Eine Braut fuer Lord Sandiford
auch, dass sie es nicht ertragen würde, seinen Namen zu tragen und vielleicht sogar seine Kinder zu bekommen, ohne zumindest etwas wie Zuneigung von ihm zu erhalten.
Außerdem war ihr klar, welche Art von Ehefrau der Oberst tatsächlich wollte. Selbst wenn es ihr eigenes Unglück bedeutete, so vermochte die neue Clarissa nichts anderes, als dem Oberst alles Glück der Erde zu wünschen.
Sie versuchte ihre Verzweiflung zurückzudrängen und ihre Stimme weiterhin anklagend und scharf klingen zu lassen. "Das verstehen Sie also unter Ehre? Für ein paar Küsse die Möglichkeit zu haben, das Vermögen eines Mädchens Ihr Eigen nennen zu dürfen?" Als sie die Empörung in Sandifords Zügen wahrnahm, entschloss sie sich, ihm nun noch den letzten Schlag zu verpassen. "Ich kann ganz gut auf meinen Ruf aufpassen, Oberst. Sie können sich also woanders nach Geld umsehen. Ich würde Ihnen sogar vorschlagen, dass Sie sich an die tugendhafte Jungfer halten, die ich im Park kennen gelernt habe. Und zwar rasch, ehe Sie jemand anderer auf einen falschen Weg führt."
Sandiford kochte nun vor Wut. "Sie sind also entschlossen, mein ehrenhaftes Angebot abzulehnen?"
Clarissa machte einen betont tiefen Knicks. "Das bin ich. Der Ehre wurde Genüge getan. Sie dürfen sich nun zurückziehen."
Er starrte sie für einen langen Moment an, und es schien ihr beinahe so, als ob er bis in den hintersten Winkel ihrer Seele blickte. Beinahe hätte sie nachgegeben, doch nichts auf dieser Welt sollte ihm die Genugtuung geben, zu sehen, wie sehr sie sich nach ihm sehnte. Er hatte ihr so gelassen, so kalt seine Hand dargeboten, dass sie wusste, dass er ihr seinen Namen, aber niemals seine Liebe geben würde.
Als Sandiford schließlich antwortete, hatte Clarissa das Gefühl, ins Leere zu stürzen. "Ganz wie Sie wünschen, Madam", sagte er und stürmte aus dem Zimmer.
Clarissa wurde es plötzlich schwarz vor Augen, und ihre Knie zitterten. Nur ihre Willenskraft vermochte es, sie noch aufrecht zu halten.
Sollte er nur glauben, dass sie annahm, er wäre hinter ihrem Geld her. Dafür würde er sie zwar hassen, aber das war immer noch besser, als eine Ehe mit ihm einzugehen, in der es keine Liebe für sie gab. Sie glaubte nicht, dass er noch einmal um ihre Hand anhalten würde, da er jetzt in seinem Stolz und seinem Ehrgefühl allzu tief gekränkt war.
Gott sei Dank. Als sie hörte, wie die Haustür hinter Sandiford ins Schloss fiel, sank Clarissa auf den Boden und schlug die Hände vors Gesicht.
Wenn das Liebe war, was sie durchlitt, dann wurde diesem Gefühl wahrlich eine übertriebene Bedeutung zugemessen.
18. Kapitel
Nachdem sich Sandiford einigermaßen abgekühlt hatte, versuchte er sich einzureden, dass er erleichtert war. Er hatte um ihre Hand angehalten, wie es die Ehre von ihm verlangte, und war abgewiesen worden. Und auf welch beleidigende Art und Weise! Als ob er, ein Offizier des Zehnten Husarenregiments, jemals so tief zu sinken vermochte, eine Frau wegen ihres Geldes zu einer Ehe zu zwingen! Zum Glück musste er niemals mehr ein Wort mit dieser rothaarigen Füchsin wechseln.
Als ihm jedoch einfiel, dass ein anderer Mann eines Tages Miss Beaumonts mutigen Kampfgeist und ihre leidenschaftliche Sinnlichkeit sein Eigen nennen könnte, verkrampften sich seine Finger um die Zügel, die er in Händen hielt.
War er nicht tatsächlich gerade dabei, eine andere junge Dame in eine Ehe zu locken, weil er an ihrem Geld interessiert war? Doch was Miss Motrum betraf, so wusste die Familie der jungen Frau von Anfang an von seiner finanziellen Lage. Wenn sie heirateten, würde es eine ehrenhafte Vereinbarung sein – selbst wenn diese Vorstellung bei Sandiford ein schales Gefühl hinterließ.
Doch nüchtern betrachtet blieb ihm gar nichts anderes übrig. Eine eitle Schönheit der adligen Gesellschaft konnte ihm nichts nutzen. Hinter dem damenhaften Benehmen, das Miss Motrum an den Tag legte und das ihr wohl im Mädchenlyzeum und von Mrs. Cartwright anerzogen worden war, würde er bestimmt eine gutherzige, fleißige Seele finden, die ihm hilfreich zur Seite stehen würde. Und selbst wenn diese Dame – im Vergleich zu der temperamentvollen Miss Beaumont – vielleicht ein wenig ruhig wirken mochte, so würde ihm das nur zugute kommen.
Außerdem bestärkte ihn Mr. Motrums großzügiges Verhalten, für ihn ein gutes Wort bei den Bankiers der Stadt einzulegen, nur noch darin, Miss Motrum als zukünftige Gattin zu betrachten.
Sandiford lachte
Weitere Kostenlose Bücher