Eine Braut für alle
gut genug, um zu wissen, welch entsetzliche Sehnsucht -»
«Wo sind Zigaretten, Darling?» fragte Ophelia, sich langsam erholend.
«Oh, verzeih. Hier.»
Sie setzte sich auf das Sofa.
«Warum hast du mir nicht vorher eine Postkarte oder sonst eine Nachricht zukommen lassen, Darling?»
«Aber ich wollte dich doch überraschen!»
«Das ist dir geglückt», bestätigte sie.
Ich bot ihr meine zollfreien Zigaretten an.
«Hoffentlich gefielen dir die Blumen, die ich dir in die Kabine schickte?»
«Welche waren es denn, Darling? Das Schiff schaut wie ein schwimmender Park aus.»
«Ophelia -» Ich knipste mein Feuerzeug an.
«Ja, Darling?»
«Ophelia, ich hoffe - ich hoffe, du hast gegen meine Anwesenheit nichts einzuwenden?»
«Es ist mir Wurst, was du tust, Gaston. Wenn du’s dir in den Kopf gesetzt hast, wie ein Autobusschaffner herumzulaufen, ist das deine Sache.»
Das schmerzte ein wenig. Ich hatte ja doch gehofft, mit Hilfe all dieser Messingknöpfe einigermaßen Eindruck zu schinden.
«Aber, Ophelia!» protestierte ich. «Du selbst sagtest, wie herrlich es wäre, wenn ich die Reise mitmachen könnte.»
«Sagte ich das wirklich, Darling?»
«Natürlich. 'Mit frühmorgendlichen Bädern, Pingpong und Shuffleboard. Du erinnerst dich doch?»
«Einen richtigen Palast von einer Kabine hast du da», bemerkte Ophelia, eine Rauchwolke ausstoßend.
«Ganz nett? wie? Gemütlich und in angenehmer Nähe vom Swimming-Pool erster Klasse und der Veranda-Bar.»
«Dieses verstunkene kleine Loch, in das man mich drunten einquartiert hat, ist nicht einmal groß genug, um die Schiffskatze hereinzulassen.»
Ich tätschelte ihr die Hand. «Ich werde für eine Änderung sorgen», versprach ich ihr. «So ein Schiffsarzt ist eine ziemlich bedeutende Persönlichkeit an Bord, weißt du. Ja, ich bin in der Lage, alles, was du dir während der Fahrt wünschst -» Ich rückte ein bißchen näher. «Was immer du wünschst, du brauchst nur den guten alten Onkel Grimsdyke darum zu bitten, deinen dir seit eh und je ergebenen —»
«Wohin führt diese andere Tür, mit dem roten Kreuz drauf?»
«Die? Zum Spital.»
«Wie komisch, so was auf einem Schiff zu haben! Kann ich’s sehen?»
«Klar», erwiderte ich höflich, wiewohl ich es vorgezogen hätte, die Konversation auf dem Sofa fortzusetzen. «Alles sehr zweckmäßig angeordnet, findest du nicht?» fügte ich hinzu, die Tür öffnend.
«Was soll dieser Haufen Alteisen dort drüben in der Ecke?»
«Das ist der voll zusammenklappbare Operationstisch.»
«Wie gräßlich!»
«O ja, du kannst dir, wenn du willst, an Bord den Magen herausnehmen lassen», erklärte ich ihr. «Die Gesellschaft scheut keine Kosten, wenn es die Annehmlichkeiten der Passagiere gilt.»
Ophelia erschauderte.
«Ich wurde doch auf einen Drink eingeladen, wenn ich mich nicht irre?»
«Ja natürlich, verzeih. Sämtliche Stewards haben beim Verstauen der Passagiere den Kopf verloren, der mir zugeteilte Bursche hat sich noch nicht gezeigt. Werde mir den Kerl gleich vorknöpfen.»
«Was ist denn das hier? Nußknacker für Kokosnüsse?»
«Geburtshelferzangen.»
«Mit welch abscheulichen Dingen du dich abgibst! Ich hatte keine Ahnung, daß du überhaupt so eine Sorte Arzt bist.»
Dann interessierte sich Ophelia für das Amputationsbesteck; ich überließ sie der Betrachtung des Muskelskalpells und betätigte die Klingel in meiner Kabine.
«Ah, Steward», sagte ich, indem ich die Kissen neu ordnete, um das Sofa für Ophelia wieder recht gemütlich und einladend zu machen. «Ich möchte Sie bitten, den Gin aus meinem Spirituosenschrank zu holen; sodann springen Sie zur Veranda-Bar hinüber und bringen mir einen Krug Eis mit einem halben Dutzend stärkender Getränke, und - großer Gott!» schrie ich. « Du ?»
«Großer Gott!» rief Basil Beauchamp. «Du!»
9
Ich schlug die Tür zum Schiffsspital zu. Basil und ich standen da und starrten einander an wie zwei Hummer, die man in denselben Topf getan hat.
«Was zum Teufel hast du hier zu suchen?» erkundigte ich mich. «Und noch dazu in diesem komischen Aufzug?»
«Genau dasselbe frage ich dich, liebes Jungchen», erwiderte er äußerst freundlich.
«Aber ich bin der Schiffsarzt!»
«Und ich bin der Schiffssteward. Oder zumindest einer von ihnen. Ein gutes Dutzend teilt meine Kabine drunten. Aber das ist noch immer nichts gegen die Garderobenräume in der Provinz. Doch, mein lieber Grim, welch herrliche Überraschung, dich hier zu treffen! Wie
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