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Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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klopfte.
    «Weiß nich.»
    «Wie? Hat es Ihnen der Chirurg nicht mitgeteilt?»
    «Niemand hat mir was gesagt.»
    Richter Fishwick räusperte sich.
    «Ich habe schon des öfteren in diesem Gericht festgestellt, und zögere nicht, es abermals festzustellen, daß die Art und Weise, wie die Ärzteschaft ihre Patienten in Dingen, die auf Tod und Leben gehen, in restloser Unwissenheit beläßt, tadelns- und verdammenswert ist. Sie dient keinen anderen Zwecken, als unbillig jene Aura von Geheimnistuerei und Hexerei zu erhalten, in die sich die Ärzte seit Generationen zu hüllen belieben.»
    «Was für ein gottverdammter Unsinn!» rief Sir Lancelot aus.
    «Schscht!» zischte sein Bruder, der auf rätselhafte Weise zwischen uns aufgetaucht war.
    «Sieh da, hallo, Alfie! Hab mir schon den Kopf zerbrochen, wohin du geraten bist. Fishwick hat eben eine ganz niederträchtige Bemerkung losgelassen -»
    «Seien Sie bitte still», flüsterte Mr. Beckwith.
    «Aber sie ist niederträchtig», beharrte der Chirurg.
    «Ruhe!» brüllte der Gerichtsdiener, den ich für fest eingeschlafen hielt.
    «Mr. Spratt.» Der Richter warf zuerst dem Anwalt, dann dem Chirurgen Spratt einen durchdringenden Blick zu. «Vielleicht sind Sie so gütig, Ihren Klienten ein wenig unter Kontrolle zu halten?»
    «Ich bedaure den Vorfall zutiefst, My Lord. Ich bitte Euer Gnaden ergebenst um Entschuldigung. Mein Klient hat sich leider zu einem kleinen Verstoß hinreißen lassen.»
    «Ich hoffe, daß er sich zu nichts Schlimmerem hinreißen lassen wird. Fahren Sie bitte fort, Mr. Grumley.»
    Sir Lancelot maß seinen Bruder mit einem empörten Blick. «Du jämmerlicher Speichellecker!» knurrte er.
    Ich atmete erleichtert auf, als sich die Sachlage für eine Weile beruhigte. Der junge Possett zählte eine Reihe von Symptomen auf, an denen er seit seiner Operation litt - sie erstreckten sich vom Einschlafen während des Fernsehens bis zu «Anfällen». Mr. Grumley, der Gerissene, fragte ihn andauernd, ob er sich nicht niedersetzen, ein Glas Wasser haben oder sich für ein halbes Stündchen hinlegen wolle, und erweckte im Ganzen den Eindrude, daß er für seine Person mehr als verblüfft sei, den armen Burschen überhaupt auf den Beinen zu sehen.
    «Ich habe keine Fragen zu stellen, My Lord», erklärte Alfie, als sein Gegner geendet hatte.
    «Führen Sie Mrs. Possett vor», sagte Mr. Grumley.

23

    Herberts Mutter war eine jener kleinen dürren Frauen mit Vogelgesichtern, die man oft inmitten von Zebrastreifen den Schirm vor Kraftfahrern fuchteln sieht.
    «Eine himmelschreiende Schande», begann sie sofort zu kreischen.
    «Gewiß», sagte Mr. Grumley.
    «Unerhört, so was.»
    «Gewiß. Nun, als Ihr Sohn im St. Swithin-Spital aufgenommen wurde -»
    «Da war ein gesunder, kräftiger Junge. Und sehen Sie sich ihn jetzt an! Sehen Sie sich ihn nur gut an! Kann kaum mehr sein Abendessen herunterbringen. Es sticht ihn so, daß er’s kaum aushält. Stiche kriegt er beim Essen, regelrechte Stiche.»
    «Gewiß, gewiß, Mrs. Possett.» Mr. Grumley begann nun auch so auszusehen, als wünschte er sich mitten in die Sahara. «Als Ihr Sohn im -»
    «Ich bin seine Mutter. Ich weiß es. Ich kann’s bezeugen.»
    «Ich bin überzeugt, daß wir alle, einschließlich Seiner Gnaden -und Seine Gnaden sogar ganz besonders - aufrichtiges Mitgefühl mit dem Kummer einer Mutter empfinden. Aber wollen Sie jetzt bitte dem Gerichtshof erzählen, wie es war, als Ihr Sohn im — »
    «Verdauungsbeschwerden?» fragte der Richter düster verzerrten Angesichts.
    «Ganz grausame, Euer Gnaden.»
    «Habe mein ganzes Leben darunter gelitten. Ich fürchte, es ist hoffnungslos, sich von seiten der Ärzteschaft eine Heilung dieses Leidens zu erwarten. Fahren Sie bitte fort, Mr. Grumley.»
    «Hast du das gehört, Alfie?» fragte Sir Lancelot mit lauter Stimme.
    «Halt den Mund, Lancelot.»
    «Was zum Teufel meinst du mit ?» begehrte der Chirurg entrüstet auf. «Ich versuche dir zu helfen, indem ich auf eine himmelschreiende Tatsachenverfälschung hin weise -»
    «Ruhe!» brüllte der Gerichtschener und versank unmittelbar darauf wieder in tiefen Schlaf.
    «Fahren Sie fort, Mr. Grumley.» Der Richter warf einen Blick in unsere Richtung, der uns wie eine Trepaniersäge durchdrang. Sir Lancelot murmelte etwas in seinen Bart, wovon ich nur das Wort «Femegericht» verstand.
    Eine halbe Stunde lang herrschte Frieden, während Mrs. Possett schilderte, wie Sir Lancelot ihren Sohn aus einer Art

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