Eine Chance für die Zukunft (German Edition)
verändert in den letzten Wochen.
Seine schwarzen Haare sind noch länger geworden und er hat wieder einen
Drei-Tage-Bart, was ihn gefährlich aussehen lässt. Seit unserer ersten
Begegnung vor dem Coffeeshop waren seine Wangen immer glatt rasiert. Zusammen
mit den mal wieder schwarzen Augen und der Falte zwischen den zusammengezogenen
Augenbrauen, ist er ziemlich einschüchternd.
Ich halte unbewusst die
Luft an, als er mich bemerkt. Kurz flackert etwas in seinen Augen auf. War das
Sorge? Zu schnell um etwas zu erkennen, ist sein Blick wieder ausdruckslos.
Er mustert Chris und nickt
ihm kurz zu, dann entdeckt er Lilly und kniet sich sofort auf den Boden. Seine
Augen werden weich und die Falte verschwindet während er sie anspricht.
„Hey Lilly! Kennst du mich
noch? Wie ich sehe bist du wieder ganz gesund. Und ich glaube, du bist sogar
ein Stück gewachsen, seit wir uns gesehen haben.“
Lilly, die kleine
Verräterin ist natürlich sofort begeistert und redet auf ihn ein, bis der Arzt
uns holen kommt. Dann flüchtet Lilly sich schnell auf meinen Arm. Sie hat ein
bisschen Angst vor fremden Ärzten. Colin sieht ihr hinterher. Wehmütig? Als er
sieht, dass ich ihn beobachte, verschließt er sich sofort wieder und wendet
sich ab.
Wir werden nacheinander in
das Sprechzimmer geführt und geben unsere Speichelproben für den Test auf einem
Wattestäbchen ab. Der Arzt sagt noch, dass das Ergebnis vier bis sechs Wochen
dauern wird und dann sind wir auch schon entlassen.
Als wir auf die Straße
treten, steht Colin auf einmal hinter mir. Er hat die ganze Zeit kein Wort zu
mir gesagt, aber jetzt spricht er mich an.
„Na, da hast du dich aber
schnell getröstet. Und der Neue darf sogar Papi spielen.“
Ich bin so erstaunt, dass
ich zu spät realisiere, was er eigentlich gesagt hat. Mein Bruder hat ihn
anscheinend sofort verstanden, denn Chris springt vor und drückt Colin mit dem
Unterarm an seiner Kehle an die Wand.
„Pass auf, was du sagst,
Arschloch! Ich bin ihr Bruder!“, faucht er Colin mit zusammengebissenen Zähnen
an. Ich sehe, dass Chris ihn am liebsten schlagen würde, aber ich kann mich
nicht rühren, um die beiden zu trennen. Ich bin wie erstarrt.
„Da solltest du aber
besser auf deine Schwester aufpassen, bevor sie wieder schwanger wird und nicht
weiß, wer der Vater ist.“, krächzt Colin und versucht sich los zu machen.
Da kennt er meinen Bruder
aber schlecht. Mir frisst sich der Schmerz über seine Worte durch die
Eingeweide und ich habe das Gefühl mich übergeben zu müssen. Durch das Rauschen
in meinen Ohren höre ich, wie Chris noch sagt: „Du kennst sie nicht. Und hättest
du sie je gemocht, hättest du nach IHRER Version gefragt und sie nicht mit
Vorwürfen überhäuft. Meine Schwester hat nichts falsch gemacht. Sie war das
Opfer!“
Damit schubst er Colin
weg, dreht sich um und geht zu Lilly, die ein paar Meter vorgelaufen war. Die
Kleine hat glücklicherweise nichts von dem handfesten Streit mitbekommen,
sondern ist versunken in den Anblick von ein paar Möwen, die sich um ein Stück
Brot zanken.
Ich stehe noch immer wie
festgewachsen, zu erschüttert bin ich über das, was Colin gerade über mich
gesagt hat. Ich merke, wie mir die Knie weich werden und ich anfange zu zittern,
als Chris mich am Arm fasst und zum Auto führt.
Kapitel 12
Zu Hause angekommen, habe
ich das Gefühl, in ein Loch zu fallen. Ich höre immer wieder Colins Worte und
kann nicht glauben, dass das derselbe Mann ist, den ich auf der Yacht im
Sonnenschein geliebt habe. Ist das wirklich noch nicht einmal vier Wochen her?
Ich habe das Gefühl, mein Leben ändert sich mit jeder Sekunde, die vergeht. Ich
versinke in meinen Gedanken, während Chris sich um Lilly kümmert.
Am Freitag geht Lilly
nicht in den Kindergarten, Chris möchte seinen letzten Tag mit ihr genießen.
Morgen nach dem Frühstück fährt er wieder nach Hause. Er geht mit ihr in den
Zoo, während ich versuche mich vom Grübeln abzuhalten und ein bisschen zu arbeiten.
Als Lilly abends im Bett ist, trinken wir wieder einen Wein und reden. Chris
rät mir, Colin zu vergessen. Wie kann ich etwas für jemanden empfinden, der
mich so niedermacht. Ich weiß, dass er recht hat, aber ich kann ihn nicht
vergessen. Ich kenne seine lieben Seiten zu gut. Die Fürsorge, die
Zärtlichkeit, sein Lachen, all das habe ich noch deutlich vor Augen und
vermisse es. Außerdem kann ich ihn nicht aus meinen Gefühlen ausschließen, wenn
ich ihn womöglich
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