Eine Chance für die Zukunft (German Edition)
unbehagliches Schweigen. Am
Strand nehme ich meine Sandalen in die Hand und laufe barfuß weiter bis Colin
anfängt zu sprechen.
„Du hast also eine
dreijährige Tochter.“
Was soll ich sagen?
„Ja, Lilly.“
„Wie lange sind wir jetzt
zusammen?“
Zusammen? Meint er so
richtig? Eine Beziehung? Bevor ich antworten kann spricht er weiter.
„Wir haben so viel
geredet, uns von unserem Leben erzählt, von unseren Familien und du hast es
nicht für nötig befunden, mit einem Satz deine Tochter zu erwähnen?“
Ich weiß nicht, was ich
sagen soll.
„Gehört deine Tochter
nicht zu deinem Leben? Ist sie nicht deine Familie? Bedeutet sie dir nichts? So
sieht es nämlich für mich aus, wenn du sie verschweigst, als wäre sie dir
peinlich.“
Mir schießen die Tränen in
die Augen und ich schlucke heftig dagegen an. Ich habe nicht damit gerechnet,
dass er mich so angreift.
„Du hast doch gar keine
Ahnung! Meine Tochter ist mein Leben, ich würde alles für sie tun!“
Ich schreie allen Frust
heraus, während er immer ruhiger, immer böser wird.
„Ach ja? Hast du mir
deshalb nichts von ihr erzählt? Warum Annie? Warum durfte ich nichts von ihr
wissen? Wie kann man sein eigenes Kind so verleugnen?“
Verleugnen? Das habe ich
nie gewollt. Aber irgendwie hat er Recht, ich habe sie ihm gegenüber
tatsächlich verleugnet.
„Ich hatte Angst.“
Meine Stimme ist kaum mehr
als ein Flüstern, vor lauter unterdrückten Tränen.
Colin zuckt zurück, als
hätte ich ihn geschlagen.
„Du hattest Angst? Vor
mir? Weshalb? Habe ich dir je einen Grund gegeben, Angst zu haben? Meinst du
nicht, ich habe gemerkt, dass du am Anfang bei jeder Berührung zurückgezuckt
bist. Ich weiß zwar nicht warum, aber habe ich mich nicht bemüht, dir das zu
nehmen? Hast du mir nicht vertraut, als wir miteinander geschlafen haben? Hat
dir das alles nichts bedeutet?“
Ich merke, wie wir vom
Thema abschweifen. In diese Richtung darf unser Gespräch nicht gehen.
„Ich hatte Angst, dass du
mich nicht mehr sehen willst.“
Ich antworte nur auf seine
ersten Fragen, der Rest hat Zeit.
„Dass ich dich nicht mehr
sehen will? Nur weil du eine Tochter hast? Das ist doch Schwachsinn!“
Jetzt ist er es, der laut
wird.
„Ist es nicht vielmehr so,
dass du mir Lilly vorenthalten wolltest, weil sie auch meine Tochter ist?“
Er rauft sich die Haare,
dann packte er mich an den Schultern und schüttelt mich kurz, als ich schweige.
„Ich bin nicht blöd, ich
weiß wie lange eine Schwangerschaft dauert und ich weiß auch, wann Widder
geboren werden. Antworte mir Annie! Ist Lilly meine Tochter?“
Ich schluchze auf, kann
die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich kann ihn nicht ansehen und blicke zu
Boden, als ich leise sage: „Ich weiß es nicht…“
Er lässt mich so abrupt
los, dass ich nach hinten stolpere.
„Du weißt es nicht?“,
jetzt klingt er nicht mehr nur wütend, auch erstaunt. Und verletzt. „Wie kannst
du nicht wissen, wer ihr Vater ist? Mit wie vielen Männern hast du zu der Zeit
geschlafen? Bist du nach dem Quickie mit mir gleich dem Nächsten an den Hals
gesprungen? Wie viele Möglichkeiten gibt es denn Annie? Nur Zwei? Oder noch
mehr?“
Ich merke, dass er mich
mit jedem Wort verletzen will, so, wie ich ihn anscheinend verletzt habe.
Leise fügt er noch hinzu:
„Ich hätte dich nie für eine Schlampe gehalten. In den letzten zehn Jahren
hatte ich drei Gerichtstermine, weil Frauen mir ein Kind anhängen wollten. War
das auch dein Plan? Wolltest du, dass ich mich in dich verliebe, um mir dann
das Kind unterzuschieben? Oder denkst du genau anders herum und willst mir mein
Kind vorenthalten?“
Ich starre immer noch auf meine
Füße, meine Tränen tropfen in den Sand, ich kann nicht aufhören zu weinen.
„Es tut mir leid.“, bringe
ich nur leise krächzend heraus.
Colin geht, lässt mich
allein hier stehen. Nach ein paar Metern dreht er sich noch einmal zu mir um.
„Spar dir deine Tränen,
damit erreichst du bei mir gar nichts. Ich will einen Vaterschaftstest. Und
wenn ich dich darauf verklagen muss. Wenn Lilly meine Tochter ist, habe ich ein
Recht auf sie.“
Er wendet sich endgültig ab
und verlässt den Strand. Ich lasse mich in den Sand sinken, weil ich keine
Kraft mehr habe zu stehen. Dann lege ich den Kopf auf die Arme und schluchze
hemmungslos bis meine Tränen versiegen.
Kapitel 11
Irgendwie schaffe ich es
nach Hause zu kommen und mich in meinem Bett zusammenzurollen. Mir tut alles
weh,
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