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Eine Braut fuer Lord Sandiford

Eine Braut fuer Lord Sandiford

Titel: Eine Braut fuer Lord Sandiford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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mich nicht zwingen können."
    "Das will ich gern tun", höhnte Lord John und blies ihr seinen heißen Atem ins Gesicht. "Vielleicht bringe ich auch ein paar der kräftigen Kerle mit, die den Zugang zu unserem vornehmen Haus bewachen. Es sind starke, raue Männer, die sich nicht lange um die Wünsche einer Dame kümmern. Wäre Ihnen das lieber?"
    "Sie sind ekelhaft!"
    Er lachte. "Sie wissen noch gar nicht, wie ekelhaft ich sein kann." Bevor sie zurückzucken konnte, hatte er bereits ihr Kinn umklammert, an dem sich ein schmerzhafter blauer Fleck zu bilden begann. "Denken Sie an mein Zeichen der Liebe. Ich werde sehr bald zurück sein, mein Engelchen. Und machen Sie sich gar nicht erst die Mühe, hier entkommen zu wollen. Die Tür verriegele ich, die Fenster sind vernagelt, und außerdem befindet sich diese Kammer sowieso im dritten Stock."
    Lord John ging zur Tür und drehte sich dann noch einmal zu Clarissa um. Er beäugte sie gierig ein weiteres Mal von Kopf bis Fuß. "Du gehörst jetzt mir – auf immer und ewig. Denk daran. Ich werde es jedenfalls tun." Er verschwand, und sie hörte, wie er den Riegel von außen vorschob.
    Furcht und Zorn lähmten sie für einen Augenblick; dann sprang sie auf und rannte zur Tür. Im Gegensatz zu den billigen Möbelstücken im Zimmer war sie aus solidem Eichenholz; der Eisengriff, an dem Clarissa nun rüttelte, war fest verankert und bewegte sich nicht. Sie drückte ihr Ohr gegen die raue Oberfläche und konnte Schritte und ein Stöhnen vernehmen, dessen Ursprung sie lieber nicht erfahren wollte. In der Ferne hörte sie lautes Lachen.
    Wenn dieses Haus tatsächlich Lord John gehörte, dann würde niemand es wagen, ihr aus der misslichen Lage zu helfen.
    Mit wild pochendem Herzen eilte sie zu dem mit Brettern vernagelten Fenster. Sie schaute zwischen den Latten hinaus ins Freie und konnte in der Dunkelheit kaum die Straße unten erkennen.
    Clarissa sank auf die Knie. Panik ließ ihr Herz schneller schlagen. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Hatte Englemere sie nicht davor gewarnt, sich einzumischen? Hatte er nicht gesagt, dass Maddies Entführung auf ein gut durchdachtes Verbrechen hinweisen würde?
    Einige Bedienungen im Posthaus, wenn nicht sogar der Besitzer selbst, mussten Mitglieder dieser Bande sein. Jemand hatte beobachtet, wie Clarissa dem Polizeidetektiv zugenickt hatte. Oder die schwarzhaarige Frau hatte sich daran erinnert, dass sie am Covent Garden zusammengetroffen waren. Eine Katastrophe hatte nun zu einer weiteren geführt.
    Die Bordellbesitzerin musste ihrem Tee etwas beigemischt haben. Aber wo waren der Detektiv und der Lakai geblieben?
    Um Clarissa entführen zu können, hatte man zuerst die beiden Männer außer Gefecht setzen müssen. Sie fühlte sich plötzlich schuldig. Es war bereits schlimm genug, dass sie sich durch ihre Torheit selbst in eine solche Gefahr gebracht hatte. Doch was hatte sie James und Mr. Beemis mit ihrer gut gemeinten, aber folgenschweren Intervention angetan?
    Würde sie jetzt das gleiche Schicksal ereilen wie Maddie – oder würde es sogar noch schrecklicher werden? Sie könnte von Lord John gedemütigt und zu Dingen gezwungen werden, die sie sich lieber nicht ausmalen wollte. Er könnte sie ins Ausland verschleppen und schließlich an ein Bordell im Fernen Osten verkaufen. Tränen strömten ihr über die Wangen, und ihr Herz schlug so schnell, dass sie glaubte, in Ohnmacht fallen zu müssen. Sie hielt sich am Fenstersims fest, und ihre Fingernägel gruben sich in das Holz.
    Genug. Ihr kopfloses, törichtes Benehmen hatte sie hierher geführt, aber Clarissa Beaumont würde die Flinte nicht ins Korn werfen. Es musste eine Möglichkeit geben, hier herauszukommen.
    Lord John wollte erst nach einer Weile zurückkehren. Wahrscheinlich wollte er ihr Zeit geben, über ihr Schicksal nachzudenken, um darüber in Verzweiflung zu geraten. Sie durfte jedoch nicht damit rechnen, dass er lange wegblieb, und auch wenn es eine geringe Aussicht für sie gab, einen so schmächtigen Mann zu überwältigen, hatte er ihr doch angedroht, mit Verstärkung zurückzukehren.
    Angst stieg in ihr auf und durchströmte sie wie ein Lauffeuer. Was dann geschehen würde – daran durfte sie gar nicht erst denken.
    Tu etwas! Beeile dich! Clarissa holte tief Luft, hielt sich am Fenstersims fest und schaffte es mühsam, sich hochzuziehen. Die Bretter vor der Fensterscheibe waren bei weitem nicht so dick und fest wie die Eichentür. Wenn sie etwas fände, womit sie

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