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Eine Braut muss her!

Eine Braut muss her!

Titel: Eine Braut muss her! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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Sie.”
    “Zweifellos”, hatte der Vater trocken eingeworfen. “Wenn Sie jedoch zusammen studieren wollen, dürfen Sie sich nicht von Äußerlichkeiten ablenken lassen, sondern müssen fleißig und inspiriert sein. Bei der Mathematik ist das ebenso notwendig wie bei der Dichtkunst oder der Malerei.”
    Lord Hadleigh hatte ernst genickt. “In der Tat, Sir”, hatte er erwidert. “Es wird mir ein Vergnügen sein, mich von Ihnen unterrichten zu lassen.”
    Das war der Anfang der Bekanntschaft mit dem zwanzigjährigen Viscount gewesen. Am nächsten Vormittag hatte er sich wieder eingefunden, und schon bald war offenkundig geworden, dass er nicht so geschult war wie Mary. Es war jedoch erstaunlich gewesen, wie schnell er den Rückstand zu ihr aufgeholt hatte. Indes hatte er sie nie übertroffen.
    Eines Tages war der Vater sehr erschöpft gewesen und hatte sie gebeten, eine Weile mit Lord Hadleigh im Garten spazieren zu gehen. Damals hatte sie nicht gewusst, dass der Vater krank war und bald sterben würde.
    Sie war mit dem Viscount, für den sie bereits mehr empfunden hatte als nur Sympathie, ins Freie gegangen. Angeregt hatte er mit ihr geplaudert und ihr dabei tief in die Augen gesehen. Sie hatte den Eindruck gewonnen, dass auch sie ihm viel zu bedeuten begann. Bislang war er jedoch immer sehr wohlerzogen und rücksichtsvoll gewesen und hatte ihr durch nichts zu verstehen gegeben, dass er sich für sie interessierte.
    Sie hatten sich auf eine Bank gesetzt und über seine Angehörigen geredet. Er hatte einen jüngeren Zwillingsbruder und eine seit geraumer Zeit mit einem schottischen Edelmann verheiratete Schwester. “Unser Vater ist kein Familienmensch”, hatte er plötzlich merkwürdig steif hinzugefügt. “Mein Bruder und ich sind immer gut miteinander ausgekommen, doch unser Vater hielt es für angebracht, uns zu trennen, als wir Halbwüchsige waren. Er meinte, Zwillinge sollten nicht zu sehr voneinander abhängig sein, sondern lernen, auf eigenen Beinen durchs Leben zu gehen.”
    “Ich habe leider keine Geschwister”, hatte Mary bedauernd gesagt. “Folglich habe ich niemanden, mit dem ich offen sprechen kann, so freimütig wie mit Ihnen.”
    Unvermittelt hatte die Miene des Viscounts verschlossen gewirkt. “Betrachten Sie mich nicht als eine Art Bruder”, hatte er entgegnet. “Das möchte ich nicht für Sie sein.”
    Damals war sie betrübt gewesen und hatte erst sehr viel später den eigentlichen Sinn seiner Worte begriffen.
    “Bedauerlicherweise erlaubt mein Vater mir nicht, einen Hund oder eine Katze zu haben”, hatte sie traurig geäußert. “Dann würde ich mich nicht so allein fühlen.”
    “Wäre ich an seiner Stelle, würde ich Ihnen gestatten, jedes Haustier zu haben, das Sie gern um sich hätten.”
    “Wie nett von Ihnen, das zu sagen.” Plötzlich beunruhigt, wie spät es sein mochte, hatte sie auf ihre Uhr geblickt und hastig vorgeschlagen: “Wir sollten jetzt zu meinem Vater gehen. Er pflegt zu sagen, Pünktlichkeit sei die Höflichkeit der Könige. Die meisten Frauen würden sich jedoch ständig verspäten.”
    “Auch Männer tun das”, hatte der Viscount schmunzelnd erwidert.
    Mary hatte lachen müssen und gemeint: “Ich glaube, ein Bruder hätte dasselbe gesagt.”
    Sie erinnerte sich nicht mehr genau an den weiteren Verlauf des Tages, wusste indes noch sehr gut, dass damals der Anfang einer Beziehung entstanden war, die sich schließlich zu mehr als nur Freundschaft und geschwisterlicher Zuneigung entwickelt hatte.

4. KAPITEL
    Wie angekündigt waren die Herren zu der Hinrichtung gefahren. Da Russell sich langweilte, ging er nach dem Mittagessen in die Bibliothek, um sich etwas zu lesen zu holen. Auf einem Tischchen stand ein Schachspiel mit verschieden platzierten Figuren. Daneben lagen zwei kleine Stapel weißer Notizzettel, von denen einer nicht beschrieben, der andere mit Zahlen und Buchstaben versehen war.
    Aufmerksam studierte Russell die Abfolge der Angaben und vermutete, es handele sich um eine Niederschrift der Züge, die jemand bis zum Abbruch des Spiels beim Schach gemacht hatte. Er setzte sich und begann, es fortzuführen und die weiteren Züge ebenfalls zu notieren.
    Plötzlich hörte er die Tür aufgehen, schaute auf und sah Mrs Wardour den Raum betreten.
    Verblüfft sah sie ihn an und fragte ungehalten: “Darf ich fragen, was Sie dort treiben, Mylord?”
    “Ich habe mir erlaubt, einige Züge zu machen und aufzuschreiben”, antwortete er und erhob sich.

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