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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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oder?«
    »Keine Ahnung, wie viel Geld Gott hat.«
    Einen Moment sah es aus, als wollte er Ruhe geben, aber er stierte bloß eine Weile ohne wirkliches Interesse auf das Baseballspiel im Fernsehen. »Ich hab gelesen, dass der Typ einen älteren Bruder hat«, quasselte er dann weiter. »Junge, hab ich mir gesagt, wie muss dem jetzt wohl zumute sein? Der hat sich doch bestimmt gewünscht, er hätte den kleinen Schreihals in der Wiege erstickt und das ganze Geld selber geerbt. Also, ich hab keinen Bruder, aber ich könnt mir vorstellen, dass mir das durch den Kopf gegangen wäre.«
    Lino ließ die Zeitung sinken und fasste den Kerl genauer ins Auge. Er hatte ein teigiges, pockennarbiges Gesicht und sah aus wie jemand, der einer Schlägerei genauso wenig auswich wie einem Vollrausch. In seinen Augen schimmerte Hinterhältigkeit.
    Er bemerkte Linos Blick. »Kommen Sie. Es ist nur menschlich, so was zu denken, oder? Gedanken sind nicht strafbar. Nur das, was man tut.«
    Lino war in der Tat allerlei durch den Kopf gegangen, als er begriffen hatte, dass in den Nachrichten wahrhaftig von John die Rede war. Seinem Bruder John, auf den er als Baby immer hatte aufpassen müssen. Der als Dreikäsehoch einmal fast vor den Bus gestolpert wäre. Und so weiter…
    Jetzt allerdings fragte er sich, ob es Zufall war, dass der Typ ausgerechnet ihn belaberte.
    »Das muss man sich mal vorstellen, was das für ein Haufen Geld ist. Eine Billion Dollar. Mann, bis vorgestern wusste ich nicht mal, dass es so viel Geld überhaupt gibt! Sogar die in Washington geben sich höchstens mit Milliarden ab… Und der Junge erbt eine Billion. Vielleicht sollte ich mal die Papiere von meinem Großvater durchsehen, ob da nicht auch irgendwo noch ein Sparbuch aus dem fünfzehnten Jahrhundert rumliegt, was meinen Sie?«
    »Ja, vielleicht.«
    Der Typ holte eine Visitenkarte aus der Tasche und schob sie ihm herüber. »Bleeker«, sagte er dazu. »Randolph Bleeker. Sie können Randy zu mir sagen.«
    Lino nahm die Karte und betrachtete sie. Anwalt stand darauf, und: Fachgebiet Kindschafts-und Erbrecht.
    »Was soll das?«, fragte er. »Was wollen Sie?«
    Randy Bleeker vergewisserte sich mit einem kurzen Seitenblick, dass der Barkeeper und alle anderen außer Hörweite waren. »Okay. Ich habe Show gemacht. Wollte nicht, dass Sie weglaufen, verstehen Sie? Ich weiß, dass Sie der Bruder sind. Und was ich will, ist – na ja, ein Job, könnte man sagen.«
    »Ein Job?«
    »Ich helfe Ihnen, an das Geld zu kommen. Gegen einen angemessenen Anteil, versteht sich.«
    »An das Geld? Was für Geld?«
    »Wovon rede ich die ganze Zeit? Von einer Billion Dollar, oder?«
    Lino kniff misstrauisch die Augen zusammen. Er sah noch einmal auf die Karte in seiner Hand. Kindschafts-und Erbrecht. Das stank doch zum Himmel. »Ich glaube nicht, dass ich wissen will, was Sie mir vorschlagen werden.«
    »Hat es Sie nicht geärgert, dass das Schicksal so dicht an Ihnen vorbeigeschossen hat?«
    »Doch, natürlich. Aber es ist eben, wie es ist. Ich habe einen jüngeren Bruder, und er war an diesem seltsamen Stichtag der jüngste Fontanelli. Punkt. Daran kann man nichts mehr ändern.«
    Randy musterte ihn mit etwas, das wohl ein Lächeln sein sollte. »Doch«, sagte er mit einem schlauen Funkeln in den Augen. »Kann man. Und ich wundere mich, dass Sie noch nicht von selber draufgekommen sind.«
     
    Die sorgsam ausgeklügelten Pläne mussten alle neu organisiert werden. Die Übertragung des Vermögens würde nicht mehr in Florenz, sondern in Rom stattfinden, direkt im Finanzministerium. Unter größter Geheimhaltung wurde ein Termin vereinbart.
    »Wir sollten einen Hubschrauber kommen lassen«, meinte Eduardo in der Diskussion. »Zumindest, wenn die Reporter weiter unser Tor belagern.«
    »Unseren Wagen werden sie schon durchlassen«, erwiderte sein Vater, der wirkte, als habe er seit dem Auftauchen der Presse nicht mehr geschlafen. »Wir brauchen das Geld ja nicht zum Fenster hinauszuwerfen.«
    John hatte den Vacchis von dem Anruf erzählen wollen, es aber aus irgendeinem Grund hinausgezögert. Und je länger die Gespräche gingen, desto unpassender kam es ihm vor, noch davon anzufangen. Im Grunde war es ja bedeutungslos, oder?
    Dass der Akt der Übertragung nun in Rom selbst vollzogen werden sollte, würde eine weitere amtliche Prozedur erleichtern, die zuvor stattfinden musste.
    »Es gibt eine kleine Komplikation«, hatte Alberto ihm mit gewinnendem Lächeln eröffnet. »Kurz gesagt, müssen

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