erfahren, ob und gegebenenfalls in welcher Liste er eingetragen ist, sowie seine Eintragung beziehungsweise seine Umschreibung in eine andere Liste beantragen. Hierfür ist die Beibringung eines Identitätsnachweises erforderlich; wenden Sie sich an Ihr regionales WTPO-Büro.
Öffentlichkeit während der Abstimmungen: Wahlbeobachter sind in allen Wahllokalen jederzeit zugelassen, sowohl während der Abstimmung als auch während der öffentlichen Auszählung der abgegebenen Stimmen. Die Ergebnisse aller Abstimmungen werden, nach Wahllokalen aufgeschlüsselt, in regionalen Zeitungen veröffentlicht.
Wahlgrundlagen: Alle Abstimmungen erfolgen geheim, frei und gleich. Abstimmungsberechtigt sind alle Erwachsenen, die 18 Jahre oder älter sind, zum Zeitpunkt der Abstimmung nicht wegen eines Verbrechens in Haft sind und über die keine Vormundschaft wegen geistiger Beeinträchtigung besteht.
Touristische Hinweise: Die Büros der Stiftung befinden sich in den untersten fünf Stockwerken (erkenntlich an der bunten Fassadenbemalung; es handelt sich um ein Werk des chilenischen Künstlers Chico Roxas). Der obere, weiß gestrichene Teil des Gebäudes vom 6. Stock an aufwärts ist als künftige Residenz des World Speaker vorgesehen.
Annan saß zurückgelehnt, die feingliedrigen Finger ineinander verschränkt, nachdenklich. Im Ausdruck seines Gesichts rangen Faszination und professionelle Skepsis miteinander.
»Haben Sie sich schon überlegt«, fragte er schließlich, »dass Sie Kandidaten brauchen?«
John Fontanelli und Paul Siegel wechselten einen Blick.
»Unter anderem deshalb sind wir hier«, nickte John.
»Für den Job des World Speaker ideal geeignet«, erklärte Paul, »wäre ein ehemaliger Staatschef oder jemand in einer vergleichbaren Position. Jemand, der überall auf der Welt bekannt ist,
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