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Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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dir die Haustüre aufmachen kam, wenn du Steine an mein Fenster warfst?»
    Ich bekräftigte es höflich, wiewohl ich ziemlich sicher war, daß sich die Sache mit dem Abendanzug genau umgekehrt verhielt. Und da Basil so fest wie ein Friedhof schlief, hätte man ihn auch nicht aufwecken können, wenn man ihm Ziegelsteine ans Fenster geschmissen hätte.
    «Im Hinblick auf unsere alte Freundschaft», fuhr er fort, «will ich dir nun reinen Wein einschenken.»
    «Oh?»
    Basil zögerte. «Jungchen, als ich dir eben erzählte, daß ich allwöchentlich Rollen zurückweise, hab ich leicht übertrieben. In Wahrheit haben die Rollen, die man mir seit unserem letzten Zusammensein angeboten hat, ein schönes Mittelmaß gehalten -zwischen verdammt Wenig und überhaupt nichts. Glaub mir, Grim», fügte er düster hinzu, «ich hielt den armen hungerleidenden Schauspieler seinerzeit für nichts anderes als eine komische Figur, die man nur in Büchern antrifft. Nun aber kann ich dir versichern: ich weiß es besser.»
    «So ein Pech!»
    Ich empfand echtes Mitleid mit dem Burschen, um so mehr, als ich mich erinnerte, wie er stets darauf aus war, sich eine zweite Portion Pudding und die ganze Marmelade zu ergattern.
    «Wie denn anders», entrang es sich Basil gequält - er war aufgesprungen und schritt auf Potter-Phipps’ pfirsichfarbenein Teppich hin und her -, «wie denn anders hätte ich mich sonst dazu erniedrigt, vor einem Haufen entarteter Bälger den Hanswurst zu spielen? In feinem Theater, dessen übliches Vergnügungsprogramm darin besteht, eine Reihe überreifer Bardamen zu entkleiden? Die schiere Not zwingt mich dazu, Jungchen, die schiere Not! Obgleich», fügte er voll Wärme hinzu, «mir nichts und niemand meinen Stolz rauben kann. Diesen Geisterkönig werde ich spielen, wie er niemals zuvor gespielt worden ist. Nach der Methode: man lebt seine Rolle, bei Tag und bei Nacht, wachend und schlafend. Seit Wochen ist mir regelrecht satanisch zumute.»
    «Nun, unsere Empfangsdame hast du jedenfalls bereits zu Tode erschreckt», versicherte ich ihm trostvoll.
    «Inzwischen aber heißt es leben.» Er bediente sich mit einer zweiten Zigarette. «Dieser Abschaum einer Theaterdirektion zahlt nicht für Proben. Deshalb kam mir der Gedanke, ob du mir nicht, auf Grund unserer langbewährten herzlichen Kameradschaft, ein Sümmchen borgen könntest - sagen wir hundert Pfund?»
    Ich brach in Lachen aus.
    «Basil, du Esel! Verstehst du denn nicht, daß ich hier nur Stellvertreter bin? Zweite Besetzung», erklärte ich ihm, als er mich offenen Mundes anstarrte. «Ich krieg nichts anderes als ein ganz bescheidenes Salär, sobald Razzy Potter-Phipps es satt hat, auf den Schweizer Bergen herumzuhopsen. Übrigens sahst du so verflixt elegant aus, als du hier auftauchtest, daß ich, im Hinblick auf alle noch zu tätigenden Weihnachtseinkäufe, bereits entschlossen war, dich um eine Kleinigkeit anzupumpen.»
    «Mich? Allmächtiger!» rief er verstört.
    «Aber nur Mut», fuhr ich nach einer Pause fort. «Man liest doch stets in den Zeitungen von Stars, die über Nacht entdeckt werden. Und ich möchte wetten, daß all diese imposanten Londoner Schauspieler mit den großmächtigen Titeln dereinst selber Geisterkönige waren. Oder, noch eher, kleine Agenten.»
    Aber Basil schwieg. Er saß nur da, schüttelte sein Haupt und sah aus wie ein abgebranntes Feuerwerk.
    «Nein, leider, Jungchen», brachte er endlich über seine Lippen. «So einfach wird einem der Erfolg nicht gemacht. Es läuft immer wieder auf dieses dreckige Geld hinaus. Könnt ich’s mir doch leisten, auf der richtigen Adresse zu wohnen! An den richtigen Orten gesehen zu werden, die richtigen Leute in den richtigen Restaurants zum Lunch auszuführen... Mein Talent freilich ist über jeden Zweifel erhaben.»
    «Klar.» Eingedenk dessen, wie er sich über dieses Thema auszulassen beliebte, fügte ich eilends hinzu: «Aber was führt dich eigentlich heute hierher?»
    «Fast hätt ich’s vergessen.» Basil erhob sich. «Ich möchte eine komplette Untersuchung haben, bitte. Kannst du sie vornehmen?»
    «Selbstverständlich. Aber zu welchem Zweck? Lebensversicherung? Auswanderung? Oder höhlt dich der Umstand, den ganzen Tag lang Geisterkönig zu sein, dermaßen aus?»
    «Weder noch.» Er atmete kurz den Duft seiner Nelke ein. «Ich stehe im Begriff, mich zu verheiraten.»
    «Oh, meine herzlichsten Glückwünsche!»
    «Da ich irgendwo gelesen habe, Ehekandidaten sei dringend eine ärztliche

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