Eine Billion Dollar
Sie Italiener werden.«
Die Komplikation war seine Staatsbürgerschaft. Als Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika, setzte Gregorio ihm mit ermüdender Gründlichkeit auseinander, war er mit all seinen Einkünften weltweit in den USA steuerpflichtig. Also auch, was Erbschaftssteuer anbelangte, und um die ging es. Da mit der amerikanischen Finanzbehörde hierüber kein Abkommen zu erzielen gewesen war, blieb nur der Weg, die Staatsbürgerschaft zu wechseln.
John war diese Vorstellung unsympathisch. »Mein Großvater ist vor Mussolini geflohen. Er hat verbissen um seinen amerikanischen Pass gekämpft. Dass ich ihn jetzt wieder hergeben soll, gefällt mir nicht.«
»Ich hoffe, es ist Ihnen nicht entgangen, dass Mussolini nicht mehr an der Macht ist«, sagte Alberto.
»Ich habe meinen Großvater sehr gern gehabt, verstehen Sie? Er war sehr stolz darauf, Amerikaner geworden zu sein. Das aufzugeben kommt mir wie Verrat vor.«
»Ihr Patriotismus und Familiensinn in allen Ehren«, sagte Gregorio Vacchi. »Aber mehrere hundert Milliarden Dollar sind ein zu hoher Preis dafür, meinen Sie nicht?«
»Sicher, aber deswegen muss es mir ja nicht gefallen. Und es gefällt mir auch nicht.«
»Sie nehmen das zu ernst«, mischte sich Eduardo ein. »Sie werden ein reicher Mann sein, John. Ihr Vermögen wird größer sein als das Bruttosozialprodukt der meisten Staaten dieser Welt. Sie werden gehen können, wohin Sie wollen. Realistisch betrachtet brauchen Sie sich nicht einmal an das Abkommen mit dem italienischen Finanzminister zu halten, denn: Was kann er machen, wenn Sie gehen? Nichts. Und nun überlegen Sie mal, welche Bedeutung angesichts dieser Dimensionen Ihre Staatsbürgerschaft hat.«
John gab es schließlich auf. »Na gut. Wann geht es los?«
»Sobald alle Vorbereitungen getroffen sind. Geheimhaltung, Personenschutz und so weiter. Und der Ministerpräsident will Sie nach der Zeremonie empfangen«, sagte Gregorio Vacchi. »Nächsten Donnerstag.« Er wirkte, als könne er es kaum erwarten.
John stand am Fenster der Bibliothek und beobachtete durch die dichten Vorhänge hindurch die Presseleute, die auf der Wiese vor dem Hoftor lagerten wie das Publikum eines Open-Air-Konzerts. Er wunderte sich über die verbissene Ausdauer, mit der die Reporter ausharrten, trotz seiner Erklärung, keine Interviews zu geben, solange die Vermögensübertragung nicht notariell vollzogen war. Ein seltsam unwirklicher Anblick war das, und noch unwirklicher, dass er der Anlass all dessen sein sollte. Nein, das war er auch nicht, nicht er als Person. Anlass war eine Art Traum, den er verkörperte, der Traum von grenzenlosem Reichtum vielleicht. Niemand schien zu ahnen, wie furchteinflößend dieser Reichtum sein konnte.
Er würde, beschloss er, den Menschen vom Vermächtnis des Giacomo Fontanelli erzählen.
»John? Ach, hier sind Sie.«
Eduardos Stimme. John drehte sich herum. Eduardo kam herein, gefolgt von einem Mann, aus dem man leicht hätte zwei machen können: ein breitschultriger Koloss, der ihn um einen Kopf überragte und vor dem sich selbst ein Boxweltmeister gefürchtet hätte.
»Darf ich Ihnen Marco vorstellen? Marco, dies ist Signor Fontanelli.«
»Buongiorno«, sagte Marco und streckte John die Hand hin, die an eine Schaufel denken ließ. John musste sich überwinden, sie zu schütteln, aber die Muskeln an dem zugehörigen Arm schienen hauptsächlich zu beabsichtigen, den Ärmel von Marcos dunklem Anzug zum Zerreißen zu bringen, und der eigentliche Händedruck fiel geradezu erträglich aus.
»Marco kommt vom besten Security Service Italiens«, erklärte Eduardo dazu.
»Security Service?«
»Ihr Bodyguard, Signore«, sagte Marco.
»Mein…« John schluckte. Ach ja, die Vacchis hatten so etwas erwähnt. Vor hundert Jahren, in einem anderen Leben. Leibwächter. Wie ein König, der sich vor skrupellosen Rivalen schützen muss. »Bodyguard. Ich verstehe. Sie sollen auf mich aufpassen.«
»Si, Signore.«
Die bloße physische Präsenz des Mannes war ehrfurchtgebietend. Bestimmt brauchte er nichts weiter zu tun als bloß da zu sein, um potenzielle Attentäter auf andere Gedanken zu bringen. John holte tief Luft. Ein Bodyguard. Das machte die ganze Geschichte so verdammt real.
Er sah Eduardo an, dem Zufriedenheit aus allen Knopflöchern seines topmodischen Anzugs strahlte. »Und wie wird das praktisch vor sich gehen? Ich meine, wird er nun ständig um mich herum sein, mich überall hin begleiten…?«
»Scusi,
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