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Eine Ehe in Briefen

Eine Ehe in Briefen

Titel: Eine Ehe in Briefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofja Tolstaja , Lew Tolstoj
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Du gesund bleibst und Muße zur Arbeit hast.
    Was bei uns hier alles passiert ist, während Du dort elendig littest! Gestern fand schließlich nun die Aufführung der Komödie statt, es war ein Erfolg. Seit dem Morgen wurde gehämmert, geklebt, die Bühne eingerichtet. [...] Ohne uns aus dem eigenen Haushalt mitzuzählen, kamen 30 Personen zusammen. [...] Alle lachten sehr über das Stück und applaudierten viel. Die Kinder waren begeistert. Die Aufführung war rechtschnell vorüber, ich schickte unbemerkt nach der Klavierbegleiterin, und dann wurde bis zur Erschöpfung getanzt, 14 Paare waren es oder mehr. [...]
    Heute gehen wir alle wieder unseren Aufgaben nach. Ljowa machte sich an seine Lektionen (er war gestern sehr vornehm und elegant, besonders bei der Masurka), die Kleinen hatten Unterricht, Tanja hat etwas gemalt, und ich machte meine Arbeit. [...] Es ist eine Unmenge von Briefen für Dich gekommen. Tschertkow schreibt Dir sehr zugetan; er kommt mit seiner Frau am 2. Mai nach Moskau und bleibt bis zum 5.; er freut sich darauf, Dich zu treffen, aber Du bist nicht hier. Gott weiß, warum Du fortfuhrst, es war mir so weh um Dich! Den Brief Tschertkows lege ich bei, Du wirst Dich über ihn freuen.
    [...] Lebe wohl, liebster Freund, ich küsse Dich und Serjosha. [...] Hier sind alle wohlauf und guter Dinge.
    Sonja.
    27. April 1887, am Abend.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [22. Oktober 1887]
    [Jasnaja Poljana]
    Uns geht es gut, alle sind wohlauf, sowohl physisch als auch psychisch. [...] Ich schreibe an den Vormittagen ein wenig – einmal geht es gut voran, das andere Mal stockt es, wie schon zuvor. Tanja hat mit der Reinschrift begonnen, doch sie vermag Deine »wundervollen« Hände nicht zu ersetzen 107 . Hoffentlich nur bist Du gesund, liebste Freundin. Wir fürchten, Deine Neuralgie könne nach dem Umzug nach Moskau wieder beginnen. Die Mädchen 108 sind ruhig, heiter und beschäftigt – es ist eine Freude, sie zu sehen. Ich nähe Stiefel, doch Pawel 109 hat meine Leisten durcheinandergebracht, die Stiefel für Tanja sind zu kurz geraten, wie es scheint, und Mascha werden siewohl auch nicht passen. Ich nähe sie zu Ende, vielleicht passen sie Andrjuscha, den ich küsse, und Mascha, die ich küsse, wenn ich am Leben bleibe, nähe ich ein anderes Paar. [...] Bis jetzt habe ich noch keinen Brief von Dir.

1888
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    18. April [1888]
    [Moskau]
    Man sagte mir, Du seiest gestern heiterer Stimmung losgewandert 110 , lieber Ljowotschka. Ich bin glücklich, daß heute so gutes Wetter ist und Ihr Euch nicht bereits gestern abend aufgemacht habt. Ich male mir aus, wie glücklich Du gewesen sein mußt, als Du nach den gepflasterten Brücken und Steinen auf weichen Grund, wie meine Schwester Tanja zu sagen pflegt, getreten bist und vor Dir sich die unendliche Weite eröffnete. Mir schien dies aus meinem Käfig so beglückend, doch wenn ich an die Nachtquartiere denke, die Verpflegung und das Volk – dann möchte ich doch nicht loswandern.
    Ich hoffe, daß diese Wanderung Dich belebt und daß das Ergebnis nicht wieder ein Palkin 111 sein wird, sondern etwas Poetisches, Liebliches und Künstlerisches. Dies alles: I hope . 112
    [...]
    Der Kleine 113 und ich haben heute etwas besser geschlafen, ich fühle mich frischer. Schreibe mir oft; in Minuten der nervlichen Anspannung wird dies mir eine Stütze sein.
    Die Mädchen machen Einkäufe, Serjosha will nach Nikolskoje fahren, vermutlich morgen. Die Kleinen gehen andächtig in die Kirche, sie möchten dies selbst, ich freue mich darüber, mögen sie ohne unbedarfte oder überreife Einmengung ihre eigenen Schlüsse ziehen.
    [...]
    Lebe wohl, liebster Freund, ich gebe nun Mischa Unterricht und eile, damit der Brief aufgegeben werden kann. [...] Ich küsse Dich.
    S.T.
    Montag, 18. April.
    1888.
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    23. April [1888]
    [Moskau]
    Ljowa hat mir nun endlich Nachrichten über Euch alle überbracht. Nun seid Ihr also, Gott sei es gedankt, gut angekommen, d.h., Du bist gesund und munter, mir ist jetzt leichter auf der Seele. [...] Ljowa brachte auch Blumen – Veilchen – und die frühlingshafte Stimmung aus Jasnaja Poljana mit, was uns alle sehr gefreut hat. Es zieht uns alle sehr dorthin. Dieser Wunsch legte sich indes bald wieder, und wir kamen zum Schluß, daß es gut ist, wie es ist, wenngleich heute die Mädchen schlechter Laune waren.
    Ljowa

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