Eine Braut fuer den italienischen Grafen
Restaurants in Europa und den USA zierte, ähnlich den Spitzensorten von Cazlevara.
In der Ferne leuchteten Scheinwerfer auf, kurz darauf fuhr ein dunkelblauer Sportwagen die Auffahrt zur Villa hinauf. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sie zusah, wie Vittorio ausstieg. Kurz darauf klingelte die Türglocke.
„Wirst du abgeholt?“, fragte Enrico.
„Ja.“ Sie lief bereits zur Haustür.
„Wer immer es ist“, rief er ihr nach, „bitte ihn herein!“
Außer Atem und mit vor Aufregung geröteten Wangen öffnete sie die Tür. Vittorio sah fantastisch aus in einem eleganten dunkelblauen Anzug, dazu trug er ein makelloses weißes Hemd und eine aquamarinblaue Seidenkrawatte. Sein Anblick verschlug ihr die Sprache.
„Hallo, Ana.“ Er lächelte. „Sind Sie fertig?“
„Ja. Bitte kommen Sie dennoch einen Moment herein. Mein Vater würde Sie gern begrüßen.“ Sie führte ihn in die Bibliothek.
Enrico sah ihnen erwartungsvoll entgegen, zeigte zu Anas Verblüffung jedoch kein Anzeichen von Verwunderung, als er in dem Besucher Vittorio erkannte. Er begrüßte ihn freundlich. „Guten Abend.“
„Guten Abend, Signor Viale.“
„Sie führen meine Tochter zum Essen aus?“
„Gewissermaßen. Wir werden auf Castello Cazlevara speisen.“
Das traf Ana unvorbereitet. Als Kind war sie einmal auf einer Weihnachtsfeier dort gewesen. Sie erinnerte sich an den riesigen Weihnachtsbaum in der hohen Eingangshalle und die Unmengen Süßigkeiten, die sie verdrückt hatte … Tief in Gedanken versunken, bekam sie von der Unterhaltung zwischen den Männern nichts mit, bis Vittorio unvermittelt fragte: „Wollen wir gehen?“
„Ja, gern.“
Sie verabschiedeten sich von Enrico, und Vittorio führte Ana zu seinem Auto, eine Hand auf ihrem Rücken. Die leichte Berührung brannte wie Feuer auf ihrer Haut.
Zuvorkommend half Vittorio seiner Begleiterin in den luxuriösen Wagen, ehe er selbst auf dem Fahrersitz Platz nahm. Ana wirkte nervös, und ihr Outfit stand ihr überhaupt nicht. Daher hatte er sich ein Kompliment verkniffen, das sie sofort als Lüge durchschaut hätte.
Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf das Lenkrad, während sie sich anschnallte. Noch wusste er nicht, wie er sie am besten umwerben sollte. Sie war zu intelligent und er ein zu schlechter Schauspieler, um sie durch Schmeicheleien zu gewinnen. Auch eine Verführung wäre zwecklos, zumal er sich dazu nicht überwinden konnte. Dennoch würde er mit ihr schlafen müssen, sobald sie erst einmal verheiratet waren, denn er wünschte sich einen Erben.
Natürlich hätte er sich eine andere Braut aussuchen können. Es gab genug schöne Damen der italienischen Gesellschaft, die sich gern mit dem Titel einer Contessa de Cazlevara schmücken würden. Frauen, mit denen er gern das Bett, nicht aber das Leben teilen würde.
Denn sie besaßen keine Weinberge, die an seine grenzten, fühlten sich nicht der Region und der Weinherstellung verbunden und hatten ihre Vertrauenswürdigkeit noch nicht unter Beweis gestellt.
Ana dagegen verfügte über alles, was er von seiner Frau erwartete: Sie kannte sich mit der Produktion von Wein aus, leitete ihre eigene Winzerei, war gesund, relativ jung und eine pflichtbewusste Tochter. Zudem schien sie über die Charaktereigenschaft zu verfügen, die für ihn die Grundvoraussetzung einer Ehe darstellte: Loyalität.
Nein, seine Wahl war auf Ana Viale gefallen. Unumstößlich.
Sie würde ihm den benötigten Erben schenken, den eigentliche Grund für seine Heiratspläne. Denn sonst würde sein Bruder Bernardo eines Tages den Titel erben, was dem Wunsch seiner Mutter entsprechen würde, wie sie ihm erst kürzlich mitgeteilt hatte.
Wie üblich hatte Bitterkeit auf beiden Seiten dieses letzte Telefonat geprägt. Constantia, die derzeitige Contessa, hatte ihn, wie meist, um Geld gebeten.
„Für wen sparst du so eisern?“, hatte sie gefragt. „Du wirst auch nicht jünger. Glaubst du etwa, dass du mit siebenunddreißig Jahren noch heiraten wirst? Das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich.“ Sie war so ungeduldig und verletzend gewesen, wie er es von klein an von ihr gewöhnt war.
„Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.“
„Wenn du keinen Erben zeugst, bekommt Bernardo den Titel.“
Den Hörer in der Hand, war Vittorio förmlich erstarrt. Kurz nach dem Tod seines Vaters hatte seine Mutter bereits versucht, ihm das Erbe zu stehlen und seinen Bruder als Conte einzusetzen. Das würde er ihr nie
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