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Eine Braut fuer Lord Sandiford

Eine Braut fuer Lord Sandiford

Titel: Eine Braut fuer Lord Sandiford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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sicherlich auch das Beste. Wie sollte sie ihm gegenübertreten, ohne an die Empfindung denken zu müssen, die seine Lippen und seine Hände in ihrem Körper ausgelöst hatten? Trotz seiner offensichtlichen Ablehnung musste sich Clarissa zu ihrer Schande eingestehen, dass sie noch immer nichts mehr begehrte, als ihn wieder spüren zu können. Vor Zorn und Enttäuschung zitternd, raffte sie ihre Röcke und rannte die Treppe zu ihrem Schlafgemach hinauf.
    Doch im Zimmer blieb sie entsetzt stehen, als sie ihr Ebenbild im Spiegel entdeckte. Die Lippen waren gerötet; eine Wange musste von seinem Bart aufgekratzt worden sein; rote Flecken zeigten sich auf ihrem Hals, und ihre Jacke war falsch zugeknöpft.
    Zum ersten Mal war sie dankbar, dass ihre Mutter so schlecht sehen konnte. Sie warf sich aufs Bett und begann haltlos zu weinen.
     
    Es war geradezu ein Wunder, dass er es bis zu seinen Räumen in der North Audley Street schaffte. Nachdem er Clarissa Beaumonts Haus verlassen hatte, war Sandiford so aufgebracht gewesen, dass er wie blind zu seinem Pferd gestolpert und aufgestiegen war. Zum Glück kannte Valiant jedoch inzwischen den Platz, wo sich sein Getreidesack befand.
    Im Gegensatz zu seinem Herrn, der nicht gewusst hatte, was er tat, als er Miss Beaumont gegenübergestanden hatte. Ansonsten hätte er es nicht ertragen müssen, gesagt zu bekommen, so wenig Ehre zu besitzen, dass er zuerst eine Dame kompromittieren und später im Club damit angeben würde. Dieser Verdacht hatte ihn so empört, dass er zum ersten Mal in seinem Leben nahe daran gewesen war, eine Frau zu schlagen.
    Natürlich hatte er diese böse Bemerkung verdient. Selbst jetzt fand er es schwierig, nachzuvollziehen, wie er jegliches Pflichtbewusstsein und Schicklichkeitsgefühl verloren haben konnte, und sich so weit vergessen hatte, eine Frau in ihrem Garten zu verführen – vor allem, wenn Bedienstete und ihre eigene Mutter nur wenige Schritte entfernt waren.
    Obgleich er die Wirkung kannte, die Miss Beaumont auf seine Sinne hatte, war er doch mit ihr zum Frühstück nach Hause gegangen. Das hätte er nicht tun sollen; noch weniger jedoch hätte er sich mit ihr in den abgelegenen Teil des Gartens begeben sollen.
    Wieso schaffte es Clarissa immer wieder, ihn zu bezaubern, obwohl er doch als besonders standhafter und nüchterner Mann galt?
    Doch wie wunderbar war es gewesen, als er sich für einen Augenblick ganz hingegeben hatte! Wenn er die Augen schloss, konnte er noch immer den Geschmack ihrer Haut auf seinen Lippen spüren und glaubte, die gleiche Leidenschaft wieder zu durchleben, die er vor wenigen Augenblicken empfunden hatte. Allein der Gedanke daran, wie sie in seinen Armen entflammt war, ließ seinen Puls schneller schlagen und sein Herz rasen.
    Zum Glück hatten die sechs Jahre in der Armee sein Gehör so scharf werden lassen, dass er Lady Beaumonts leise Schritte vernommen hatte. Wäre sie nicht gekommen, hätte er vielleicht eine unverzeihliche Sünde begangen.
    Dies sollte ihm eine Lehre sein. In Zukunft musste er sich von der gefährlich verführerischen Miss Beaumont fern halten.
    Als er jedoch die Treppe zu seinen Zimmern hochstieg, wurde ihm plötzlich das ganze Ausmaß seines Verhaltens bewusst.
    Es ging gar nicht darum, ob Lady Beaumont sie entdeckt hatte oder nicht. Clarissa war keine dieser allzu willigen Frauen, auch wenn sie sich so gegeben hatte. Sie war auch keine Ehefrau mit einem zweifelhaften Ruf. Sie war eine unverheiratete Dame der Gesellschaft, und was er getan hatte, konnte sie zweifelsohne in eine äußerst unangenehme Lage bringen.
    Für dieses Vergehen gab es für einen Ehrenmann nur eine Lösung. Er musste sie heiraten – ob sie ihn nun wollte oder nicht.
    Sandiford stolperte in sein Zimmer, goss sich mit zitternden Fingern ein Glas Cognac ein und trank es auf einen Satz leer. Dann ließ er sich in einen Ohrensessel fallen und stützte den Kopf in die Hände.
    Wie hatte er sich auf solch ein wahnsinniges Abenteuer einlassen können?
    Natürlich war die Leidenschaft zwischen ihm und Miss Beaumont fast greifbar zu spüren; aber eine gute Ehe erforderte sehr viel mehr. Nach den aufreibenden Kriegserlebnissen verlangte es Sandiford nach Ruhe, Bequemlichkeit und Geborgenheit. Er wollte eine Frau, die ihm zur Seite stand und auch mitarbeiten konnte, wenn es nötig war. Er brauchte keine unberechenbare, unverantwortliche Dame aus der Großstadt, die sich auf dem Land zu Tode langweilen würde. Er wollte keine Ehefrau,

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