Eine Braut fuer den italienischen Grafen
Geschäfte klopfte, wurde sie von einer schicken Dame in Seidenbluse und engem schwarzem Rock geöffnet. Sie küsste ihn auf beide Wangen, betrachtete Ana eingehend und fragte: „Ist sie das?“
„Ja.“
„Bitte folgen Sie mir“, lud die Verkäuferin Ana ein und ging ihr in den Laden voraus.
„Du hast mit ihr über mich gesprochen?“, wandte Ana sich aufgebracht an Vittorio. Sie konnte sich gut vorstellen, wie das Gespräch verlaufen war, und das Herz tat ihr weh. Sicher hatte er der Frau von ihrem schlechten Geschmack in puncto Kleidung berichtet und wie hässlich sie war …
Wie peinlich!
„Sie will dir helfen“, raunte er ihr zu. „Geh mit ihr.“
In der Boutique hing an langen Kleiderstangen eine Fülle erlesener Kleidungsstücke aus herrlichen Stoffen in allen Farben des Regenbogens. Zu ihrer eigenen Überraschung fühlte Ana sich fast unwiderstehlich davon anzogen. Bisher hatte sie sich nie für Kleider interessiert und alles vermieden, was feminin wirkte. Sie fürchtete, darin lächerlich auszusehen. Doch in diesem Moment war sie zu tief verletzt und wütend, um der Verlockung nachzugeben.
„Und wenn ich mir nicht helfen lassen will?“ Vor Zorn war ihr das Blut in die Wangen gestiegen.
„Wirklich nicht?“ Er blieb ganz ruhig und sah sie vielsagend an, und sie errötete noch tiefer.
Die Verkäuferin kehrte zu ihnen zurück, ein weißes Kleid mit hauchzartem Spitzenbesatz über dem Arm. Nie zuvor hatte Ana etwas Vergleichbares gesehen. Wie mochte es sein, einen solchen Traum zu tragen, wie würde es ihr stehen? Das würde sie nie erfahren, denn vermutlich war es ihr ohnehin viel zu eng!
„In diesen Kleidern wirst du wunderschön aussehen. Das möchtest du doch, oder?“, raunte Vittorio ihr ins Ohr.
„Ich denke, ich bleibe lieber mir selbst treu.“ Sie erklärte ihm nicht, dass sie Angst hatte, seine Erwartungen nicht zu erfüllen, und dass sie sich wünschte, er fände sie attraktiv, so wie sie war. Im Prinzip hatte sie nichts gegen eine Veränderung einzuwenden. Es missfiel ihr jedoch, dass Vittorio diese für nötig erachtete – auch wenn das dumm und unvernünftig von ihr war.
Daher schüttelte sie energisch den Kopf und drängte sich an ihm vorbei durch die Tür ins Freie. „Ich bin nicht Eliza Doolittle und du bist nicht Professor Higgins!“ Vittorio unterdrückte einen Fluch, entschuldigte sich rasch bei der Verkäuferin und lief Ana hinterher. Er hatte beabsichtigt, ihr mit einigen schönen Kleidern eine Freude zu bereiten, und nicht bedacht, dass sie dieses Geschenk als Beleidigung auffassen könnte.
Früher hatte es ihm nie Probleme bereitet, Frauen zu verstehen. Inzwischen zweifelte er jedoch an seinen Fähigkeiten.
Sie stand mit fest ineinander verschränkten Armen auf der Straße. Eine leichte Brise zerzauste ihr Haar. Er hatte geglaubt, leichtes Spiel mit ihr zu haben, und angenommen, in ihr lesen zu können wie in einem offenen Buch. Tatsächlich erwies sie sich als wesentlich komplexere Persönlichkeit, und er fürchtete, sie ernsthaft verärgert zu haben, noch ehe sie Gelegenheit gehabt hatten, einander besser kennenzulernen.
„Würdest du mich bitte nach Hause bringen?“
„Ich habe einen Tisch in einem der besten Restaurants der Stadt reserviert. Zu dieser Gelegenheit wollte ich dir ein Kleid schenken“, antwortete Vittorio, um Gelassenheit bemüht.
„Wenn du mich wirklich heiraten willst, musst du mich so nehmen, wie ich bin. Ich bin nicht bereit, mich deinetwegen zu ändern.“
„Nicht einmal deinen Kleidungsstil?“, fragte er in scharfem Ton zurück. Diese Frau war unmöglich! Zu allem Überfluss standen ihr jetzt sogar Tränen in den Augen! Er hatte sie nicht zum Weinen bringen wollen, das hatte ihm gerade noch gefehlt! Dann wurde ihm bewusst, wie tief er sie verletzt haben musste, und er schämte sich. „Ana …“
Sie schüttelte den Kopf und sprach, mehr zu sich selbst: „Das mit uns kann niemals gut gehen! Wir kennen einander nicht, wir sind Fremde.“
„Ich hatte gehofft, wir kommen uns beim Dinner ein wenig näher.“ Vittorio ärgerte sich über sich selbst. Er hatte die Situation nicht unter Kontrolle und keine Ahnung, wieso sie dermaßen aus dem Ruder gelaufen war. Als sie ihn gesehen hatte, hatte Ana vor Freude gestrahlt. Daraus hatte er geschlossen, sie sei bereit, ihm das Jawort zu geben. Und jetzt das!
„Nachdem du mich einfach nach deinem Geschmack umgeformt hast?“
„Ich wollte dir nur ein Kleid schenken!“ Jetzt wurde er
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