Eine Braut fuer den italienischen Grafen
wirklich wütend. „Die meisten Frauen wären überglücklich …“
„Zu denen gehöre ich leider nicht!“ Auch Ana war am Ende ihrer Geduld angelangt. Ihre Wangen glühten, und aus ihren Augen sprühten förmlich Blitze.
Zu seiner großen Überraschung fand Vittorio, dass sie herrlich aussah. Wie eine Amazone, die Kriegerin Boadicea, prächtig anzusehen in ihrem selbstgerechten Zorn.
„Die meisten Frauen, die ich kenne, hätten deinen Heiratsantrag nicht einmal eine Minute lang in Erwägung gezogen!“ Sie warf ihm einen letzten wilden Blick zu, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und eilte in Richtung Markusplatz davon.
Diesmal fluchte Vittorio laut.
Ana stand inmitten einer Gruppe von Touristen, die den durch kunstvolle Beleuchtung ins rechte Licht gesetzten Dom bewunderten, und dachte nach. Hätte sie umkehren und doch einige dieser wunderschönen Kleider anprobieren sollen? Ihr war durchaus bewusst, dass Vittorio ihr eine Freude hatte machen wollen. Es wäre vernünftig und das einzig Richtige gewesen, sein Angebot anzunehmen, und sie hätte es auch gern getan.
Gleichzeitig hatte sie sich jedoch davor gefürchtet, sich in den herrlichen Roben lächerlich zu machen. Sie wollte nicht das hässliche Entlein sein, aus dem Vittorio einen Schwan machte.
Wenn er sie heiraten wollte – falls sie tatsächlich einwilligte –, musste er sie akzeptieren, wie sie war.
Kurz darauf hatte er sie eingeholt und packte sie am Arm. „Wie willst du nach Hause kommen?“, fragte er aufgebracht.
Sie schüttelte ihn ab. „Es gibt Wassertaxis.“
„Ana …“ Sie hatte ihn aus dem Konzept gebracht, doch ihr erging es nicht besser. Mit gesenktem Kopf stand sie vor ihm.
„Ich weiß, dass du es nett gemeint hast“, setzte sie zu sprechen an und hielt inne, als er trocken auflachte.
„Oh ja! Und ich habe es völlig falsch angestellt.“
„Ich …“ Sie atmete tief durch und versuchte, ihm ihre Reaktion zu erklären, ohne zu viel von sich preiszugeben. Doch das war unmöglich. „Es gibt einen Grund, aus dem ich keine Kleider trage, und das ist nicht mein schlechter Geschmack.“ Er sah sie überrascht an, und sie hätte beinahe laut gelacht. „Hast du das gedacht?“
„Es …“ Als er sich auf der Suche nach einer unverfänglichen Antwort wand, lachte sie tatsächlich.
„Ich bin einen Meter achtzig groß und kräftig gebaut. Es gibt keine Designermode in meiner Konfektionsgröße!“
Überrascht sah er sie an. „Du unterschätzt dich selbst!“
In diesem Moment tippte ein Tourist ihr auf die Schulter, und sie wandte sich um. „Würden Sie bitte zur Seite treten, ich will den Dom fotografieren.“
Rasch nahm Vittorio sie am Arm und führte sie weg vom überfüllten Markusplatz. „Hier können wir nicht reden. Lass uns zum Dinner gehen, wie ursprünglich geplant.“
„Ich bin nicht angemessen gekleidet …“
„Und wer trägt die Schuld daran?“
„Du“, erwiderte sie, doch diesmal klang es nicht vorwurfsvoll, sondern fröhlich und ein wenig schalkhaft. „Du hättest mir zu Hause Zeit geben müssen, mich umzukleiden, anstatt zu versuchen, ein Kamel durch ein Nadelöhr …“
„Nicht.“ Unvermittelt legte er ihr eine Hand auf den Mund. Ana konnte das Salz auf seiner Haut schmecken. „Mach dich nicht lustig über dich selbst.“ Seine Stimme klang beinahe zärtlich, sein Blick war ernst. Sie versuchte zu antworten, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen. „Ich führe dich jetzt zum Dinner aus, egal, was du trägst. Solange du dich in Begleitung des Conte de Cazlevara befindest, wird niemand dich deswegen schief ansehen.“ Er lächelte und strich mit dem Daumen zärtlich über ihre Unterlippe. Die Berührung sandte Freudenschauer bis in die entlegensten Winkel ihres Körpers. „Das ist einer der Vorteile, die mein Titel mit sich bringt“, fuhr er fort und ließ die Hand wieder sinken.
5. KAPITEL
Der Ober führte Ana und Vittorio an den besten Tisch in einem der exklusivsten Restaurants von ganz Venedig. Neugierig und ein wenig schuldbewusst betrachtete Ana die elegant gekleideten Paare an den Nachbartischen. Die Damen trugen genau die Art von Designerkleidung, die sie vor wenigen Minuten abgelehnt hatte.
Doch Vittorio schien sich an ihrer unangemessenen Garderobe nicht zu stören. Völlig ungerührt studierte er die Speisenkarte.
„Ich kann die Muscheln empfehlen, sie schmecken hier immer ausgezeichnet.“
„Danke für den Tipp.“ Voller Unbehagen dachte sie daran, dass sie nicht
Weitere Kostenlose Bücher