Eine Braut fuer Lord Sandiford
Spitzen besetztes Kleid war aus teurem Stoff und hätte bestimmt sofort die Zustimmung seiner kritischen Mutter gefunden. Ihr Haar war noch ein wenig goldener als das von Sarah, ihre Augen ein wenig blauer, und ihr hübsches, regelmäßiges Gesicht verlieh ihr eine stille Schönheit, die recht anziehend war.
Sie war weder gewöhnlich noch abstoßend. Er fühlte sich erleichtert, aber auch beunruhigt. Sie sah wie eine junge Dame aus, die durchaus große Qualitäten besaß.
Was hatte er erwartet? Ein kleines Hausmütterchen? Ihr außerordentlich wohlhabender Vater hatte sie schließlich auf einer der besten Schulen für junge Damen in England erziehen lassen. Außerdem konnte sie sich sicher jedes Kleid und all die anderen Kleinigkeiten, die ihr gefielen, ohne weiteres leisten.
Er beugte sich über ihre Hand und war sich auf einmal ihrer Nähe unangenehm bewusst, als ein schwacher Duft nach Veilchen in seine Nase stieg.
"Es ist mir eine große Ehre, Sie kennen zu lernen, Miss Motrum."
"Und eine noch größere Ehre für uns, lieber Lord Sandiford", erwiderte ihre Anstandsdame, noch bevor Miss Motrum etwas zu sagen vermochte. "Stammen Sie aus der Familie der Hampshire Sandiford?"
"Ja, Madam."
"Hampshire ist ein so schöner Landstrich. Gerade gestern habe ich Anne gesagt, wie entzückend es wäre, einmal einen Sommer auf dem Land zu verbringen."
"Es ist dort wirklich sehr angenehm, Madam."
Sandiford warf einen Blick auf Miss Motrum. Die junge Dame saß ruhig da und schien zufrieden zu sein, dass Mrs. Cartwright die Unterhaltung führte.
Er biss die Zähne zusammen und zwang sich dazu, seinen Plan im Auge zu behalten. "Das Wetter wird morgen bestimmt sehr schön sein, und ich würde mich freuen, wenn mich die beiden Damen auf einen Spaziergang durch den Hyde Park begleiten würden. Gehen Sie gern spazieren?"
"Oh, es gehört zu Annes Lieblingsbeschäftigungen. Auch wenn unser eigener Garten sehr hübsch ist, gibt es im Park doch viel mehr Platz."
"Ich gehe gern spazieren", bestätigte nun auch Miss Motrum. Es beruhigte Sandiford, dass sie sprechen konnte.
"Gut. Dann werde ich Sie abholen. Wäre Ihnen elf Uhr recht? Der Park ist viel schöner, wenn er noch nicht so voll ist."
Die Anstandsdame warf ihm einen scharfen Blick zu, als ob sie vermuten würde, dass es ihm peinlich wäre, während der Promenadezeit mit ihnen im Park gesehen zu werden. Sandiford wollte tatsächlich vermeiden, dass über ihn geredet wurde, ehe er zu einer Entscheidung gelangt war. Zuerst wollte er wissen, was er von Miss Motrum zu halten hatte.
Als ihr Vater nickte, verwandelte sich Mrs. Cartwrights besorgter Blick in ein Lächeln. "Ja, es wird einfacher sein, einander kennen zu lernen, wenn man sich nicht durch die Menge kämpfen muss. Um elf Uhr also?"
"Ja, Madam."
Sandiford wusste nicht, was er noch hätte sagen können. Zum Glück sprang Englemere für ihn in die Bresche. "Meine Damen, wir möchten Ihre Zeit nicht allzu lange in Anspruch nehmen."
"Nein, durchaus nicht", bestätigte der Oberst.
"Mr. Motrum, wir danken Ihnen für dieses interessante Treffen und das köstliche Essen. Meine Damen, es war uns eine Ehre, Sie kennen zu lernen." Der Marquess verbeugte sich.
"Eine Ehre", wiederholte auch Waterman.
"Bis morgen also", sagte Sandiford. Erleichtert verbeugte er sich und folgte den Freunden aus dem Salon.
Als sie die Stufen zur Straße hinuntergingen, klopfte ihm Harold auf den Rücken. "Nicht schlecht", sagte er. "Ein hübsches Mädchen."
"Ja, und sie hat ein angenehmes Wesen", bestätigte Englemere. "Vielleicht ein bisschen still, aber man könnte Schweigen auch als eine gute Charaktereigenschaft bei einer Ehefrau ansehen."
Wenn es überhaupt so weit kommt, dachte Sandiford. "Sie ist sehr anziehend. Gentlemen, ich möchte Ihnen dafür danken, mir den Weg geebnet zu haben."
"Sie stehen unter keinerlei Zwang, nun mit der Bekanntschaft fortzufahren", erklärte der Marquess. "Mr. Motrum versteht, dass es nur zu einer Verbindung zwischen Ihnen und seiner Tochter kommen wird, wenn Sie beide damit einverstanden sind. Sie können also ganz frei entscheiden."
Wenn er an seine finanzielle Lage dachte, stimmte das zwar nicht ganz; aber er schuldete Englemere großen Dank dafür, dass er die Angelegenheit so feinfühlig inszeniert hatte. "Ich rechne es Ihnen hoch an, dass Sie das Ganze für mich in die Wege geleitet haben."
"Genug", verkündete Waterman. "Ich bin durstig geworden. Wollen wir etwas trinken?"
Sandiford fühlte
Weitere Kostenlose Bücher