Eine Braut muss her!
bitte meinem Gedächtnis nach.”
Fassungslos starrte Peregrine das Bild an.
Mary hatte Mitleid mit ihm und warf hilfreich ein: “Das Gemälde ist von Guido Reni und stellt den Wettlauf zwischen Atalanta und Hippomenes dar.”
“Es gefällt mir”, schaltete Thomas sich ein. “Allerdings finde ich es reichlich freizügig und nicht für die Augen von Damen bestimmt.”
“Nein?”, schaltete Angelica sich kichernd ein. “Dann will ich sehen, ob Sie recht haben!” Sie eilte zu dem Bild, schaute es aufmerksam an und fragte dann enttäuscht: “Was soll daran anstößig sein? Der Knabe ist, wie immer in solchen Fällen, geschickt verhüllt.”
Mary merkte, dass ihr Versuch, Mr Markham vor Lord Hadleighs Boshaftigkeit zu bewahren, sich ins Gegenteil verkehrt hatte. Nun war sie entschlossen, ihn unter vier Augen dafür zu tadeln, dass er den armen Ignoranten so aufgezogen hatte. “Ich bin sehr durstig, Mylord”, wandte sie sich an ihn, “und hätte gern etwas zu trinken.”
“Erlauben Sie, Madam”, erwiderte er und reichte ihr den Arm. “Auch ich habe das Bedürfnis, mich zu erfrischen, und zwar mit einem alkoholfreien Getränk.”
“Lassen Sie diese Anzüglichkeiten!” zischte sie dem Viscount zu. “Vergessen Sie nicht, Mr Markham ist der Sohn des Gastgebers!”
“Ich nehme mir die Kritik zu Herzen”, sagte er nicht sehr reumütig. “Bitte, unterweisen Sie mich während unseres Aufenthaltes hier weiterhin in guten Manieren. Ich glaube, das habe ich nötig.”
Verdutzt schaute Angelica Seiner Lordschaft und Mrs Wardour hinterher, als beide die Große Galerie verließen. Es war ihr entgangen, was Mrs Wardour zu ihm gesagt hatte. Seine Antwort hatte sie jedoch gehört.
“War das sein Ernst?” wunderte sie sich.
“Wessen Ernst soll was gewesen sein?”, fragte Peregrine verständnislos.
“Er hat gesagt, Mrs Wardour solle ihm gute Manieren beibringen.”
Verblüfft schüttelte Peregrine den Kopf und bereute das sogleich, weil ihm schrecklich schwindlig wurde.
“Natürlich hat Lord Hadleigh seine Bemerkung nicht ernst gemeint”, äußerte Thomas. “Er hat sich über uns lustig gemacht.”
“Wirklich?”, rief Peregrine entrüstet aus und torkelte auf die Tür zu. “Ich werde ihm unmissverständlich klarmachen, dass so etwas sich nicht gehört!”
“Nein, das wirst du nicht!”, widersprach Thomas. “In der Verfassung, in der du bist, würde er dich mit dem kleinen Finger umwerfen! Man erzählt sich über ihn, dass er ebenso gut boxen und mit Pistolen umgehen kann wie sein Bruder. Außerdem würdest du nur unerwünschte Aufmerksamkeit auf dich lenken, sodass alle Leute den Grund für deinen Zorn mitbekommen. Im Übrigen würde dein Vater gewiss nicht damit einverstanden sein, dass du dich mit Seiner Lordschaft schlägst oder duellierst.”
“Papa ist nie mit etwas einverstanden, was Perry tut”, warf Angelica ein.
“Hast du gehört, Perry? Morgen früh hast du den Vorfall längst vergessen”, meinte Thomas.
“Wenn er zu viel getrunken hat, erinnert er sich am nächsten Tag an nichts mehr”, äußerte Angelica trocken.
“Sie haben sich wirklich ungehörig betragen!” warf Mary dem Viscount vor. “Mittlerweile haben Sie doch sicher längst gemerkt, dass Mr Markham ein Dummkopf ist. Folglich war es sehr boshaft von Ihnen, ihn derart bloßzustellen.”
“Vorhin im Rauchsalon hat er sich vor allen anderen Herren darüber mokiert, dass ich nicht zu der Hinrichtung mitkommen will”, erklärte Russell. “Ich habe ihm nur seine Frechheit heimgezahlt, und nicht einmal vor vielen Leuten. Also ist er noch glimpflich davongekommen. Aber da Sie offensichtlich Anstoß an meinem Verhalten nehmen, verspreche ich Ihnen, ihn nicht mehr lächerlich zu machen.”
“Wollen Sie wirklich nicht zu der Hinrichtung fahren?”
“Nein, und ich hoffe, dass keiner der weiblichen Gäste sich ihm anschließen wird. Aber unter den Schaulustigen werden natürlich viele Frauen sein.”
“Werden außer Ihnen alle anderen Herren zu dem abscheulichen Spektakel fahren?”
“Das nehme ich an. Lassen Sie uns jedoch über etwas Erfreulicheres sprechen.”
“Gern”, willigte Mary erleichtert ein.
Derweil Mary sich für die Nacht herrichten ließ, staunte sie darüber, wie mühelos sich der frühere halb ernste, halb scherzhafte Umgangston zwischen ihr und Lord Hadleigh ergeben hatte. Erneut hatte sie festgestellt, dass sie beide in vielen Bereichen dieselben Ansichten vertraten.
Ihr fiel ein, dass
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