Eine Braut fuer Lord Sandiford
zwar immer noch nicht, aber es war sehr freundlich von Ihnen."
"Würden Sie morgen mit mir ausfahren?"
Sein Gesichtsausdruck spiegelte nun Fassungslosigkeit wider. "Ausfahren?" Seine Wangen röteten sich erneut. "Es tut mir Leid, ich kann noch nicht …"
"Als Kavallerieoffizier müssten Sie sich doch mit Pferden gut auskennen. Ich würde gern wissen, was Sie von den beiden Tieren halten, die ich gerade für meinen Einspänner erworben habe." Sie lächelte ihn an. "Ich bin keine schlechte Fahrerin. Zumindest kann ich Ihnen versprechen, dass wir nicht im Straßengraben landen werden."
"Natürlich. Es wäre mir eine große Ehre, mit Ihnen auszufahren."
"Holen Sie mich also um fünf Uhr am Grosvenor Square ab?"
Das überraschte ihn. "Wollen Sie durch den Hyde Park fahren?"
"Haben Sie etwas dagegen?"
Er lachte. "Warum sollte ich? Während der allgemeinen Promenade mit der gefeierten Miss Beaumont auszufahren, das bedeutet eine Ehre, die ich mir niemals erhofft habe." Er betrachtete sie aufmerksam, als ob er sich über ihre Motive klar werden wollte. "Sie scheinen entschlossen zu sein, einen unbedeutenden Leutnant ins Gespräch zu bringen. Wissen Sie bestimmt, dass Oberst Sandiford nicht mit Ihnen gesprochen hat?"
"Über Lady Barbara?" Die Qual und Verblüffung, die sich auf seinem Gesicht zeigten, ehe er sich wieder den Anschein der Gelassenheit gab, bestätigten Clarissas Vermutungen. "Diese … diese Information stammt aus einer anderen Quelle. Sie müssen sich keine Sorgen darüber machen, weil ich Ihr Geheimnis kenne. Ich kann diskret sein."
Der Leutnant lachte, ohne belustigt zu wirken. "Es ist kaum mehr ein Geheimnis. Wir hatten … zumindest glaubte ich, dass wir eine Vereinbarung miteinander hatten. Aber das ist schon eine Weile her, ehe …" Er wies auf seinen linken Arm. "Ich habe es offensichtlich missverstanden."
Nachdem Clarissa nun wusste, worum es ging, konnte sie einen Plan entwerfen. Falls Lady Barbara noch immer Gefühle für den Leutnant hegte, würde sie bald Bedauern, Reue und – mit ein bisschen Hilfe von Seiten des Leutnants – fürchterliche Eifersucht empfinden.
"Vielleicht. Aber die Dame hatte gerade ihr Debüt in der Gesellschaft und ist tatsächlich entzückend. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Komplimente, die sie bestimmt von vielen Männern bekommt, ihr den Kopf verdrehen. Möglicherweise bedarf es nur ein wenig der Ermutigung, ihr bei der Entscheidung zu helfen, was sie wirklich will."
Alexander seufzte. "Sie ist bezaubernd, nicht wahr? Ein süßes, sanftes Mädchen, das nur Gutes verdient. Anscheinend hält mich ihre Mutter jedoch nicht mehr für gut genug, und ich kann nicht behaupten, dass ich es ihr vorwerfe. Warum sollte sie nicht jemand Besseren als einen Krüppel als Schwiegersohn wollen? Ich möchte Lady Barbara auch nicht in die peinliche Lage bringen, sich gegen die Wünsche ihrer Mutter stellen zu müssen."
"Verkrüppelt, weil Sie die Narben des Schlachtfelds tragen? Unsinn! Und ich muss Ihnen noch in einem anderen Punkt widersprechen. Wenn Lady Barbara den Mann, den sie liebt, nicht höher schätzt als das Urteil ihrer Mutter, dann verdient sie ihn auch nicht. Auf jeden Fall hat sie der Umstand, dass Sie ihr sehnsüchtige Blicke zuwerfen, noch nicht dazu gebracht, die Tiefe ihrer eigenen Gefühle zu bedenken. Sollten wir sie nicht dazu auffordern, dies zu tun? Ich nehme an, dass Sie lieber früher als später erfahren, ob Ihre Hoffnungen berechtigt sind oder nicht."
Der Leutnant schüttelte belustigt den Kopf. "Sie klingen wahrhaftig wie der Oberst."
Gott behüte, dachte Clarissa. "Also morgen im Park?"
Er holte tief Luft. "In Ordnung. Was auch immer Ihre Gründe sein mögen und wie es auch enden mag – ich danke Ihnen dafür. Ihre Schönheit wird nur noch durch Ihre Liebenswürdigkeit übertrumpft. Jetzt bringe ich Sie aber lieber wieder in den Ballsaal zurück, bevor sich die Gesellschaft über Ihren Ruf den Mund zerreißt."
Clarissa unterdrückte einen Schauder. Sie hielt Lord Standish noch immer an seiner tauben linken Hand fest, während er sie ins Innere des Hauses zurückgeleitete. Sie konnte die Blicke der Menge spüren, als sie zum Rand der Tanzfläche gingen. Befriedigt beugte sie sich zu ihm.
"Können Sie Ihre linke Hand heben, während die meine noch darauf liegt?"
Alexander zog fragend die Augenbrauen hoch. "Ja. Aber …"
"Dann küssen Sie jetzt bitte meine Hand."
In diesem Augenblick bemerkte er, dass Lady Barbara hinter ihnen stand.
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