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Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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ein Mann von Welt aus, Doktor», ließ er sich herab, anzuerkennen. «Haben Sie schon mal was mit Werbeagenturen zu tun gehabt?»
    «Werbeagenturen, Sir?»
    «, und ähnlichen Blödsinn. Jedermann würde glauben, die gesamte Menschheit stinkt wie eine Herde Ziegen. So ein Hexenweib von einer dieser Agenturen nimmt an dieser Fahrt teil, um sich auf dem ganzen Deck in ihren Badehosen fotografieren zu lassen. Ich warne Sie hiermit.»
    «Besten Dank, Sir.»
    «Die Gesellschaft ist einfach verrückt geworden, mit dieser Werbeaktion.» Er hieb dermaßen auf den Tisch, daß sämtliche Schiffe erbebten. «Sogar von mir haben sie einen Schnappschuß gemacht, Gott verdamm sie! Solche widerlichen Fatzken in rosa Hosen, die sich die ganze Zeit titulierten.»
    «Hoffentlich - hoffentlich ist diese Aufnahme gut ausgefallen, Sir.»
    «Als ich das Kommando übernahm, kamen die Passagiere an Bord, um eine Reise anzutreten, nicht um an einer Art schwimmender babylonischer Orgie teilzunehmen. Der Teufel soll sie holen! Damals konnte man noch an Bord Disziplin halten — Schweigepause am Nachmittag, Frühstücksverbot in der Kabine, und so weiter. Wollten die Passagiere sich unterhalten, gab’s jeden Samstagabend Bingo. Mögen Sie Bingo, Doktor?»
    «Ich hab’s leider noch nie gespielt, Sir.»
    «Jetzt hat man jedenfalls das Bingo auf Donnerstag verschoben. Am Samstag sind meine unseligen Kapitäne verpflichtet, sich Papierhüte aufzusetzen und mit einer Horde alter Damen Rumba zu tanzen, die lieber in Bournemouth mit einer Wärmflasche im Bett liegen sollten. Niemand von uns weiß mehr, woran man ist. Wenn das so weitergeht, wird der Gotteschenst noch auf Mittwochnachmittag verlegt werden. Wann können Sie den Dienst antreten?»
    «Wann ich -? Bedeutet das, daß - daß alles in Ordnung geht? Jederzeit, wann’s beliebt, Sir.»
    Da sich Razzy bereits mit verrenkten Knöcheln und Sonnenbrand wieder eingefunden, der Gatte sich wieder in den Himalaja verzogen und die Schauspielerin mitgenommen hatte, konnte ich frei über meine Zeit verfügen.
    «Melden Sie sich Freitag morgens Punkt acht Uhr an Bord, um die Medikamenten Vorräte zu überprüfen», verfügte Captain Spratt kurz und bündig. «Jetzt treten Sie bei der nächsten Tür ein, um sich Captain Makepeace vorzustellen, dem Kommandeur Ihres Schiffes.» Er streckte mir seine Hand entgegen. «Mir bleibt nichts anderes zu tun übrig, als Ihnen eine angenehme Fahrt zu wünschen, Doktor. Auf Wiedersehen bei Ihrer Rückkehr in den Hafen.»
    Zu meiner beträchtlichen Erleichterung entpuppte sich Captain Makepeace als ein dünner kleiner Bursche; er saß an einem Schreibtisch und Unterzeichnete einige Papiere, steifen Hut und Regenschirm säuberlich an seiner Seite.
    «Sie werden wohl festgestellt haben, daß Captain Spratt etwas rauhe Manieren hat», begann er nachsichtig, nachdem wir allein waren.
    «Der rauhe alte Seebär, wir er im Buche steht», bemerkte ich.
    «Lassen Sie sich bitte nicht von ihm die Ruhe rauben, Doktor. Ich war einige Jahre lang sein Erster Offizier, und habe leider meine Gesundheit von ihm untergraben lassen.» Captain Makepeace legte die Hand auf seine rechte Hüfttasche. «Die Nieren, wissen Sie. Leide noch immer an kräftigem Stechen. Vielleicht können Sie mir irgendwie -?»
    «Werde mit Freuden eine gründliche Durchuntersuchung an Ihnen vornehmen, sobald ich an Bord bin», sagte ich rasch; es lag auf der Hand, wie wichtig es war, sich mit ihm gut zu stellen.
    «Besten Dank, Doktor. Wäre Ihnen sehr verbunden. Es ist wahrhaftig eine große Annehmlichkeit, einen so begeisterten Jünger der Medizin wie Sie in unsrer Mitte zu haben. Eine große Annehmlichkeit. Doktor O’Rory hat sich leider in letzter Zeit recht sonderbar aufgeführt. Freilich fährt er schon seit Jahren zur See.»
    Ich nickte. Es ist eine in der Ärztewelt wohlbekannte Erscheinung, daß andauernder Dienst auf Schiffen gewisse unwiderrufliche psychische Wandlungen zur Folge hat.
    «Er vertiefte sich sehr in die Cheopspyramide - in alle diese Messungen, verstehen Sie. Er war unfähig, einen Entschluß zu fassen, ohne sie zu Rate zu ziehen - angefangen beim Tag, an dem er sich das Haar schneiden lassen wollte, bis zum Rezepteschreiben für jene Unseligen, die in seiner Ordination auftauchten.»
    Captain Makepeace lächelte schwach.
    «Ich bin natürlich auf hoher See nicht so strikt, wie mich Captain Spratt gerne haben möchte. Wir leben

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