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Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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verdammte Plaudertasche, aber diesmal glaub ich Ihnen. Und - und ich weiß es aufrichtig zu schätzen», fügte er rasch hinzu. Sir Lancelot machte eine Pause. «Wenn ich Ihnen irgendeinen Gegendienst erweisen kann...?»
    «Könnten Sie mir vielleicht eine Empfehlung an Ihren Bruder geben, Sir?» fragte ich prompt. «Den Seemann? Ich möchte einen kleinen bezahlten Urlaub nehmen, während ich an Ihren Memoiren arbeite.»
    «Eine Stelle als Schiffsarzt, meinen Sie? Gewiß, Sie bekommen eine Referenz von mir.» Er setzte sich an den Schreibtisch. «Sagen Sie mir nur, was ich schreiben soll. Aus langer Erfahrung in Arbeitsausschüssen weiß ich, daß ein Zeugnis nur dann halbwegs von Nutzen ist, wenn es der Bewerber selbst verfaßt.»
    «Hochanständig von Ihnen, Sir.»
    «Bin nur zu glücklich, Ihnen helfen zu können.» Sir Lancelot schraubte den Verschluß seiner Füllfeder ab. Nach einem Weilchen lächelte er. «Ein Gutes hat diese Sache gehabt, mein Junge. Endlich ist’s mir gelungen, diesen verdammten Bischof loszuwerden.»

8

    «Herein!»
    Es war am nächsten Vormittag, und die Stimme klang mir abschreckend vertraut.
    «Ja?»
    «Äh - Dr. Grimsdyke mein Name, Sir. Es wurde soeben ein Schreiben über mich hier abgegeben.»
    «Setzen.»
    Captain George Spratt, in einem einfachen blauen Sergeanzug inmitten eines Büroraumes sitzend, der mit recht erfreulich anzusehenden Schiffsmodellen vollgestopft war, zog eine silberne Dose aus seiner Rocktasche und fegte eine Ladung schwarzen Schnupftabaks in seine Nüstern.
    «Sie wollen also eine Seereise antreten, he?»
    «Das war sozusagen meine Vorstellung, Sir.»
    Er starrte mich eine halbe Minute lang an. Ich hatte stets die Ansicht vertreten, Sir Lancelot wäre, grimmig auf und ab schreitend, auf dem Heck der Bounty keineswegs fehl am Platze gewesen, aber sein Bruder George sah zum Verwechseln Blackbeard dem Piraten ähnlich, wie er nach schwerer nächtlicher Kaperfahrt schwankt, ob er die Gefangenen lebendigen Leibes schinden oder langsam in Öl sieden lassen soll.
    «Kommt euch Herren Ärzten recht gelegen, was?» begann er mit einer Stimme, als müßte er im Nebel ein Schiff anrufen. «Mit einem Gratisticket für eine Seereise in der Tasche herumzurennen, was? He? Mein Bruder legt allerdings in seinem Schreiben sehr warme Worte für Sie ein.» Er machte eine Pause. «Redet wohl nicht viel von mir, was?»
    In Wirklichkeit wahrte Sir Lancelot bezüglich seines Bruders größte Zurückhaltung, aber ich trachtete in ein paar Worten anzudeuten, Captain Spratt werde stets als die Verkörperung der besten nautischen Qualitäten von Sir Francis Drake und Grace Darling in Ehren gehalten.
    «Er hat Ihnen wohl diese niederträchtige Geschichte über den Kirchenfonds verzapft, was? Erstunken und erlogen das Ganze, natürlich. Jahre nachher hat man entdeckt, daß der Pfarrer selbst das Ganze versoffen hatte.» Captain Spratt fegte Sir Lancelots Brief beiseite. «Sie wollen also Montag auf der Capricorn Queen in See stechen?»
    «Mir wäre ganz besonders an diesem Schiff gelegen, Sir.»
    Es fiel mir schwer, in meinem Eifer nicht vom Sessel herunterzurutschen.
    «Na, Dr. O’Rory ist mir lang genug wegen eines Urlaubs in den Ohren gelegen, denk ich.» Der Kapitän strich sich den Bart. «Hat’s auch nötig, nach dem, was mir zugetragen wurde. Jetzt passen Sie mal auf, mein Junge - zur See gehen bedeutet keineswegs ausgedehntes Schmausen, Saufen und Huren auf Kosten der Gesellschaft, verstanden? Schiffsärzte sind Mitglieder der Mannschaft und haben sich als solche zu betragen. Wenn Sie sich zu Tode saufen wollen, können Sie das, mit weitaus weniger bösen Folgen für alle Beteiligten, an Land besorgen. Und was die Weiber betrifft: der einzige Zeitpunkt, wo Sie auf hoher See die Hand einer
    Dame halten, ist der Moment, wo Sie Ihren Platz im Rettungsboot abtreten, wenn das Schiff untergeht. Das prägen Sie sich von allem Anfang an ein.»
    «Ja, Sir.»
    Ich muß gestehen, ich war von Herzen froh, Captain Spratt ebenso fest an Land verankert zu wissen wie Sir Joseph Porter, Ritter des Bath-Ordens, den Obersten Herrn von Ihrer Majestät Flotte. Selbst um der teuren Ophelia willen hätte ich mich nicht sechs Wochen lang mit einem Burschen seinesgleichen in einem schwimmenden Stahlkasten einschließen lassen wollen.
    «Gott allein weiß, warum heutzutage überhaupt noch jemand zur See gehen will.» Der Kapitän versorgte seine Nase mit einem weiteren Tabaksgericht. «Sie sehen mir wie

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