Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
begriffsstutzig, Junge! Sie zerstückeln Ihre Frau - was fangen Sie dann mit ihr an? Na, klar: Sie verfüttern sie den Löwen im Zoo!»
    «Aber vielleicht macht er sich nur ein kleines Vergnügen, so wie die Leute mit den Erdnüssen für die Affen -»
    «He, Sie da! Ja, Sie!»
    Ich war einigermaßen besorgt, als ich Sir Lancelot ins Löwenhaus schreiten sah.
    «Halt, Sir!» rief ich aus. «Lassen Sie das, bitte -»
    Noch unruhiger wurde ich, als Crippen der Zweite aufheulte, den letzten Fleischbrocken durch die Gitterstäbe schmiß und dann durch die gegenüberliegende Tür das Weite suchte, gefolgt vom Chefchirurgen des St. Swithin.
    «Haltet ihn!» brüllte Sir Lancelot. «Haltet diesen Kerl!»
    Ich stand im Schnee. Was sollte ich tun? Sir Lancelot hetzte den Mann rund um die Pinguine, während die Kinder vor Entzücken auf und ab hüpften. Solchen Spaß hatten sie nicht mehr gehabt seit damals, als sich ein Pfarrer, zu Gast bei ihnen, im Rasenmäher verfing.
    Das Männchen haschte nach einem der Drehschranken des Ausgangs, Sir Lancelot knapp auf den Fersen. Ich packte die Kinder bei den schokoladeverklebten Handschuhen und folgte ihm. Daß ich recht fassungslos war, brauche ich nicht zu erwähnen. Sir Lancelot stand im Begriff, einen gottverdammten Narren aus sich zu machen. Vornehme und berühmte Chirurgen dürfen einfach nicht zartbesaitete Leute in London herumjagen, denen die Auffütterung hungernder Löwen am Herzen liegt. Und als ich die Bälger hinausführte, stand Sir Lancelot schon da, hielt sein Opfer am Kragen des Regenmantels, voraussichtlich im Begriff, alle möglichen strafbaren Gewalttaten auszuüben.
    «Schon gut, Chef», wiederholte der Kleine in einem fort. «Ich komm ja schon mit. Sie haben mich erwischt - ich hätt’s nie tun sollen.»
    «Gott der Allmächtige!» rief ich erschrocken. «Dann hat er also wirklich —»
    «Holen Sie einen Wachmann», befahl Sir Lancelot. «Geben Sie acht, was Sie sagen, Sie Bösewicht. Ich werde jede Erklärung, die Sie abgeben, zu Papier bringen und vor Gericht vorweisen.»
    «O Gott, o Gott!»
    Ich fand einen Polizisten. Er war etwa sechzehn Jahre alt und kam mit einer Miene heran, wie ich sie selbst zur Schau getragen hatte, wenn ich von der Stationsschwester zu einem heiklen Fall in der Unfallabteilung geholt wurde.
    «Nehmen Sie diesen Mann fest. Es wurde ein sehr schweres Verbrechen begangen.»
    Der Kleine schrie: «Ich gestehe alles» und brach in Tränen aus. Die Kinder wälzten sich vor Lachen. Endlich hatte ihr Onkel es zustande gebracht, für eine wirklich erstklassige Nachmittagsunterhaltung zu sorgen.
    «Namen und Adresse, bitte, Sir», sagte der Polizist, nach seinem Notizbuch greifend.
    «Mein lieber Mann! Stehen Sie nicht da und nehmen Namen und Adresse auf, als hätte der Kerl da auf der falschen Straßenseite geparkt. Ich sage Ihnen doch, daß ein überaus schweres Verbrechen begangen worden ist. Wissen Sie, wer ich bin? Ich bin ein Chirurg. Ja, ich bin sogar der chirurgische Beirat des Polizeiwohlfahrtsklubs, und ich fordere, sofort zu Ihren Vorgesetzten gebracht zu werden. Ah, ein Polizeiauto! Freue mich, daß jemand soviel Verstand hatte, sich des Telefons zu bedienen. Grimsdyke!»
    «Sir?»
    «Sie bringen die Kinder in meinem Rolls nach Hause. Die Szene ist viel zu schmerzlich für ihr Auge.»
    «Was geht hier vor?» rief ein Polizist vom Auto aus.
    «Fahren wir alle auf die nächste Polizeistation, um es herauszufinden», erwiderte Sir Lancelot.

7

    Unsere Rückkehr ohne Sir Lancelot erzeugte in der Harley Street regelrechten Aufruhr.
    «Doch kein Unfall?» rief der Bischof, für meinen Geschmack um eine Nuance zu hoffnungsvoll.
    «Nein, kein Unfall», versicherte ich ihm, während alle durcheinander redeten. «Aber es ist eine recht verzwickte Sache —»
    «O Gott», seufzte Lady Spratt.
    «Die Polizei nämlich -»
    «Die Polizei?» murmelte der Bischof. «O Schrecken!»
    «Und ich möchte es lieber nicht vor den Kindern -»
    «Mutti», sagte Hilda, «Sir Lancelot hat mich eine miese kleine Idiotin genannt.»
    Die Bälger wurden sachgemäß von der ältesten Tochter des Bischofs entfernt, und ich geleitete die anderen in den Salon.
    «Wir hatten ein recht sonderbares Erlebnis», begann ich. Ich wetzte ein wenig herum, weil aller Augen auf mich geheftet waren. «Wir waren sozusagen Zeugen des Nachspiels eines Mordes.»
    «Eines Mordes!» keuchte der Bischof.
    «Lancelot war doch nicht darein verwickelt -?» schrie Lady Spratt auf.
    «Nur

Weitere Kostenlose Bücher