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Eine Ehe in Briefen

Eine Ehe in Briefen

Titel: Eine Ehe in Briefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofja Tolstaja , Lew Tolstoj
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dort bei Euch und wie traurig ist es, daß jene, die kamen, um zu helfen, miteinander nicht in Frieden leben können. [...]
    Heute war Mathilda 84 hier und bot an, Sascha zu unterrichten, und zwar für ebenjene Summe von 20 Rubel, die ich auch der Lehrerin bot. Bis jetzt unterrichte ich sie recht gewissenhaft selbst; doch ich habe sehr wenig Zeit und bin rasch gereizt, wassich auf unser Verhältnis nicht gut auswirkt. Ich bin sehr froh über Mathildas Unterstützung für die nächsten zwei oder drei Monate. Den Französischunterricht werde ich jedoch weiterhin selbst übernehmen.
    [...]
    Wir alle sind wohlauf, auch mir geht es etwas besser, meine Nervosität macht mir nicht mehr zu schaffen. Gegen drei Uhr gehe ich zu Bett; ich lese des Nachts und des Morgens die Korrektur 85 , damit der Tag etwas freier ist – mehr gibt es nicht zu erzählen. Andrjuscha ist artig, alles ist beim alten; er ist schlecht in der Schule, obgleich er viel lernt, Mischa liest »Anna Karenina«, ich kann es ihm nicht ausreden, doch ich heiße es nicht gut, denn es ist noch zu früh. Seit Sonntag gehen Sascha und Wanetschka nicht mehr nach draußen; ständig herrschen Schneetreiben, Frost von minus 12 bis 15 Grad und starker Wind. – Daß Ihr 90 Garküchen in Augenschein nehmen wollt, ist ganz und gar unnötig. Ist das denn überhaupt möglich? Wozu soll das gut sein?
    [...] Gestern schrieb ich Mascha und habe dabei ganz vergessen, daß sie am 12. ja Geburtstag hat. Ich gratuliere ihr und wünsche Ihr mehr wahrhafte Freude für das kommende Jahr. Ich küsse Euch alle.
    S.T.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [14. Februar 1893]
    [Jasnaja Poljana]
    Es ist jetzt 11 Uhr am Abend, Sonntag. Alle Helfer haben bis eben zusammengesessen, Tee getrunken, einander vorgelesen und sind nun auseinandergegangen [...]. Ich schreibe Dir nun ein paar Worte. Uns geht es gut, und wir sind guter Stimmung. Die Mädchen waren heute recht viel unterwegs, ich blieb hier. Die Besichtigungen der Garküchen neigen sich dem Ende zu.Es herrscht starker Frost, doch es geht kein Wind, und die Wege sind gut. [...]
    Und Du quälst Dich immer noch mit den Korrekturen. Warum schläfst Du denn des Nachts nicht?
    Nun also, lebe wohl, auf ein baldiges Wiedersehen. Ich küsse Dich und die Kinder. Die Lektüre der An[na] Kar[enina] ist für Mischa natürlich noch zu früh.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [25. Februar 1893]
    [Jasnaja Poljana]
    Gestern traf Ljowa hier ein, wir haben uns verplaudert, außerdem herrschte Schneetreiben, so daß wir nicht nach Koslowka nach Briefen geschickt und auch nicht geschrieben haben. Wir alle sind wohlauf. Ljowa scheint es immer noch nicht besser zu gehen, und es tut mir weh zu sehen, wie aus einem lebensfrohen, schönen jungen Mann ein Hinfälliger wurde 86 . Aber ich hoffe, das wird sich wieder geben. Seelisch geht es ihm gut, und er ist frohen Mutes. Ich ging spazieren und machte einen Ausritt nach Jassenki. [...] Wenn nichts dazwischenkommt, kommen wir am Samstag mit dem Eilzug. Bleibe gesund und munter und sei der Cholera wegen nicht beunruhigt. Ich küsse Dich, Tanja und die Kinder.
    L.T.
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    [26. Februar 1893]
    [Moskau]
    Heute erhielt ich, lieber Ljowotschka, Deine Nachricht, daß Du am Samstag kommen wirst, und ich bin glücklich, Dich bald wiederzusehen. Ich hoffe, daß nichts dazwischenkommt und daß Ihr alle wohlauf seid. – Gestern brachte Ljowa EuchNachrichten von uns; die ganze Nacht heulte der Wind, und ich war im ungewissen, ob er gut angekommen ist. [...] Tanja lebt wieder ihr altes Moskauer Leben, und dies scheint ihr großes Vergnügen zu bereiten. Sie hat nur wenig von Begitschewka und dem Stand der Arbeit dort erzählt, ich muß also warten, bis Du kommst und mir berichtest. Tanja hatte heute nachmittag um 3 Uhr eine Einladung bei den Mamonows zum Tee, von dort ist sie in die Schule gefahren. Am Samstag wird sie mit Sonja [Mamonowa] einen bunten Abend mit Spielen für die Kinder veranstalten, zwanzig Kinder sind eingeladen, und ich bin ziemlich bekümmert, daß Du ankommst, wenn hier ein solcher Trubel mit einem Haufen von Kindern und deren Eltern herrscht. Doch wir können den Abend nicht absagen. [...]
    Mein Leben verläuft wieder in der Welt von damals – »Krieg und Frieden« –, was mich überaus entzückt. Wie dumm war ich doch, als Du »Krieg und Frieden« schriebst und wie klug Du! Wie gut, ja genial ist

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