Eine Braut fuer den italienischen Grafen
nur in Hinsicht auf das Essen bald eine Entscheidung treffen musste.
Nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatten, wählte Vittorio den Wein aus, ein Produkt aus der Region. „Man darf die Konkurrenz nicht aus den Augen verlieren“, erklärte er, und sie nickte beifällig. Bei den seltenen Gelegenheiten, wenn sie zum Essen ausging, hielt sie es ebenso.
Nachdem der erste Gang serviert und die Gläser mit Wein gefüllt worden waren, raffte sie all ihren Mut zusammen: „Darf ich dich etwas fragen?“
„Nur zu.“
„Was erwartest du von deiner künftigen Frau?“
Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort. „Ich wünsche mir eine Partnerin fürs Leben. In jeder Hinsicht.“
Für einen Moment verschlug es ihr den Atem, und sie errötete. „Du gehst ein großes Risiko ein, da du mich kaum kennst.“ Und zum wiederholten Mal fragte sie sich, wieso er ausgerechnet ihr diese Rolle zugedacht hatte.
„Glaubst du, ich treffe eine der wichtigsten Entscheidungen meines Lebens, ohne mich vorher ausreichend zu informieren?“
„Du hast mich ausspionieren lassen?“ Vor Empörung errötete sie noch tiefer.
„Natürlich! Es steht dir frei, umgekehrt dasselbe zu tun.“ Belustigt und ganz entspannt lehnte er sich im Stuhl zurück.
Seine zur Schau getragene Selbstgefälligkeit ärgerte Ana. Er schien es als selbstverständlich vorauszusetzen, dass etwaige Nachforschungen ihrerseits ihn im besten Licht zeigen würden, und sicher hatte er damit recht.
„Was hast du über mich herausgefunden?“, fragte sie mit so viel Würde, wie sie aufbringen konnte.
„Du arbeitest hart, bist kerngesund …“
„Hast du dir etwa Einblick in meine Krankenakte verschafft?“ Dem Conte de Cazlevara war anscheinend nichts unmöglich! „Jetzt komme ich mir wirklich vor wie eine Zuchtstute!“ Resigniert schüttelte sie den Kopf. Gab es einen Bereich ihres Lebens, den er nicht bereits gründlich unter die Lupe genommen hatte? Statt sich zu freuen, dass sie offensichtlich sämtliche Tests bestanden hatte, loderte heißer Zorn in ihr auf, und, was noch viel schlimmer war, sie fühlte sich entsetzlich bloßgestellt.
„Ich habe außerdem erfahren, dass du mit Leib und Seele Winzerin, der Region sehr verbunden, treu und loyal bist.“
Den letzten Begriff hatte er bereits mehrfach erwähnt, daher hakte sie neugierig nach: „Loyalität scheint dir wichtig zu sein.“
„Am wichtigsten!“
Dann bist du schon einmal verraten worden, schloss sie aus der mit Nachdruck geäußerten Antwort. Doch von wem, und was war ihm zugestoßen?
„Meinst du damit eheliche Treue?“
„Nein, obwohl ich die natürlich voraussetze. Es bedeutet, dass du immer zu mir und den Entscheidungen, die ich treffe, stehst. Dass du dich nie gegen mich stellst.“ Er fing ihren Blick auf und hielt ihn eine Weile fest. „Kannst du das, Ana? Es wird nicht immer einfach sein.“
„Heißt das, ich muss stets einer Meinung mit dir sein?“
Er machte eine abwehrende Handbewegung. „Mir geht es nicht um blinden Gehorsam, ich brauche eine Ehefrau, keinen Schoßhund! Allerdings gibt es Menschen, die mir schaden wollen. Sie könnten versuchen, deine Sympathie zu gewinnen und dich auf ihre Seite zu ziehen. Wirst du mir ihnen gegenüber beistehen?“
Furcht überlief Ana wie ein kalter Schauder. Am liebsten hätte sie einen Scherz gemacht oder ihn gebeten, nicht gar so melodramatisch zu sein, doch ihm schien es ernst.
„Ich übertreibe nicht“, versicherte er ihr und ergriff ihre Hand. „In dem Moment, als ich von deinem ausgeprägten Sinn für Loyalität erfahren habe, ist mein Interesse an dir erwacht. Du kümmerst dich nun schon seit fast zehn Jahren um deinen Vater. Jetzt frage ich dich: Kannst du mir ebenso treu sein?“
„Ich wäre es, wenn wir verheiratet wären“, antwortete sie bedächtig.
Er gab ihre Hand wieder frei, lehnte sich zurück und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Damit weiß ich alles, was ich wissen muss. Du kannst mir gern weitere Fragen stellen.“
„Gut. Im Fall einer Heirat möchte ich weiter für Viale Wein arbeiten. Wie stehst du dazu?“
„Ich würde es begrüßen. Eines Tages sollen unsere Kinder beide Weingüter leiten.“
Der Gedanke an Nachwuchs ließ sie erröten. „Und mein Vater?“
„Ich vermute, er wird in der Villa Rosso leben wollen, doch du kannst ihn nach Belieben besuchen oder zu uns einladen.“
Plötzlich lachte sie auf. „Das ist doch völlig verrückt!“
„Nur auf den ersten Blick. Tatsächlich ergibt
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