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Eine Ehe in Briefen

Eine Ehe in Briefen

Titel: Eine Ehe in Briefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofja Tolstaja , Lew Tolstoj
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erzählte mir, daß die doppelten Fensterrahmen im oberen Stockwerk, vor allem in den Zimmern der Kinder, noch nicht wieder ausgehängt wurden und deshalb nicht zu öffnen sind. Ich bitte Dich, Ljowotschka, sei uns wenigstens ein bißchen zu Diensten, ordne an, daß dies getan und in beiden Häusern gelüftet wird. [...] Dann berichtete Ljowa noch, die Mauer des Brunnens sei umgestürzt. Dies ist überaus gefährlich für die Kleinen; um Gottes willen, sorge dafür, daß sie gerichtet wird. Je mehr Ihr dort für Ordnung sorgt, desto weniger werde ich zu tun haben. Ich halte hier weiterhin Ausschau nach Erziehern, ein schlimmes Völkchen, und ich konnte mich bisher für keinen entscheiden, obwohl M-r. Tastevin 114 , der zufällig davon hörte, einen der Kandidaten sehr lobte. Tastevin ist mit der Korrektur meiner Übersetzung 115 fast fertig, er verlangt25 R[ubel] pro Druckbogen, was ich ihm gewährte. Er hat versprochen, sich über Gautier an Verleger in Paris zu wenden und mir diese Sache abzunehmen.
    Wir hatten in den letzten zwei Tagen keinen Besuch, und dies macht mir das Leben leichter. Ich habe mich um die Kleinen gekümmert, mit ihnen Eier gefärbt, um sie zu unterhalten; ich habe geschneidert, die Korrespondenz erledigt, nur die Tante und Tastevin waren bei uns – und ich stillte, stillte, stillte. Der Knabe wächst und gedeiht, das Stillen geht unverändert schlecht, d.h., ohne Eis ging es bisher keinen Tag, und es ist immer noch ein wenig schmerzhaft. Milch habe ich bis jetzt genug. Doch meine Verdauung und die des Kleinen funktioniert immer noch nicht ohne entsprechende Mittel, das ist sehr unangenehm. Heute habe ich mich zum ersten Mal nach unten begeben und war für einige Minuten auf dem Balkon, doch ich fühle mich immer noch sehr schwach, meine Beine zittern. [...]
    Ich küsse Dich, Sonja und Ilja 116 . Ljowa sagt über Sonja: »Wie gut und lieb sie ist.« Kolitschka 117 grüße ich. Der Kleine ist aufgewacht, lebe wohl.
    Sonja.
    Samstag, des Nachts.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [28. April 1888]
    [Jasnaja Poljana]
    Deine Briefe habe ich erhalten, liebste Freundin, und ich verüble Euch Euer Schweigen nicht, ebenso wie Ihr, wie ich hoffe, das meinige nicht verübelt und weiterhin schreiben werdet. [...] Mache Dir keine Sorgen um Iwan, mein Herz, und mache Dir nicht zu viele Gedanken. Gott hat ein Kind geschenkt, Gott wird ihm Nahrung schenken. [...] Kolitschka 118 und Dunajew 119 sind weiterhin bei mir. Wir verleben die Zeit hier sehrgut, Dunajew erfüllt die Rolle des Kochs sehr annehmbar, und ich tue gar nichts, sondern schone mich Deiner Anweisung entsprechend. [...]
    Ich bitte Dich, mir alles zu schreiben, was bis zu Eurer Ankunft zu erledigen ist, ohne Details zu übergehen. Die Vorbereitungen bereiten mir großes Vergnügen. Ich werde gut durchlüften, und es wird keine Feuchtigkeit im Haus bleiben. Der Brunnen birgt keine Gefahr, denn die Stelle ist mit Erde zugeschüttet, doch er muß gerichtet werden, ich werde es anordnen. [...] A[lexander] Ja[kowlewitsch] hat sich vorgestern freigenommen, um für zwei Tage nach Hause zu fahren. Wenn er zurück ist, werde ich mit ihm alles besprechen und beginnen, das Streichen, die Vorbereitungen und was Du sonst noch zu tun mir aufträgst.
    Was mich betrifft, so halte Dich nicht zurück und teile mir mit, sollte es Dir mit Iwan besser und fröhlicher zumute sein, wenn ich bei Dir bin. Es wird mir Freude und Glück sein, nach Moskau zu kommen, eine Arbeit wird sich auch dort finden. – So tue dies also. Mir ist so gut, leicht, seelenvoll und liebevoll zumute, wenn ich bei Dir bin, ebenso auch Dir, so hoffe ich. Das Wetter war erbärmlich, doch heute scheint es sich zu bessern. Ich küsse Euch alle. Ihr, liebe Mädchen, schreibt; und wenn die Knaben, unter Ljowas Anleitung, ebenfalls schrieben, wäre es noch schöner.
    L. T.
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    [1. Mai 1888]
    [Moskau]
    Das Stillen geht überaus schlecht, liebster Freund. Eine Brust tut so weh, daß ich nach jedem Stillen schweißgebadet und fast hysterisch bin und die Tränen nicht zurückhalten kann. Welch höllische Schmerzen! Wie unnatürlich ist doch alles in der Welt! Tanja sah einmal zufällig, wie es mir beim Stillen ergehtund sagte voller Bitterkeit: »Du mußt eine Amme nehmen.« Doch bisher möchte ich dies nicht und bete zu Gott um Geduld. Ich habe so wenig Milch, und der Kleine hat so dünne Beinchen, ist an Antlitz und

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