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Eine dunkle & grimmige Geschichte

Eine dunkle & grimmige Geschichte

Titel: Eine dunkle & grimmige Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Gidwitz
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mürrisch.
    »Ach, ich bin mir sicher, es war gar nicht so schlimm«, sagte Hänsel und häufte Finger auf den Teller des Teufels.
    »Deine Stimme hört sich heute so komisch an, Großmutter. Geht es dir gut?«, fragte der Teufel.
    Hänsel brach der Angstschweiß aus. »Natürlich, mein Bester«, sagte er. »Nur eine kleine Erkältung.« Und er schniefte zweimal laut.
    Der Teufel setzte sich hin und drehte sich zu Hänsel. »Ich sage dir, es stinkt hier nach Menschenfleisch! Es ist ekelhaft!«
    Hänsel erinnerte sich, was die Großmutter am Vortag gesagt hatte. »Natürlich tut es das! Was denkst du, was wir zu Abend essen?«
    Der Teufel nahm einen Bissen vom Abendessen und spie ihn wieder aus. »Das ist ekelhaft. Was ist das?«
    »Reste«, sagte Hänsel nervös.
    »Bäh! Ich hasse Resteessen!« Der Teufel stand auf, stapfte ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch. »Was für ein grauenhafter Tag!«, rief er.
    Hänsel atmete tief ein und ging dann langsam ins Wohnzimmer. »Mein Lieber«, sagte er. »Lass mich dein Haar streicheln. Morgen früh wird alles schon viel besser aussehen.« Und Hänsel setzte sich in die Mitte des Wohnzimmerteppichs, genau wie es des Teufels Großmutter getan hatte.
    Der Teufel grummelte vor sich hin und legte seinen Kopf in Hänsels Schoß. »Warum zitterst du denn, Großmutter?«, fragte er.
    »Damit ich dich in den Schlaf wiegen kann, mein Lieber«, sagte Hänsel und versuchte, nicht mit den Zähnen zu klappern.
    »Großmutter, singst du für mich?«, fragte der Teufel und schloss seine Lider.
    »Natürlich, mein Lieber«, sagte Hänsel. Er schluckte und begann so laut er konnte zu kreischen.
    »Was für eine schöne Stimme du hast, Großmutter«, sagte der Teufel.
    »Die habe ich nur, damit ich dich in den Schlaf singen kann«, entgegnete Hänsel.
    »Streichelst du meine Haare?«, fragte der Teufel.
    Mit zitternder Hand begann Hänsel, seine Haare zu streicheln.
    »Großmutter, was für zarte Finger du hast«, sagte der Teufel.
    » Schhh «, flüsterte Hänsel. »Schlaf, mein Lieber.«
    Sobald der Atem des Teufels gleichmäßig geworden war, nahm Hänsel eines seiner goldenen Haare zwischen die Finger und riss es heraus.
    »Teer und Pech!«, schrie der Teufel und setzte sich auf. »Warum hast du das getan?«
    Hänsels Herz schlug wild, aber er sagte so ruhig er konnte. »Es tut mir leid! Ich bin eingeschlafen und hatte einen bösen Traum. Da muss ich aus Versehen an deinen Haaren gezogen haben.«
    Der Teufel legte sich wieder in Hänsels Schoß. »Ich liebe schlechte Träume«, sagte er. »Was hast du denn geträumt?«
    Hänsel schluckte. »Ich träumte von einer Stadt mit einem Weinbrunnen, der versiegt war. Alle waren furchtbar traurig darüber.«
    »Diese alten Dummköpfe!«, sagte der Teufel. »Ich habeeinen Frosch unter den Brunnen gelegt. Er blockiert ihn. Sie müssten ihn nur töten. Aber das wissen sie natürlich nicht.« Er kicherte über das Unglück, das er verursacht hatte, und schlief wieder ein.
    Sobald der Teufel wieder ruhig atmete, nahm Hänsel ein weiteres Haar zwischen seine Finger und riss es aus.
    »Schwefel und Galle!«, schrie der Teufel. »Warum hast du das getan?«
    »Es tut mir leid!«, sagte Hänsel. »Ich bin eingeschlafen und hatte wieder einen Albtraum. Ich muss im Schlaf an deinen Haaren gezogen haben.«
    Der Teufel legte seinen Kopf wieder in Hänsels Schoß. »Was war es dieses Mal?«
    »Dieses Mal träumte ich von einer Stadt, in der ein Baum wuchs, der goldene Äpfel trug. Aber der Baum verdorrte und trug keine Äpfel mehr und alle waren sehr traurig.«
    »Diese alten Dummköpfe«, sagte der Teufel. Ich habe eine Maus unter den Baum gesetzt. Sie knabbert seine Wurzeln an und lässt ihn verdorren. Wenn sie die Maus finden und töten, dann würde der Baum wieder goldene Äpfel tragen. Aber das wissen sie natürlich nicht.« Er kicherte voller Freude über das Unglück der Menschen und schlief wieder ein.
    Wieder wartete Hänsel, bis der Teufel ruhig atmete, und rupfte ihm dann ein goldenes Haar aus.
    »Beim Herrgott dort oben und mir hier unten!«, schrie der Teufel und setzte sich auf. »Sag nichts! Du hattest wieder einen schlechten Traum!«
    »Ja!«, sagte Hänsel. »Es tut mir leid!«
    Der Teufel legte sich wieder in Hänsels Schoß. »Mir reicht es langsam«, sagte er. »Erzähl mir den Traum, aber wenn du noch einmal an meinen Haaren ziehst, dann bringe ich dich nach draußen zu den ganzen Sündern.«
    »Ich träumte von einem armen

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