Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
ich … also, bevor Alex und ich …«
Ich verstumme und versuche es dann erneut.
»Ich will damit sagen, es ist schlimm genug, dass Alex verheiratet ist, ganz zu schweigen davon, mit wem!« ›Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib‹ und so weiter. Ich könnte es ja wortwörtlich nehmen und behaupten, dass nirgends geschrieben steht, nicht seiner Nächsten Mann zu begehren, aber wir wissen doch alle, worum es in Wahrheit geht, nicht wahr?« Seufzend stütze ich das Kinn auf die Hand.
Florries Blick wandert kurz zu Dad hinüber und dann zurück zu mir. Sie sieht verlegen aus.
»Entschuldige«, stammele ich, als mir die Bedeutung dieser Anspielung aufgeht. »Das ging nicht gegen dich, ehrlich nicht. Habe ich dich beleidigt? Das wollte ich bestimmt nicht.«
»Natürlich nicht, Fliss«, versichert sie mir, »ich weiß doch, dass du es nicht so gemeint hast. Erzähl mir mehr von Alex. Was empfindest du für ihn? Liebst du ihn?«
»Ja … nein … ich weiß es nicht. Doch, ja. Ich glaube wirklich, dass ich ihn liebe, aber vielleicht wäre es besser, im Augenblick nicht darüber nachzudenken.«
Ich reibe mir die Augen. Sie schmerzen. Mein Kopf schmerzt. Mein Gehirn schmerzt, obwohl das nicht an der Überbeanspruchung liegen dürfte, wenn man auf die letzten Tage zurückblickt.
»Ich bin so durcheinander! Ich weiß nur, dass ich mit ihm zusammen sein will, aber das geht nicht. Ich kann nicht aufhören, an ihn zu denken. Ich würde ihn so gerne berühren, ihn spüren, und zwar nicht nur in Gedanken, sondern in meinen Armen …«
Verlegen breche ich ab.
»Ich klinge schon wie ein wandelnder Kitschroman, was?«
Florrie lacht. »Es ist die Aufrichtigkeit, die zählt. Also hast du den Mann, den du liebst, um Sally-Annes und Richards Beziehung willen geopfert?«, stellt sie ruhig fest. »Wie schade, dass Richard solch einen Großmut gar nicht wert ist.«
»Oh, ich habe es nicht für ihn getan«, sage ich hastig. »Keinesfalls! Wenn ihr mich fragt, geben er und Kat ein verdammt gutes Paar ab. Sie haben sich gegenseitig verdient. Ich habe es für Sally getan, weil sie ihn liebt und ich nicht will, dass sie verletzt wird.«
Zumindest hoffe ich, dass Sally ihn liebt. Sie behauptet es schließlich, obwohl es mir immer schwer fiel zu glauben, dass jemand, der so unendlich einfühlsam ist wie sie, einen Menschen wie ihn lieben könnte.
»Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?«, frage ich Florrie, als mir Sallys Worte wieder einfallen.
»Oh, ich glaube an Liebe auf den ersten Blick. Dein Vater behauptet immer, ich sei eine unverbesserliche Romantikerin. Aber ich muss an ein gutes Ende glauben können. Es war dieser Glauben, der mir geholfen hat, all die Jahre auf Drew zu warten.«
»Warum hast du denn auf ihn gewartet, wenn ich fragen darf? Ich meine, du weißt doch, dass er … entschuldige, aber es würde mir wirklich helfen, es zu wissen, es wirklich zu verstehen.«
Florries warme Hand umschließt meine kalte Hand und drückt sie. Es ist eine vertrauliche Geste, die von echter Zuneigung zeugt, und ich weiß sie zu würdigen.
»Ich wusste, dass deine Mutter ihn nicht liebt. Hätte ich geglaubt, dass sie es täte, hätte ich ihn ihr nie wegnehmen können. Es war keine Rolle, auf die ich versessen war, Fliss, die der ›Anderen‹. Es ist einfach passiert, fürchte ich. Ich habe mich in Drew verliebt. Es ist sehr schwer, gegen starke Gefühle anzukämpfen. Ich wusste einfach, dass ich mit ihm zusammen sein muss, ganz egal wie.«
»Aber Dad war so unglücklich, und du hast ihn geliebt … warum dann so lange warten?« Ich sehe ihn an. »Genau das habe ich doch zu dir gesagt, als du mir von Florrie erzählt hast. Ich verstehe nicht, warum du so lange bei Mutter geblieben bist.«
»Pflichtgefühl, falsch verstandene Treue, blanke Dummheit …« Dad zuckt die Achseln und lächelt reumütig.
»Und er hatte dich und Sally«, fügt Florrie sanft hinzu. »Ich weiß, du warst bereits erwachsen und hast nicht mehr zu Hause gewohnt, doch als ich deinen Vater kennen lernte, war Sally-Anne erst sechzehn. In dem Alter kommt man sich zwar furchtbar erwachsen vor, aber im Grunde ist man immer noch ein Kind. Wäre Drew damals gegangen, hätte sie das völlig aus dem Gleichgewicht gebracht.«
»Florrie war meine Rettung«, sagt Dad und sieht sie liebevoll an. »Mein Licht am Ende eines sehr dunklen Tunnels.«
Er legt den Arm um ihre Taille und drückt sie an sich.
»Ich weiß nicht, was ich ohne sie gemacht
Weitere Kostenlose Bücher