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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Die Erinnerung an den Morgen verschwamm zu einem Strudel aus Lichtern und Geschrei. Nur nicht darüber nachdenken, dass das nun zu seinem Alltag werden könnte. Hier wenigstens war es ruhig, die Türen zur Terrasse waren geschlossen, nicht einmal das Meer war zu hören, absolut nichts.
    Er döste weg, in einen köstlichen Zustand zwischen Wachen und Schlafen, den ihm das Telefon zerklingelte.
    Was? Er war hochgefahren, lag nun da, den Oberkörper auf die Ellbogen gestützt, und starrte den Telefonapparat neben seinem Bett an. Das war ein Traum gewesen. Der hatte nicht wirklich geklingelt. Niemand im Haus hätte ihn jetzt gestört.
    Doch, es klingelte erneut, ein hässliches, aufdringliches Schnarren. Er riss den Hörer ans Ohr. »Hallo?«
    »Mister Fontanelli?«, fragte eine sonore, nicht unsympathische Stimme mit britischem Akzent.
    »Ja?« Hätte er diese Stimme kennen müssen?
    »John Salvatore Fontanelli? Sind Sie gerade in Ihrem Zimmer?«
    Was sollte das denn? »Ja, zum Teufel! Natürlich bin ich in meinem Zimmer, wo denn sonst? Wer sind Sie, und was wollen Sie?«
    »Sie kennen mich nicht. Ich hoffe, wir werden uns eines Tages kennen lernen, aber im Augenblick kann ich Ihnen nicht einmal meinen Namen sagen. Es ging mir heute eigentlich nur darum, festzustellen, ob die Telefonnummer noch stimmt.«
    »Meine Telefonnummer…?« John verstand überhaupt nichts.
    »Die Durchwahl 23. Ich wollte sehen, ob sie noch in Ihr Zimmer führt. Aber das erkläre ich Ihnen ein andermal genauer. Ach, und noch eins… bitte erwähnen Sie diesen Anruf niemandem gegenüber, insbesondere nicht gegenüber der Familie Vacchi. Vertrauen Sie mir.«
    Der Kerl war doch völlig übergeschnappt, oder? »Ich wüsste nicht, warum ich das tun sollte.«
    Der Unbekannte am anderen Ende der Leitung hielt inne, atmete hörbar ein und aus. »Weil Sie Hilfe brauchen werden, Mister Fontanelli«, sagte er schließlich. »Und ich bin derjenige, der sie Ihnen geben kann.«

6
    Es gab auch Sitzplätze im Jeremy’s , aber niemand saß gern dort. Das Kunstleder der Sitze fühlte sich an, als habe jemand eine undefinierbare Soße darauf verschüttet und dann nicht aufgewischt, sondern einfach trocknen lassen, und als bröselten die Überreste nun nach und nach ab. Genau sehen konnte man es nicht, da der Besitzer der Kneipe nur grüne und dunkelgelbe Glühbirnen verwendete, und nicht viele davon. Weiter vorn gab es Tische mit Hockern, aber die Stammkunden stellten sich an den Tresen. Von dort konnte man auch den Fernseher am besten sehen, der immer auf irgendwelche Sportübertragungen eingestellt war.
    Lino Fontanelli hatte ein glattes, beinahe kindlich wirkendes Gesicht, das ihn jünger aussehen ließ als er war. Sein Haar wirkte, als verwende er Unmengen Pomade, aber das tat er nicht; tatsächlich hasste er es, so auszusehen. Er kam ins Jeremy’s , wenn er keinem der anderen Offiziere der McGuire Airforce Base begegnen wollte, was relativ häufig der Fall war. Das Bier war hier nicht schlechter als anderswo, die Hamburger eher besser, und man hatte seine Ruhe. Er hatte seinen Stammplatz an einer Ecke des Tresens, wo er in Ruhe Zeitung lesen konnte und niemand die Sicht auf die Glotze versperrte.
    In den letzten Tagen hatte er verdammt viel Zeitung gelesen.
    An diesem Abend war kaum was los. In einem Eck hockten ein fetter Kerl und sein fettes Mädchen und futterten fettige Pommes, wahrscheinlich um ihr attraktives Aussehen zu bewahren, am anderen Ende des Tresens saß ein grauhaariger alter Schwarzer, der zum Inventar zu gehören schien, und redete an den Barkeeper hin, der gemächlich Gläser austrocknete und nur dazu nickte. Den Mann, der irgendwann hereinkam, sich ein paar Plätze weiter an den Tresen stellte und ein Bier bestellte, beachtete Lino zuerst überhaupt nicht. Der Typ zog sich einen der Hocker an die Theke, also war er entweder noch nie hier gewesen oder es machte ihm nichts aus, mit schmierigen Streifen an der Hose heimzukommen.
    Als das Bier halb geleert war und Lino gerade zum Sportteil weiterblätterte, deutete der Mann auf die Zeitung und fragte: »Haben Sie das gelesen? Von dem Typen, der eine Billion Dollar erbt?«
    Lino sah unwillig hoch. Der Mann trug einen dunklen Mantel und umklammerte sein Glas mit Händen, die behaart waren wie die eines Gorillas. »Ich schätze mal, von dem hat jeder gelesen«, erwiderte er so gleichgültig wie möglich.
    »Eine Billion Dollar! Heilige Scheiße. Ich schätze, nicht mal Gott hat so viel Geld,

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