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Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Titel: Eine Braut zu viel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Moment habe ich mich entschieden. Ich will jemanden, der um Mitternacht mit mir zu alten Schnulzen tanzt, der mir ins Ohr singt, der mich wie eine Freundin und wie eine Geliebte behandelt und für den ich das Wertvollste auf der Welt bin. Verlange ich zu viel? Mag sein, doch ich weiß jetzt, dass Richard und ich das nicht haben und dass ich mehr wert bin. Auf jeden Fall mehr als eine hoffnungslose Beziehung mit jemandem, der ein Verhältnis von neunundneunzig zu eins für ausgeglichen hält.
    Nachdem ich mich einmal entschieden hatte, kam es mir vor, als wäre eine tonnenschwere Last von mir genommen. Meine Mutter mault immer, ich solle keinen Rundrücken machen – ich bin gewohnt, Richards Mangel an Zentimetern zu kompensieren –, doch ich bin mir sicher, meine Schultern haben sich unter der Last all meiner Sorgen gebeugt. Bin ich jetzt aufrechter? Ich rappele mich unsicher vom Bett hoch, ziehe mich aus und stelle mich nackt vor den Ganzkörperspiegel, der immer dann kippt, wenn man es nicht will, und der Sally fast eine Gehirnerschütterung einbrachte, als sie in ihrem rosa Brautjungfernkleid davor posierte.
    Rosa – würg! Mir gefällt Rosa nicht einmal.
    Ich werfe den Kopf zurück und straffe die Schultern. Meine langen braunen Haare fallen bis auf die Schulterblätter. Meine Haut wirkt im Licht der Lampe dunkler. Braune Haare, braune Augen, braune Haut … alles braun, wie bei einer Zigeunerin. Leicht rundlich, aber nicht unattraktiv: volle Brüste, pralles Hinterteil, lange Beine. Gar nicht so übel, denke ich, betrunken wie ich bin und in dem trüben Licht.
    Ich richte mich auf, um den Spiegel dazu zu bringen, nicht nur mich, sondern auch meine neue Entschlossenheit zu zeigen.
    Doch, ich bin sicher, dass ich mehrere Zentimeter größer bin. Morgen muss ich groß sein, wenn ich Mutter gegenübertrete. Ich werde ihr geradewegs in die eisblauen Augen sehen und ihr sagen, dass die Hochzeit gestorben ist. Sie wird eine neue Fliss erleben, eine starke Fliss, eine, die weiß, was sie will, und mit beiden Händen zugreift. Eine Fliss, die sich einen Dreck darum schert, was ihrer Mutter gefällt oder nicht … Eine Fliss, die sich selbst etwas vormacht und in eben diesem Moment darüber nachdenkt, ob sie nicht lieber ganz schnell zu Richard zurückfahren und den hastig geschriebenen Zettel vernichten soll, der ihrem Leben mit einem Schlag eine ganz neue Richtung geben wird.
    Die wunderbare, trunkene Seifenblase droht zu platzen. Ein furchtbares Gefühl der Panik macht sich breit. Soll ich Zuflucht im Schlaf oder in einer weiteren Flasche Wein suchen? Ach, was soll’s, ich kann ja doch nicht schlafen. In der Küche öffne ich eine Flasche guten australischen Shiraz, den ich für eine besondere Gelegenheit aufbewahrt hatte.
    Meine Katze Hastings (diesen Namen hat sie, weil das Leben mit ihr eine lange Willensschlacht ist), die sowieso schon angewidert ist, weil ich so spät dran bin und ihr nur eine alte Dose Sardinen in Tomatensoße zum Abendessen anbieten konnte, verfolgt mich aus dem Winkel eines ihrer verschlafenen grünen Augen.
    Hätte sie Augenbrauen, würde sie sie bis in den Himmel hochziehen. Könnte sie sprechen, würde sie vorwurfsvoll »schon wieder betrunken« sagen. Stattdessen stapft sie, da ich sie von ihrem Platz zwischen dem Weinregal und dem Toaster vertrieben habe, von dannen und rächt sich, indem sie besagte Sardinen in meine Pantoffeln erbricht und anschließend ihre Schnauze an meiner Bettwäsche abputzt.

Kapitel 2
    Um halb acht werde ich vom Klingeln des Telefons geweckt. Es gibt nur einen Menschen, der mich so früh an einem Samstag anrufen würde. Einen Menschen, der statt seines üblichen Samstagmorgenrituals, bestehend aus einem heißen Frühstück und lauwarmem Sex, nur ein leeres Bett vorgefunden hat.
    »Bist du das, Fliss?«
    Mein Schädel hämmert, ich habe einen gewaltigen Kater, Katzenkotze im Haar und kann mich vage daran erinnern, dass ich etwas haarsträubend Unerhörtes getan habe.
    »Nein, hier ist die chinesische Wäscherei.«
    Angeekelt streiche ich die betroffene Haarsträhne aus meinem Gesicht, klemme mir den Hörer auf die saubere Gesichtsseite und taumele ins Bad.
    »Lass den Blödsinn.« Er klingt verärgert. »Was um Himmels willen hast du angestellt?«
    »Ich habe geschlafen. Und du?«
    »Felicity!«
    Oho, mein voller Name. Jetzt weiß ich, dass er verärgert ist.
    »Was zum Teufel ist los? Warum bist du nicht hier, und was soll dieser Zettel?«
    Zettel? Au

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