Eine Braut fuer Lord Sandiford
während er sich einen Weg zwischen Kutschen und Reitern bahnte.
Als er schließlich Alexanders dunklen Hinterkopf über einem blauen Rock entdeckte, blieb ihm beinahe das Herz stehen. Der Narr war nicht nur töricht genug, die Dame in Grün, die neben ihm saß, selbst zu kutschieren, sondern sie befanden sich noch dazu in einem Zweispänner, der sechs Fuß über dem Boden war. Für Alexander ein mehr als waghalsiges Unternehmen.
Sandiford ließ die junge Frau nicht aus den Augen, während er sich zu dem Gefährt durchkämpfte. Er war sicher nicht Meilen über ein Schlachtfeld geritten, seinen bewusstlosen Leutnant auf dem Pferd, um nun zuzusehen, wie er einen völlig unnötigen Unfall verursachte und damit die mühsame Arbeit des Arztes für immer ruinierte.
Er würde irgendeine Entschuldigung vorbringen, um Alexander zum Aussteigen zu bewegen und dann das verdammte Mädchen selbst nach Hause fahren. Zum Glück hatte die Kutsche mit den beiden inzwischen angehalten, da die Dame sich mit ein paar Herren, die auf Pferden saßen, unterhielt, so dass Sandiford sie endlich erreichen konnte.
Er keuchte ein wenig, als er sich vor den Zweispänner stellte, um die beiden zu begrüßen. Doch statt Lady Barbara zu entdecken, erblickte er ein ihm inzwischen nur allzu bekanntes Gesicht. Ihm blieben vor Verblüffung die Worte im Hals stecken.
Das konnte doch nicht Miss Beaumont sein! Soweit er wusste, kannte der Leutnant die Dame überhaupt nicht. Voller Erstaunen beobachtete er, wie sie belustigt über einen Scherz von Alexander lachte, während sie eine Hand auf die seine gelegt hatte und mit der anderen die Zügel hielt.
Noch ehe Sandiford ein paar zusammenhängende Worte herausbringen konnte, entdeckte ihn Lord Standish. "Hallo, Oberst! Ist es nicht genau der richtige Tag, um auszufahren? Sie kennen Miss Beaumont?"
Sandiford verbeugte sich und versuchte sein Gesicht zu einem Lächeln zu verziehen. "Madam."
"Oberst." Sie nickte ihm kühl zu.
"Miss Beaumont bat mich, den Wert dieser zwei prächtigen Pferde zu schätzen, die sie gerade erworben hat. Es ist jedoch ein noch größeres Privileg, miterleben zu dürfen, wie geschickt sie mit ihnen umgeht. Ich muss zugeben, dass ich beim ersten Anblick der Kutsche meine Zweifel hatte, ob eine Dame damit umgehen kann. Aber Sie sind eine ausgezeichnete Fahrerin, Madam. Sie haben mich so sanft hierher gebracht, als ob ich in einer Wiege gelegen hätte."
Zum Glück hatte der Leutnant seine Worte an die Dame gerichtet, denn Sandiford war viel zu überrascht, um antworten zu können.
Eine Wiege, dachte er zornig. Natürlich musste dieses hohe, völlig unpassende Gefährt ihr gehören! Und natürlich würde sie jegliche Schicklichkeit missachten und es selbst fahren! Das passte wahrhaftig zu ihrer bisherigen Handlungsweise – tollkühn, gedankenlos, impulsiv. Nun, sie mochte den liebeskranken Alexander betören, der ganz offensichtlich viel zu verwirrt und anfällig war, um überhaupt klar denken zu können. Aber er, Sandiford, wusste, dass diese Kutsche bestimmt nicht sicher war, vor allem dann nicht, wenn eine Frau die Zügel in der Hand hielt.
"Möchten Sie ein Stückchen fahren, Oberst, wenn Miss Beaumont es gestattet?" Alexander wandte sich an die Dame. "Der Oberst kennt sich mit Pferden ausgezeichnet aus, Madam. Ich halte die beiden übrigens für hochwertige Tiere; aber wenn Lord Sandiford auch noch zustimmt, dann können Sie sicher sein, die besten Pferde zu besitzen."
"Ich verlasse mich da ganz auf Ihre Meinung, Leutnant", sagte Miss Beaumont, ohne auf Sandiford zu achten.
Natürlich wollte er sich auf keinen Fall wieder der scharfen Zunge dieses widerspenstigen Rotschopfs aussetzen. Doch nachdem ihm Alexander mit seinem Vorschlag bereits den Weg geebnet hatte, ihn von diesem gefährlichen Gefährt herunterzubringen, schob Sandiford jegliche persönliche Abneigung beiseite. "Das würde ich sehr gern, Miss Beaumont. Ich bin noch nie von einer Dame kutschiert worden."
Ihre grünen Augen richteten sich misstrauisch auf ihn. "Das glaube ich Ihnen gern, Oberst." Nach einer Pause, die so lang war, dass Sandiford errötete, zuckte sie schließlich mit den Achseln. "Doch da Sie es anscheinend unterhaltsam finden, können Sie mich gern für eine Runde begleiten."
Während der Oberst den Atem anhielt, schaffte es Alexander ohne Schwierigkeiten, aus der Kutsche zu steigen. Er klopfte seinem Freund auf die Schulter und wünschte ihm eine angenehme Fahrt.
Die Fröhlichkeit
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